𝐧𝐞𝐮𝐧𝐳𝐞𝐡𝐧 - 𝐬𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐒𝐜𝐡𝐮𝐥𝐝

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Ivana

Enrico. Dieser verdammte Bastard stand vor mir. Seine dunklen Augen bohrten sich in meine, so intensiv, dass ich keinen einzigen Schritt mehr machen konnte. Wir sahen uns stumm an, es war wie in einem Wettkampf, wer zuerst nachgeben würde siegt. Er wusste, dass ich nicht leicht kleinzukriegen war, und ich wusste, wozu er in der Lage sein konnte. Aber eine Frage ließ mir keine Ruhe: Wofür brauchte er mich?

Meine Beine fühlten sich an, als wären sie aus Blei. Nichts ging mehr. Plötzlich spürte ich die kalte Hand des schlanken Typs, der hinter mir stand. „Komm schon", zischte er und zog mich grob am Arm. Er schob mich in einen düsteren, fast schon unheimlichen Raum. Ich ließ es zu, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, Enrico anzustarren, der mich keine Sekunde aus den Augen ließ.

Der schlanke Typ schob mich zu einem alten, durchgesessenen Sessel und drückte mich mit Nachdruck hinein. Meine Muskeln spannten sich an, aber ich wehrte mich nicht. Er warf Enrico einen Blick zu, der ihm nur knapp zunickte. Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum und ließ mich allein mit ihm.

Die Stille war drückend. Das einzige Geräusch war das leise Tropfen von Wasser irgendwo in der Ferne und das Summen einer alten Lampe, die an der Decke flackerte. Enrico kam langsam auf mich zu, Schritt für Schritt. Sein Gesicht verriet nichts, aber ich spürte die Spannung in der Luft. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, und meine Hände ballten sich zu Fäusten.

„Warum hast du mich nicht schon längst umgebracht?" platzte es schließlich aus mir heraus. Ich schluckte hart, um den Kloß in meinem Hals herunterzuwürgen, und sah ihm direkt in die Augen.

Enrico blieb vor mir stehen. Ein schiefes Lächeln zog sich über sein Gesicht, eines, das mich nur noch mehr nervös machte. Dann setzte er sich auf die Armlehne des Sessels, so nah, dass ich den Geruch von Alkohol und kaltem Rauch kaum ignorieren konnte. Es war widerlich.

„Was ist so lustig?" fragte ich scharf und hob den Blick zu ihm.

Er holte eine Zigarettenschachtel aus seiner Tasche, nahm sich eine Zigarette und hielt mir dann die offene Packung vor die Nase.

„Ich rauche nicht", sagte ich kühl.

Er zuckte mit den Schultern, zündete sich seine Zigarette an und blies den Rauch direkt in meine Richtung. Mein Magen drehte sich um, aber ich ließ mir nichts anmerken.

„Lass mich raten", sagte er schließlich und lehnte sich leicht zurück, als würde er sich über meine Anwesenheit amüsieren.
„Du arbeitest für Alejandro. Stimmt's? So wie all die anderen Frauen, die keine Wahl haben."

Ich sagte nichts. Schweigen war meine einzige Waffe in diesem Moment.

„Würdest du nicht alles dafür tun, da rauszukommen?"
Seine Stimme war ruhig, fast freundlich, aber ich wusste, dass er es nicht ernst meinte.
Natürlich würde ich alles tun.

„Worauf willst du hinaus?" fragte ich schließlich. Meine Stimme war kühl, mein Blick prüfend. Ich versuchte, in seinem Gesicht zu lesen, aber Enrico war wie eine verschlossene Tür.

Sein Lächeln wurde breiter.
„Ich mache dir einen Vorschlag. Du hilfst mir und ich dir. Ich schicke dich zurück zu Alejandro, und du besorgst mir die Informationen, die ich brauche. Dafür sorge ich, dass du frei kommst. Ein neues Leben. Keine Ketten mehr."

Ich lachte leise, ein kaltes, leeres Lachen.
„Warum sollte ich dir trauen?" fragte ich.
„Was hält dich davon ab, mich danach einfach umzubringen oder zuzulassen das Alejandro es macht, wenn er was davon herausfindet?"

