Teil 14: Weg von der Wahrheit

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Gavi's Sicht
Als Lia sich an mich kuschelte und ich meine Hand auf ihren Bauch legte, durchzuckte mich ein Moment der Panik, denn ich spürte eine Mini Wölbung unter meiner Hand. Die plötzliche Vermutung, dass sie schwanger sein könnte, schoss wie ein Blitz durch meinen Kopf. Ihre Müdigkeit, ihre Stimmungsschwankungen, all das deutete darauf hin und ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, ob unsere Verhütung versagt hatte. Aber dann schob ich den Gedanken beiseite. Das konnte nicht sein. Wir hatten verhütet, wir waren Vorsichtig und hatten aufgepasst. Es war also unmöglich, dass Lia schwanger war. Dennoch war eine gewisse Angst in mir. Die Vorstellung ein Kind zu haben, war überwältigend. Ich war noch nicht bereit dafür, noch nicht bereit mein Leben zu ändern. Ich hatte Pläne, Träume, die ich noch erfüllen wollte, bevor ich mich der Verantwortung eines Vaters stellen konnte. Es war egoistisch, aber ich konnte diese Gedanken nicht abschütteln. Ich liebe Lia, das stand außer Frage, aber der Gedanke an eine mögliche Schwangerschaft macht mich kaputt. Ich musste stark bleiben, für sie da sein, egal was passierte. Aber der Gedanke an die Zukunft ließ mich nicht los, und ich fühlte mich hin und hergerissen zwischen meinen eigenen Ängsten und dem Drang, für Lia da zu sein. Ich versuchte, meine aufgewühlten Gedanken zu beruhigen, indem ich mir einredete, dass Lia nicht schwanger sein konnte. Vielleicht hatte sie einfach nur eine Erkältung, oder ihr Körper spielte ihr einen Streich. Es gab so viele andere mögliche Erklärungen für ihre Symptome, und ich wollte unbedingt an diese glauben. Vielleicht war ich einfach zu besorgt, zu ängstlich. Ich war kein Arzt, ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, was mit Lia los war. Aber ich wusste, dass ich sie eigentlich unterstützen musste, egal was passierte. Wenn sie wirklich schwanger wäre, würden wir gemeinsam eine Lösung finden müssen, aber das könnte ich nicht. Wenn sie wirklich schwanger wäre, dann muss ich hier weg. Ich kann kein Kind großziehen oder sonst was in der Art. Lia und ich waren zu jung für sowas. Ich will kein Vater werden! Ich will nur mein Leben mit Lia genießen und nicht verantwortlich für ein Kind sein. Mit diesem Gedanken viel ich in einen unruhigen Schlaf.

Lia's Sicht
Als ich am nächsten Morgen langsam aufwachte, spürte ich sofort die Anspannung in der Luft. Gavi lag neben mir, sein Atem schwer und unregelmäßig. Ein Blick auf sein Gesicht verriet mir, dass etwas nicht stimmte. Er sah besorgt aus, vielleicht sogar wütend, weshalb ich vorsichtig fragte ,,Ist alles okay Amor?". Gavi seufzte schwer, setzte sich auf und sagte mit einer angehoben stimme ,,Lia bist du schwanger! Ich hab eine Wölbung bei deinem Bauch gespürt!". Mein Herz schlug schneller, als ich hörte was er sagte. Ich wusste, dass ich ihm die Wahrheit sagen muss, aber die Angst seine Reaktion zu sehen, ließ mich zögern. Er war ja jetzt schon wütend, weshalb ich einfach log ,,Nein, natürlich nicht! Nur weil ich etwas zugenommen habe heißt es noch lange nicht das ich schwanger bin!". Gavi funkelte mich an, seine Augen voller Enttäuschung und Wut sagte er mit Lauter Stimme ,,Lia, ich kann sehen, dass du lügst! Warum kannst du mir nicht die Wahrheit sagen!". Als ich spürte, wie die Wut in mir hochstieg, wendete ich mich wütend zu Gavi und sagte ,,Nein, ich bin nicht schwanger, Gavi! Warum kannst du mir nicht einfach glauben?". Gavi wurde immer wütender und sagte dann mit noch lauterer Stimme ,,Glauben? LIA WIE SOLL ICH DIR GLAUBEN, WENN DU NICHT EINMAL DIE WAHRHEIT SAGEN KANNST!". Ich konnte das alles nicht mehr.....ich weiß das ich mich selber belüge, aber ich wusste das es so endet......er darf es noch nicht erfahren...nicht so. Nun komplett am weinen sagte ich ,,Gavi....glaub...mir....ich....ich...gehe...zu...Aurora...bis...du...dich...beruhigt...hast". Direkt schrie Gavi ,,JA GEH NUR! GEH EINFACH WEG, WENN ES DIR ZU VIEL WIRD! ABER ERWARTE NICHT, DASS ICH HIER WARTE, BIS DU ZURÜCKKOMMST".

