Tessa
Wir liegen beide da. Zander schaut auf mich hinab. Seine Lippen sind geschwollen und sein Blick weich. Er sieht mich an, als wäre ich das Kostbarste auf der Welt. Als wäre ich alles, was er für den Rest seines Leben anschauen will.
Mein Herz rast in der Brust, trotzdem scheint es völlig ruhig. Als hätte es Gewissheit.
Zander zu küssen ist vertraut und neu zugleich.
Aber etwas muss ich noch aus meinem Kopf bekommen.
„Zander?" Er hat sich nun neben mich gelegt, somit stütze ich mich seitlich auf meinen Ellenbogen, um ihn ansehen zu können.
Er fährt zärtlich mein Gesicht entlang. „Ja?"
„Lass mich nicht alleine", flüstere ich.
Zander setzt sich ebenfalls ein Stückchen auf. „Niemals, Tess. Ich verspreche dir, für immer bei dir zu bleiben."
Hastig halte ich ihm den Mund zu. „Versprich nichts, was du nicht halten kannst. Du weißt nicht, was alles passieren kann, Zander." Ich blicke ihn an. „Und ich würde es nicht ertragen, dich noch einmal zu verlieren."
Er lächelt mich warm an. Seine Hand legt sich auf meine Wange. „Dann verspreche ich, dass du nie alleine sein wirst. Ich verspreche dir, deine Hand zu halten, so lange es geht. Und wenn der Tod mich dir wegnimmt, schwöre ich, dich zu suchen. Ich werde deine Hand bis zu meinem letzten Atemzug halten. Ich schwöre dir, dass ich dich im nächsten Leben noch finden werde, egal, wie lange es dauert." Zander sieht mir unverwandt in die Augen und die Ernsthaftigkeit lässt einen Schauder meinen Rücken hinabjagen.
„Gott, ist das kitschig." Ich will mein Gesicht verziehen, aber das Grinsen kann ich nicht aufhalten. Breit strahle ich ihn an. „Ich meine, wir sind noch nicht richtig zusammen und du sprichst schon über bis dass der Tod uns scheidet."
Zander sagt nichts. Er sieht mir nur weiter in die Augen, bis sich das wohl schönste Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitet. „Ich glaube, ich habe dich bereits schon einmal gefragt, ob du mich heiratest, oder?"
Ich erinnere mich. Es war an unserem ersten gemeinsamen Tag. Ich habe ihm erzählt, dass ich koche und backe. Damals habe ich gelacht, weil ich vor einigen Jahren alles dafür gegeben hätte, diese Worte aus seinem Mund zu hören. Und dann sagt er sie, doch meint es nur als Scherz. Ich fand es einfach witzig, wieso auch immer. Ironie, denke ich.
„Keine Sorge, Tess. Ich frage dich jetzt nicht, mich zu heiraten. Aber ich will es. Dich und mich. Für immer." Er beugt sich ein weiteres Mal zu mir runter und küsst mich.
Der Kuss ist süß, voller Gefühle und warm. Hitze breitet sich in meiner Brust aus. Neckend dringt seine Zunge in meinen Mund ein und treibt mich in den Wahnsinn. Er schmeckt nach Schokoladeneis. Er schmeckt nach allem, was war und alles, was noch kommt. Und obwohl der Kuss so langsam ist, bin ich hinterher völlig außer Atem.
Zander küsst mich abschließend auf die Stirn. „Du und ich, Tessa."
Ich glaube, jede Sekunde schmelzen zu müssen. „Du und ich", piepse ich.
Zander legt sich zurück ins Kissen und zieht mich dabei eng an seinen Körper, ehe er die Decke über uns ausbreitet. Er startet den Film, doch mein Körper pulsiert von all den Empfindungen der letzten halben Stunde.
Früher habe ich gedacht, mein Herz sei irreparabel beschädigt, in viele Bruchstücke zersprungen. Als würde ein Teil fehlen. Es war verloren und hat eine klaffende Wunde hinterlassen. Doch jetzt weiß ich, dass dem nicht so ist. Das Teil war nie verloren. Zander hatte es die ganze Zeit über.
Und jetzt habe ich es wiedergefunden.
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One Kiss
General FictionTessa Chambers. Ambitioniert, selbstsicher und leidenschaftliche Schwimmerin. Sie zieht für ihr erstes College-Jahr nach Brighten und als sie auf einmal ohne einen Platz zum Schlafen dasteht, scheint ihr Bruder die Lösung zu sein. Tessa arbeitet run...