18. Im Stich gelassen

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Traurig über sich selbst schlürft der Jüngste durch die engen Straßen Seouls.
Sein Blick liegt betrübt auf den Boden.
Schuldgefühle plagen ihn.
Im Nachhinein wird im erst bewusst wie gemein er zu seinem Hyung war und wie unhöflich es war, Jins mit Liebe gemachten Eiskaffee abzulehnen.
Aber in diesem Moment ist er absolut angeekelt von seinem Lieblingsgetränk gewesen.

"Beide haben es doch nur gut gemeint...", seufzt Jungkook leise und steckt die Hände in die Jackentasche.
"Mich wundert es doch auch, dass ich auf einen Schlag keinen Eiskaffee mehr mag. Ich hoffe, morgen läuft alles besser..."

"Vielleicht sollte ich mich später noch bei Jimin Hyung entschuldigen...", nickt er sich selbst nach einem kurzen Schweigen zu und sieht nach einer ganzen Weile erst wieder auf und da bleibt ihm regelrecht der Atem stehen.

"Das ist doch-"

- Taehyungs Haus.

Ohne überhaupt aufzupassen, ist er rein instinktiv zu Taehyung gelaufen, steht jetzt vor dem Eingang eines viel zu großen Apartments, in welches einer der bekanntesten Modekünstler lebt.

Und er verschwendet auch keinen weiteren Gedanken, sondern drückt die große, schwere Glastür auf und tretet hinein, direkt in eine Lobby, die viel zu luxuriös ist.
Jungkook hat sich bis jetzt noch nie hier wohl gefühlt.

Er schenkt dem Mamorboden oder die aus Glas bestehenden Deckenleuchten keine Aufmerksamkeit sondern steuert direkt die Treppen an und sprintet die unzähligen Stufen hoch, bis er vor Taehyungs Tür halt macht und direkt die Klingel betätigt.

Vorfreude breitet sich in ihm aus, die Vorstellung gleich in Taehyungs Armen zu liegen, macht ihn unglaublich glücklich aber gleichzeitig sehr nervös. Aber er ist immer in Taehyungs Nähe nervös, denn er weiß nie, was sie dieses Mal machen werden.

Ein Glas Wein zusammen trinken?
Kuscheln?
Einfach nur reden?
Oder miteinander schlafen?

Sie machen jedes Mal etwas anderes, jeden Tag haben Sie Abwechslung und das macht Taehyung so anziehend - wie so viele Sachen...
Mit Taehyung wird es Jungkook niemals langweilig.

Er tribbelt von dem einen Fuß auf den nächsten, bis er endlich die Tür öffnet und Jungkook der Atem wegbleibt - überwältigt von der Schönheit vor ihm.

"Jungkook? Was machst du hier?" Taehyungs Stimme ist leise, fast flüsternd.

Jungkook lächelt schüchtern und sieht mit geröteten Wangen in Taehyungs kastanienbraunen Augen. "Ich wollte dich sehen... Darf ich reinkommen?"

Taehyung sieht einmal über seine Schulter hinein in seine Wohnung, scheint etwas zu überprüfen, ehe er aus der Tür tretet und sie hinter sich schließt. "Was ist los?"

"Es ist gerade schlecht. Komm wann anders wieder.", fordert Taehyung ihm zum Gehen auf.

"Aber- Hast du Besuch da?"

"Du solltest jetzt wirklich gehen, Jungkook. Komm morgen pünktlich zur Arbeit.", und damit verabschiedet sich Taehyung von dem Jüngeren, öffnet wieder die Tür und lässt sie ohne einen letzten Blick ins Schloss fallen.

Stille breitet sich aus.
Plötzlich fühlt er sich so allein.
Einfach stehen gelassen.
Abserviert.

Taehyung hat ihn wortwörtlich abserviert.

