Kapitel 1

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„Ash nazg durbatulûk, ash nazg gimbatul,

ash nazg thrakatulûk agh burzum-ishi krimpatul."

Die gesprochenen Worte von Gandalf drangen mir durchs Mark und Bein. Ausnahmslos alle erstarrten, abgesehen von Elrond. Empört erhob er sich und wies den Zauberer zurecht.

„Niemals zuvor hat jemand gewagt, Wörter in jener Sprache in Imladris auszusprechen!" ich konnte hören, wie zornig der Herr von Bruchtal war, auch wenn er einen sehr gefassten Eindruck machte.

Eine allgemeine Unruhe brach aus, da jeder mit jedem eine Diskussion anfing.

Mein Ausbilder – Legolas stritt sich mit einem Zwerg namens Gimli. Gandalf mit Boromir, der Waldläufer Aragorn mit anderen Menschen.

Elrond saß auf seinem Platz, die Hände stützten seinen Kopf und seine Stirn runzelte sich. Er murmelte mehr zu sich selbst als zu mir, die neben ihm stand.

„Hier sind sie vereint, die weisesten und klügsten Köpfe aller Völker Mittelerdes ... und sie streiten wie kleine Kinder. Sieh sie dir an Gilenya – Menschen ... Zwergen, Hobbits und Elben – statt in Einigkeit gegen den Feind zu stehen, bekriegen sie sich selbst - schon seit Jahrhunderten."

Zustimmend nickte ich nur mit dem Kopf. Elrond war gebildet und wandelte schon sehr lange auf dieser Welt. Er kämpfte mit meinem Vater und stand ihm bei seinem Tod zur Seite. Der Herr von Imladris gab Ada das Versprechen, sich um meine Mutter und mich zu kümmern.

Olwe – hieß mein Vater, welcher sich unsterblich in eine Menschenfrau – meine Mutter Ilsana, verliebte. Die Frucht ihrer Liebe war dann wohl – ich, Gilenya, eine Halbelbin und inzwischen elternlos. Meine Mutter lebte mit mir in Elronds Obhut, nach dem heldenhaften Tod meines Vaters und starb im Alter von 80 Jahren. Vermutlich hätte sie noch älter werden können, doch ihr Herz schlug nicht mehr im Einklang, seit die Liebe ihres Lebens von ihr gegangen war. Bis zum heutigen Tag konnte ich dem nicht ganz nachfühlen. Mit meinen knapp 200 Jahren war ich viel zu abenteuerlustig und neugierig auf die Welt, anstatt an der Seite eines Mannes sesshaft zu werden.

Doch seit meiner Ausbildung beim Heerführer Legolas kribbelte regelmäßig meine Haut und mein Bauch in seiner Anwesenheit – was auch immer das bedeuten mag. Wir freundeten uns an, nachdem Aragorn sein Freund, uns einander vorstellte. Der Waldläufer war oft in Imladris zu Besuch wegen seiner Angebeteten – Arwen. Die Tochter Elronds war ebenso wie ich eine Halbelbin, welche sich Hals über Kopf in den Dunedain verliebte.

Arwen war es letztendlich auch, die mich ermutigte, bei Legolas in die Ausbildung zu gehen und so verbrachte ich eine Zeit im Düsterwald. In seiner Nähe zu sein war schön, solange er nicht von Tauriel schwärmte ... . Doch das fand ein jähes Ende, seit sie ihn abwies und ihm einen Zwerg vorzog. Das minderte zwar meine Gefühle, die ich der Eifersucht zuordnen würde, doch auch mein Freund veränderte sich. Der Elbenprinz wurde nahezu unnahbar und verschlossen. Nur selten - bei Albernheiten vergaß er die Kontrolle. Man sagte mir, dass er am häufigsten lächle, wenn ich in seiner Nähe war.

Gemeinsam ritt ich mit ihm und weiteren Gefolgsleuten zurück in meine Heimat – Bruchtal. Man erklärte mir bereits zu welchem Zweck die Versammlung diente, doch so richtig vorstellen konnte ich mir die heikle Situation nicht. Alles um uns herum wirkte friedlich und jeden Tag begleitete uns die Sonne.

„Das Böse ist tückisch." gab mir Legolas zu verstehen, als ich meine naiven Gedanken äußerte.

Gerade sah ich ihn wild gestikulieren, als er sich mit dem Zwerg lauthals stritt. Ich wollte dazwischen gehen, doch Elrond hielt mich am Arm fest. Fragend sah ich zu ihm hinunter und folgte seinem Blick zu dem kleinen Hobbit, der den Ring hierherbrachte. Kleinlaut, nahezu schüchtern, verkündete er, dass er die Bürde auf sich nehmen und den Ring zum Schicksalsberg bringen würde. Sofortige Stille trat ein.

Mutig und entschlossen, wie ich Aragorn kannte, stellte er sich an die Seite des Hobbits namens Frodo. Legolas folgte Aragorn – er betrachtete es als seine Bestimmung und so trat auch er der wachsenden Gemeinschaft bei. Entschlossen, mit erhobenem Haupt stellte ich mich zu den anderen Freiwilligen. Die Reaktionen hätten nicht unterschiedlicher sein können: Verwunderung von den Hobbits, Empörung von dem Zwerg, Gleichgültigkeit von Boromir, Stolz von Aragorn, Missmut von Legolas. Letztendlich fragte ich nicht um Erlaubnis und mein Sturkopf war größer als der vermeintliche Protest. Es stand fest! Ich werde ein Teil der Gemeinschaft.

Nach feierlicher Ankündigung von Elrond, dass unsere gemischte Truppe „Die Gemeinschaft des Ringes" sei, ging jeder seiner Wege und bereitete sich auf seine eigene Weise auf die Reise ins Unbekannte vor. Meine Freundin Arwen begleitete mich auf mein Gemach und half mir beim Packen.

„Pass auf Aragorn auf!" bat sie mich leise mit brüchiger Stimme. Die Ärmste ... so viele Abschiede ins Ungewisse musste sie über sich ergehen lassen. Jedes Mal blieb ihr nichts mehr, als zu hoffen, dass er eines Tages – wann auch immer das sein möge, zu ihr zurückkehrte.

War das die Liebe? Dauerhafter Schmerz, ein ständiger Wechsel zwischen Freude und Leid?

„Liebe Freundin ... vermutlich wird er eher auf mich Acht geben müssen. Sei unbesorgt, er wird zurückkehren. Sein Herz weist ihm immer den Weg zu dir." versuchte ich sie zu beschwichtigen.

„Eines Tages, wird sein Herz aufhören zu schlagen ... so oder so wird er vor mir sterben. Die Liebe ist grausam Gilenya. Deswegen sei vorsichtig und besonnen, wem du dein Herz anvertraust!"

Sie war wie eine Schwester für mich und so wusste ich, ihre Ratschläge waren gut gemeint und sollten mich vor Unheil bewahren. Zur Aufmunterung umarmte ich sie.

„Du sollst natürlich auch heil wiederkommen!" schluchzte sie.

„Mir wäre es auch lieber du würdest hier in Bruchtal bei Arwen und Elrond bleiben." ertönte Legolas Stimme aus dem Eingangsbereich. Ein Schauer lief mir beim Klang seiner Stimme den Rücken hinunter.

„Traust du deinen Ausbilderfähigkeiten nicht? Ein Lehrling ist nur so gut, wie sein Meister." scherzte ich verlegen.

„Arwen, ich möchte mit Gilenya unter vier Augen sprechen." forderte er weniger freundlich.

Meine Freundin erhob sich und ging schmunzelnd zur Tür hinaus und schloss sie hinter sich. „Sei nicht so streng zu ihr." sagte sie noch leise zum Prinzen.

Legolas Kiefer malmte aufeinander. Seine ganze Haltung verriet mir, dass er angespannt war. Bedächtig kam er zu mir und setzte sich auf einen Stuhl gegenüber von mir.

„Gil ... Was muss ich tun, um dich von der Gemeinschaft fernzuhalten? Du bist talentiert – keine Frage aber...."

„Was aber?" fuhr ich ihm dazwischen.

„Du lenkst mich ab!" beendete er den Satz.

„Wovon?" fragte ich skeptisch nach, nicht ganz verstehend, was er meinte.

„Von möglichen Gefahren. Wir sind Freunde und ich fühle mich für dich verantwortlich! Ich könnte mir nie verzeihen, wenn dir etwas geschehen würde. Bleib hier, in Sicherheit ... ich bitte dich!" er wurde sanfter doch immer noch fordernd.

„Legolas ... nichts ist wirklich sicher! Die Dunkelheit breitet sich aus – in jedem Winkel von Mittelerde. Niemand ist dann noch irgendwo sicher. Das hast du mir selbst noch vor ein paar Tagen gesagt."

„Doch!"

Unterbrach er mich harsch.

„Elrond schickt Arwen zu den grauen Anfurthen ... geh mit ihr! Dort bist du sicher."

Warum wollte er mich so dringend loswerden?

„Legolas ... von Freunden, insbesondere von denen, dessen Leben ich gerettet habe, erwarte ich, dass sie mich in meinem Vorhaben unterstützen. Es wäre schön, wenn du auf meiner Seite stehst ..."

Seine Augen verengten sich, als ich das Ereignis ansprach...

Vor 60 Jahren, riskierte er sein Leben, als er Tauriels retten wollte. Er bemerkte den Hinterhalt nicht. Legolas war dem Tod näher als dem Leben – doch ich bewahrte ihn davor.

„Das ist nicht fair! Gil ich kann dich nicht auch noch verlieren!"

DU hast die Wahl (Legolas/Eomér FF)Where stories live. Discover now