Die Worten hallten in meinem Kopf nach, während ich das Zimmer verließ und meine Tränen strömten meine Wange herunter. Ich weiß das ich mich komplett selber belüge und unsere Beziehung somit gefährde, aber ich kann Gavi die Wahrheit noch nicht sagen....so wie er reagiert hat, kann es doch am Ende nicht gut ausgehen. Ich kann nicht hier bleiben, nicht jetzt wenn Gavi und ich uns sozusagen streiten. Während ich weinend runter ging, in meine Schuhe schlüpfte, kam Anna von oben und fragte ,,Lia wo willst du hin? Warum hat Gavi so geschrien?" Weinend sah ich zu Anna und sagte ,,ich gehe zu Aurora....wir haben uns gestritten". Anna nickte nur und sagte dann ,,Meld dich bitte wenn was ist okay". Ich nickte einfach nur, nahm mein Handy und ging zu Aurora. Aber selbst während ich zu Aurora ging, konnte ich nicht aufhören, darüber nachzudenken, wie sehr ich mich selbst belüge, wie sehr ich mich vor der Wahrheit versteckte und während die Tränen unaufhaltsam fließen, wusste ich, dass ich nicht ewig vor der Realität davonlaufen konnte. Früher oder später würde die Wahrheit ans Licht kommen, und ich würde mich meinen Ängsten stellen müssen, egal wie schwer es auch sein mochte.

Als ich weinend bei Aurora ankam, umarmte sie mich sofort fest und fragte besorgt ,,Was ist passiert, Lia? Was ist los?". Ich schluchzte schwer, unfähig ihr sofort die Wahrheit zu sagen, weshalb ich stotternd sagte ,,Es...ist...es...ist...kompliziert".
Aurora drückte mich noch fester an sich und flüsterte beruhigend ,,Es ist okay, du musst es mir nicht sofort sagen. Ich bin für dich da, egal was passiert". Ein Hauch von Erleichterung breitete sich in mir aus, als ich spürte, wie sehr Aurora für mich da war. Doch gleichzeitig wuchs die Angst in mir, die Wahrheit zu offenbaren, die ich so verzweifelt versuchte zu verbergen. Nachdem wir uns einen Moment lang umarmt hatten, gingen Aurora und ich hoch in ihr Zimmer. Die Stille zwischen uns war drückend, als ob sie auf die Worte wartete, die ich nicht aussprechen konnte. Als ich mich auf ihr Bett setzte, sah ich sie mit geröteten Augen an und sagte dann mit einer fast flüsternd Stimme ,,Aurora.....ich muss dir was sagen". Direkt setzte sie sich neben mich und sagte mit einer sanften Stimme ,,Was ist los Lia? Du kannst mir alles sagen und das weißt du auch oder?". Ich nickte nur und dann murmelte ich leise ,,Ich....ich...bin...schwanger". Nachdem ich es endlich ausgesprochen hatte, schaute ich auf den Boden, da ich Angst hatte Aurora anzusehen. Nach einem Moment der Stille umarmte sie mich fest und flüsterte ,,Ich freu mich so sehr Tante zu werden. Wir werden das zusammen durchstehen und ich werde dich unterstützen egal was passiert". Nach einer kurzen Stille in der Umarmung fragte Aurora nun sanft ,,Hast du es Gavi schon gesagt?". Ich senkte meine Blick und sagte dann leise ,,Nein...ich....ich kann es ihm noch nicht sagen. Heute Morgen hat er mich total sauer gefragt ob ich schwanger bin, weil er die mini Wölbung an meinem Bauch gespürt hat....ich meinte zu ihm das ich nicht schwanger sei, weshalb er meinte das ich lüge und ja jetzt bin ich hier und laufe vor der Wahrheit davon. Ich habe solche Angst, ihm die Wahrheit zu sagen...ich will ihn nicht verlieren....ich kann das alles nicht alleine". Aurora nahm mich nun wieder in den Arm und sagte dann ,,Es ist normal das du Angst hast Mausi, aber du musst ihm die Wahrheit sagen. Früher oder später wird er es sowieso erfahren und es ist besser wenn er es von dir hört". Ich nickte langsam, obwohl die Angst noch stark vorhanden war. Doch ich wusste, dass Aurora recht hatte. Ich musste Gavi die Wahrheit sagen, egal wie schwer es auch sein wird. Mit immer noch leiser Stimme sagte ich dann aber nun ,,Du hast recht, Aurora. Ich werde es ihm sagen, aber erst nach meinem Frauenarzttermin". Aurora nickte verständnisvoll und sagte dann ,,Das ist eine gute Entscheidung. Aber denk daran, du bist nicht allein. Wir werden das gemeinsam durchstehen, egal was passiert". Ich lächelte Aurora an und sagte nun ,,Danke Aurora! Ich wüsste nicht was ich ohne dich machen würde".

Während wir uns nun einfach unterhielten, legte ich meine Hand sanft auf meinen Bauch und musste leicht lächeln als ich die mini Wölbung spürte. Ich kann es selber noch nicht so ganz glaube ein Baby in mir zu haben, was Gavi und ich zusammen geschaffen haben. Aber die Angst das Gavi noch kein Kind will lässt mich irgendwie nicht richtig los. Während ich mich eigentlich schon etwas auf das Baby freue, sagt mir mein Unterbewusstsein das Gavi es nicht haben will und mich vielleicht sogar alleine lässt. Was ist wenn er mich wirklich alleine lässt und sein Kind nicht sehen will oder sich dann eine andere Freundin sucht? Oh Gott ich will da nicht drüber nachdenken, aber ich kann an nichts anderes garde denken. Egal was Gavi am Ende sagen wird, ich werde das Baby bekommen!

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Hoffe es hat euch gefallen :)

Neues Leben in Barcelona||Pablo Gavi Where stories live. Discover now