Kapitel 5

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Wir ritten lange und ohne Rast. Erst als das erste Dorf in Sicht war, wo sich der menschliche Hauptmann aufhalten könnte, durften unsere Tiere etwas langsamer laufen. Aufgrund seines Bekanntheitsgrads wusste der Wirt im Gasthaus sofort, dass der Verbannte vor zwei Tagen durchgereist war. Er hatte wohl wenig Erfolg in diesem Dorf und zog unmittelbar weiter.

„Orophin, wir müssen rasten ... für ein paar Stunden wenigstens!" mahnte ich ihn, als er sich direkt wieder auf dem Weg machen wollte. Mein Begleiter stimmte zu und so ruhten wir in frischen Betten. Jedoch sparten wir uns die Mühe, unserer Kleidung zu entledigen. Wir mussten weiter, um eine Chance zu haben Eomér einzuholen.

Unser Weg führte uns noch durch drei weitere Dörfer, ohne den Gesuchten zu finden. Er schien uns immer einen Schritt voraus zu sein. Die Zeit drängte und wir mussten ihn unbedingt finden. Die Nächte wurden kürzer und teilweise schlief ich auf dem Pferd ein. Orophin wurden mit zunehmender Entkräftung ruhiger und in sich gekehrt. Er war mir eine große Hilfe und in manchen Situationen eine Stütze. In den Dörfern liefen viele Unholde herum, die sich schamlos an jede Frau ran machten und begrabschten. Mir blieb das aufgrund meines eindrucksvollen, starken Begleiters erspart.

Das Glück war auf unserer Seite, als wir bei unseren nächtlichen Ritten an ein Lager mitten im Wald gelangten. Die Wachen waren auf ihren Posten und hielten uns auf. „Wollt ihr euch der Schaar Eomérs anschließen?" wurden wir direkt gefragt.

„Wir wünschen ihn zu sprechen – umgehend!" antwortete der blonde Elb neben mir harsch.

Ohne weiter nachzufragen, ließen sie uns gewähren. „Jetzt bist du dran Gilenya... du bist bestimmt überzeugender als ich."

„Von was soll sie mich überzeugen?" fragte hinter uns eine tiefe Männerstimme.

Langsam drehte ich mich um und neigte mein Haupt zum Gruß. Der Hauptmann trat näher und ich hob langsam meinen Kopf. Unsere Blicke trafen sich, bevor auch er den Gruß mit einem angedeuteten nicken erwiderte. Selten beeindruckten mich Menschen, schon lange nicht so schnell. Seine Entschlossenheit in den braunen Augen zeugte von einem starken Willen.

„Ihr müsst durstig sein .... Geleitet mich in mein Zelt." Orophin wurde schlicht stehen gelassen und keines Blickes gewürdigt. Entschuldigend zuckte ich mit den Schultern, woraufhin er abwinkend sich umdrehte und wahrscheinlich nach Essen suchte. Der große, starke Mann schlug mit einer fließenden Bewegung das Zelt auf und hielt mir den Eingang frei. Sicheren Schrittes folgte ich der stummen Einladung und trat ein. Natürlich war es spartanisch eingerichtet, doch immerhin hatte er seinen eigenen Raum. Seiner Handbewegung folgend, nahm ich auf dem Boden platz.

„Wein?" fragte er knapp.

„Wasser – Bitte!" antwortete ich ebenfalls kurz angebunden und noch etwas angespannt.

Mir wurde ein Kelch mit Wasser gereicht, Brot und Fleisch, obwohl ich nicht danach verlangte.

Damenhaft aß ich hungrig, was man mir gab.

Der Hauptmann lachte amüsiert.

„Ihr seid eine Frau mit Rang ... hier achtet keiner auf Manieren. Esst wie ihr wollt. Ihr müsst hungrig sein und ich bin ein einfacher Mann, der sich nicht daran stört,"

Kurz hielt ich inne und wog seine Worte ab. Er hatte recht, also langte ich genüsslich zu.

„Ihr könnt essen und sprechen... also, wer seid Ihr und warum macht Ihr und euer Mann sich die Mühe, mich aufzusuchen?"

„Orophin ist nicht mein Mann! Er ist mein Begleiter!" antwortete ich prompt.

Eomér begann herzlich zu lachen.

DU hast die Wahl (Legolas/Eomér FF)Where stories live. Discover now