Verzweiflungstat einer Mutter

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Stille kehrt ein. Nur das Zwitschern der Vögel dringt von draußen herein. Die Blicke aller sind auf die Königin und die Frau des Kronprinzen gerichtet, die sich noch immer an den Händen halten. Sillír hat sich wieder hinter uns zurückgezogen.

Ich kann es noch immer nicht recht glauben. Nach all den Ermittlungen, all den Vermutungen, bin ich mir tatsächlich sicher gewesen mit der Königin die richtige Täterin gefasst zu haben.

Wäre die ganze Mühe doch umsonst gewesen, wenn die Prinzengemahlin sich uns nicht offenbart hätte? Wären Zabel und ich dann für die Hinrichtung einer Unschuldigen verantwortlich gewesen? Unwillkürlich schaudere ich.

„Aber das Blauwurz", murmele ich schließlich und ich muss mich zusammenreißen, um meine gesamte Konzentration auf die letzten paar zurückzulegenden Meter der vollständigen Aufklärung dieses Falls zu richten. „Herr Falkenauge meinte, er habe es für Ihre Majestät besorgt."

Die Frau des Kronprinzen nickt. „Das hat er, jedoch war es von Anfang an mein Plan."

„Herr Falkenauge hat mit allem nichts zu tun", erklärt die Königin weiter. „Er hat sich mir erst angeschlossen, nachdem er mir gestern von Ihrem Gespräch berichtete."

„Und sollte uns aus dem Weg räumen, genau wie Wolfram Feuerschweif", bestätige ich.

Fassungslos starrt die Prinzengemahlin ihre Schwiegermutter an und haucht: „Wir hatten gesagt, dass sonst kein anderer zu Schaden kommt."

Die Königin presst die Lippen aufeinander, jegliche Kälte ist aus ihrer Miene verschwunden und einer Verzweiflung in ihrem Blick gewichen, die mein Mitgefühl anregt. Ich schlucke es hinunter. Jetzt gerade ist es fehl am Platz.

„Was hätte ich denn tun sollen?", fragt unser Gegenüber jetzt und ihr ganzer Leib zittert, als sie zu einem der dunkelblau gepolsterten Sessel geht, um sich darauf niederzulassen, eine samtüberzogene Hand über ihren Bauch gelegt. Ihr Gesicht ist bleich wie der milchige Streifen am Horizont, jeden Morgen, kurz bevor die Sonne aufgeht. „Sie sind uns immer nähergekommen."

Mit Tränen in den Augen schaut sie zur Prinzengemahlin auf, die um einiges gefasster wirkt. „Ich musste dich doch beschützen. Meinen Enkelsohn davor bewahren, ohne seine Mutter aufzuwachsen." Ihr Blick gleitet ins Leere. „Doch was spielt das jetzt noch für eine Rolle."

Unter vor Entschlossenheit zusammengezogenen Augenbrauen sieht die Frau des Kronprinzen Zabel und mich nacheinander an. Ihre Stimme ist fest, als sie erneut zu sprechen anhebt.

„Ich habe den König vergiftet!", wiederholt sie. „Und ich bin bereit vor Gericht zu gestehen und auszusagen, solange Sie meine Schwiegermutter aus all dem heraushalten, ob Mitwisserin oder nicht!"

„Ich fürchte das können wir nicht machen", entgegnet Zabel abrupt. „Ihr habt alles daran gesetzt die Schuld einem Fae zuzuschieben, vermutlich um einen neuen Krieg zwischen unseren Völkern auszulösen. Was sagt uns, dass Ihr ähnliches nicht erneut versuchen werdet?"

Abermals finden sich die Blicke der Prinzengemahlin und der Königin, die beinahe unmerklich mit dem Kopf schüttelt, dann wendet erstere sich uns zu.

„Nun gut, ich werde Ihnen alles erklären", meint sie und die Königin vergräbt stöhnend ihr Gesicht in den Händen. „Doch Sie werden mir versprechen, dass keines meiner Worte an die Öffentlichkeit gerät. Das ist von äußerster Wichtigkeit und daher der Preis für die Wahrheit."

Jetzt ist es an Zabel und mir uns kurz anzusehen. Er wirkt etwas unsicher. Aber was bleibt uns denn anderes übrig?

Die Prinzengemahlin hat uns bereits zugesichert sich dem Prozess zu stellen und zu gestehen, unter der Voraussetzung, die Königin gehen zu lassen. Für uns ist es wichtig die Wahrheit zu erfahren, um die Gewissheit zu haben, dass diese wirklich nichts mit einem Krieg zu tun hat. Dass die Völker der Menschen und der Fae weiterhin sicher sind.

[ONC 2024] Detektiv Schwarzherz und der Fall des KönigsWhere stories live. Discover now