Und wieder einmal hat er den Älteren falsch eingeschätzt, gar falsch verstanden. Gefühlt heute morgen war doch noch alles in Ordnung, da wurde er mit einem Lächeln und einer innigen Umarmung begrüßt und wenige Stunden später, wird er vor die Tür gesetzt.
Jungkook versteht ihn einfach nicht.
Was macht er jedes Mal falsch, dass Taehyung ihn von sich stößt?

Scheinbar ist heute einfach nicht sein Tag, jemand muss es auf ihn abgesehen haben, denn so viel Pech kann doch nun wirklich keiner haben, oder?

Fragt sich Jungkook, als er mit langsamen und winzigen Schritten die Treppenstufen hinabläuft. In der Hoffnung, Taehyung würde doch noch die Tür öffnen und ihm mit einem belustigten Lächeln erzählen, dass alles nur ein Scherz gewesen ist und er selbstverständlich in die Wohnung kommen darf.

Aber nichts.
Kein Taehyung, der nach ihm ruft oder, der ihm hinterherrennt - nein. Minuten später steht er draußen, erkennt bereits die dunklen Regenwolken und kurz darauf vereinzelte Regentropfen, ehe es kurze Zeit später wie aus Eimern zu schütten beginnt und er hat natürlich keinen Regenschirm dabei.

Zügig eilt er über die Straßen, sucht Unterschlupf, doch der Regen ist bereits so stark, dass er innerhalb wenigen Minuten pitschnass ist. "Aish...", flucht Jungkook und verlangsamt seine Schritte.

Seine Klamotten sind bis auf die Unterhose durchnässt, einzelne Haarsträhnen kleben über seine Stirn und verdecken seine Augen und zum allen Übel dröhnt auch noch ein gewaltiges Donnern über die Stadt.

"Wer hasst mich heute denn so sehr?", wimmert er, wischt sich das Wasser von den Augen, was absolut nichts bringt, weil direkt neue Wassertropfen von seiner Stirn abperlen.

Ihm ist zum Weinen zu mute, heute wächst ihm wirklich alles über den Kopf, alles läuft doch schief, was nur schief laufen kann.

Der Regen hört nicht auf, gefühlt wird er immer stärker, aber davon lässt er sich nicht mehr beirren. Nur langsam läuft er nachhause, denn er ist bereits durchnässt, was soll denn noch alles nass werden?

Daheim schließt er die Tür auf und tretet in die kleine Wohnung, hört angeregte Stimmen aus dem Wohnzimmer.
Jimin scheint wieder da zu sein.
Vielleicht wird es Zeit, sich eine neue Wohnung zu suchen, denn Jungkook stört den Turteltäubchen doch bloß, stört jedes mal in ihre verdiente Zweisamkeit.

Nur, weil er sich in einen unerreichbaren Mann verlieben musste, muss er nicht seinen Frust an einem glücklichen Paar auslassen. Mit der Entscheidung schleicht er sich ins Bad, schließt ab und entledigt sich von seinen Klamotten und steigt in die Dusche, sobald das Wasser warm genug ist.

Ihm ist kalt, zittert am ganzen Körper, sodass das heiße Wasser sich eiskalt anfühlt, bis es auf seiner Haut angenehm zum Brennen beginnt.

"Wieso muss ich mich ausgerechnet in dich verlieben, Taehyung...?", haucht er frustriert und starrt in die Leere. Nie hätte er gedacht, dass Liebe so kompliziert ist...

"Vielleicht sollte ich ihn von nun an in Ruhe lassen. Bestimmt hat er auch eine Freundin und ich bringe ihn dazu, ständig fremd zugehen...", kann seine Tränen nicht mehr zurückhalten und schluchzt auf, weint bitterlich in der Dusche.

Er sinkt auf die Knie, schnieft abermals.

Er möchte den Tag nur noch beenden und vergessen...

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𝐏𝐑𝐄𝐆𝐍𝐀𝐍𝐓 𝐅𝐑𝐎𝐌 𝐌𝐘 𝐁𝐎𝐒𝐒 • ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt