Was ist da im Busch?

17 2 9
                                    

Ein weiterer Hustenanfall schüttelt Zabels Körper und dieses Mal braucht er länger, um sich zu erholen.

„BITTE WAS?", brüllt er dann. War sein Gesicht zuvor wieder heller, so wird es nun noch roter. Er schließt die Augen und atmet tief durch, wahrscheinlich um sich zu beruhigen. Dann fährt er fort: „Ist dir das erst jetzt wieder eingefallen? Nicht nur erzählst du mir erst jetzt, dass du angegriffen wurdest, du findest es nicht einmal angemessen klarzustellen, dass dein Angreifer tot ist? Wie ist das überhaupt passiert?"

„Er hat mich in einem unguten Zustand erwischt, was mir fast zum Verhängnis geworden wäre", erkläre ich, ohne auf genaueres einzugehen, und deute mit einem Nicken auf den Fae. „Sillír kam gerade rechtzeitig. Er hat mir das Leben gerettet."

„Und euch ist nicht in den Sinn gekommen, dass er uns noch von Nutzen hätte sein können?", fragt Zabel mit grimmiger Miene.

„Wie ich bereits sagte, Sillír kam gerade noch rechtzeitig", wiederhole ich. „Ihm blieb nichts anderes übrig, die Zeit war zu knapp!"

Mein Freund wirft mir einen nachdenklichen Seitenblick zu und zieht an seiner Zigarre. Eine Hand hat er auf dem Geländer hinter sich abgestützt. Noch immer überzieht eine dunkle Röte sein Gesicht.

„Wenn du das sagst", brummt er schließlich. „Behalte fürs nächste Mal im Hinterkopf, dass jeder, der uns Hinweise liefern kann, ob Freund oder Feind, wichtig für unsere Ermittlungen ist."

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und beiße mir auf die Unterlippe. „Nächstes Mal? Du gehst davon aus, dass sowas nochmal passieren wird?"

Zabel zuckt mit den Schultern und nimmt einen weiteren Zug. „Wer auch immer dahinter steckt scheint dich als Bedrohung zu sehen. Warum also nicht?"

„Nicht nur mich", meine ich. „Er sprach auch davon, dass mein Freund von der Polizei der nächste sei." Eindringlich sehe ich ihn an. „Du kannst dir wahrscheinlich denken, wen er meinte."

Zabel presst die Lippen aufeinander. „Er hätte es nur mal versuchen sollen!"

„Darum brauchst du dich nun nicht mehr zu sorgen", erwidere ich schulterzuckend.

„Sehe ich vielleicht besorgt aus?", grummelt mein Freund und sieht mich finster an. Ich lege den Kopf leicht zur Seite. „Guuut", gibt er schließlich zu und schnippt Asche von seiner Zigarre ins kümmerliche Gras zu unseren Füßen. „Ich mache mir Sorgen, aber nicht aufgrund eines möglichen Angriffs auf mich, sondern vielmehr, weil du glaubst machen zu dürfen, was du willst."

„Ich erinnere nur ungern daran, dass du es warst, der mich hinzugezogen hat, weil er nicht weiterkam", kläre ich auf und kann mir ein amüsiertes Grinsen kaum verkneifen.

„Das gibt dir noch lange keinen Freifahrtsschein dich aufzuführen, wie es dir gefällt!"

Ich zwinkere ihm zu. „Manchmal muss man Risiken eingehen, um etwas zu erreichen."

Zabel stößt ein verkniffenes Zischen aus. „Versprich mir nur, dass du nächstes Mal nachdenkst, bevor du handelst."

„Es war ja nicht ich, der ihn getötet hat!", widerspreche ich vehement und mein Blick schweift zu Sillír, der soeben seine schlanken Hände an Herr Falkenauges Wangen legt. „Und nochmal, er hatte keine Wahl. Ohne ihn läge ich wahrscheinlich auf dem Siziertisch, statt hier neben dir zu stehen."

Zabel zuckt nur mit den Schultern.

Bei meinen nächsten Worten beuge ich mich zu ihm und senke die Stimme, um sicherzugehen, dass mich niemand außer ihm hört. „Glaubst du nach wie vor, dass die Königin oder die Frau des Kronprinzen hinter dem Ganzen stecken?"

Er dreht sich zu mir und sein Schnauzbart zuckt, doch noch bevor er etwas erwidern kann tritt Sillír mit unbeweglicher Miene zu uns und unsere gesamte Aufmerksamkeit richtet sich auf ihn.

Inzwischen sind die Bediensteten an ihre Arbeiten gegangen, die meisten ins Innere Hohenhains zurückgekehrt, um das Abendmahl der hohen Herrschaften und die Gemächer auf die kommende Nacht vorzubereiten, deren Dämmerung bereits hereingebrochen ist.

„Hast du etwas rausfinden können?"

Sillír schüttelt den Kopf und meine Schultern sacken vor Enttäuschung etwas herunter, bevor ich mich zusammenreiße und Haltung annehme.

„Also gut", meine ich. „Dann werden wir der nächsten Spur nachgehen müssen."

Zabel stößt sich vom Eisenzaun ab und drückt seine Zigarre am Geländer aus. „Und welcher willst du dich als nächstes widmen?"

„Durchsuchung", erläutere ich, ohne seine Frage zu beantworten, und wende mich mit verschmitztem Grinsen an ihn. „Und du darfst entscheiden, was wir durchsuchen, werter Freund."

Er zieht skeptisch eine Augenbraue hoch. „Wie meinst du das?"

„Entweder wir durchsuchen das ganze Schloss nach dem Blauwurz oder wir klappern in Westhaven alle Kräuterläden ab und befragen die Verkäufer, ob ihnen in den letzten Tagen ein Käufer besonders ins Auge gefallen ist."

„Das sind beides bescheuerte und zeitaufwendige Optionen", sagt Zabel mit knirschenden Zähnen.

Ich nicke. „Gewiss, doch ich denke uns bleiben wohl kaum andere Möglichkeiten!"

„Du weißt, das Schloss wurde bereits durchsucht, nicht wahr?"

„Es kann immer etwas übersehen werden", erkläre ich schulterzuckend.

Zabel überlegt kurz und zwirbelt währenddessen an seinem Schnauzbart. „Dennoch", sagt er schließlich, „ich denke wir werden mehr erreichen, wenn wir in Westhaven weitersuchen."

„Mir geht es ähnlich", gebe ich zu. „Damit ist es entschieden: Morgen stehen Kräuterverkäufer auf unserer Liste."

[ONC 2024] Detektiv Schwarzherz und der Fall des KönigsWhere stories live. Discover now