Er zuckte mit den Schultern, als wäre meine Frage nichts Besonderes.
„Was hast du zu verlieren?"

Ich verschränkte die Arme vor der Brust, auch wenn mein Körper vor Anspannung bebte. „Warum machst du das überhaupt? Was hast du davon?"

Er beugte sich ein Stück näher, so nah, dass ich seine warme Atemluft auf meiner Haut spürte. „Manchmal ist der Grund nicht so wichtig. Wichtig ist, was du gewinnen kannst", flüsterte er.

Mein Puls raste, aber ich hielt den Blick stand. „Komm mir nicht zu nah", zischte ich. Meine Stimme war ruhig, aber hart wie Stahl.

Er hob die Hände, ein spöttisches Grinsen auf den Lippen.
„Ganz ruhig, süße. Ich will dir doch nichts tun."

Enrico lehnte sich langsam weiter nach vorne, zu nah, seine Augen fest auf mich gerichtet. Seine Präsenz war erdrückend, seine Stimme leise, fast ein Flüstern.
„Du solltest wirklich besser überlegen, Süße. Ich kann dir helfen..."
Er ließ die Worte in der Luft hängen, als würde er etwas erwarten, das ich ihm niemals geben würde.

„Bleib weg von mir", sagte ich, mein Ton war klar und fest, doch innerlich spürte ich die wachsende Panik.

Statt auf meine Worte zu hören, zog er sich nicht zurück. Im Gegenteil. Er kam mir noch näher, seine Hand ruhte plötzlich auf der Armlehne, dicht an meiner Schulter. „Du verstehst es noch nicht, oder?" Seine Stimme klang gespielt geduldig, aber sein Griff war fest, fast fordernd.

„Ich hab's dir gesagt. Bleib weg!"
Mein Atem ging schneller, und ich versuchte, mich von ihm wegzudrücken, aber der alte Sessel und seine Nähe schränkten meine Bewegungen ein.

Enrico ignorierte mein Widerstreben völlig. Seine Hand wanderte von der Armlehne abwärts und griff nach meinem Handgelenk, drückte es mit einer unnötigen Härte fest, als wolle er mir zeigen, dass ich keine Chance hatte.

„Lass mich los!" fauchte ich und riss an meinem Arm, aber sein Griff war wie eine Schraubzwinge.

„Das ist doch nichts Neues für dich, Ivana", sagte er kalt, ein Hauch von Belustigung in seiner Stimme, während er sich noch weiter zu mir herabbeugte. In dem Moment packte mich die Angst. Woher kannte er meinen echten Namen? „Ich weiß, wer du bist und was du bist. Damals hast du es doch auch zugelassen, dass irgendwelche alten Säcke dich befriedigen, du Nutte."

Ich zog fester an meinem Arm, aber es war, als ob ich gegen Stahl ankämpfte.
„Lass mich sofort los!"
Meine Stimme war lauter, schärfer, und die Wut in mir loderte. Doch gleichzeitig spürte ich die Kälte des Schreckens, die meine Gedanken lähmte.

Dann geschah es. Seine freie Hand glitt plötzlich über meinen Oberschenkel, langsam und doch bestimmt, bevor sie unter mein Höschen wanderte. In diesem Moment erstarrte mein Körper. Es war, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, der meinen Verstand in Schockstarre versetzte. Alles in mir wollte schreien, sich wehren, doch ich konnte mich nicht bewegen. Angst und Fassungslosigkeit hielten mich wie in einem Schraubstock.

Er zögerte keinen Moment. Seine Finger drangen in mich ein, grob und ohne Rücksicht. Ein stechender Schmerz durchzog meinen Unterleib, und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Es fühlte sich an, als würde mein ganzer Körper gegen mich rebellieren, doch ich war wie gelähmt. Ich wollte stark sein, ich war immer stark gewesen – aber diesmal konnte ich es nicht.

Tränen liefen mir still über die Wangen, heiß und unaufhaltsam, während er mich weiter verletzte. Sein Griff war fest, und seine Bewegungen hatten etwas Kaltes, etwas Gezieltes. Jede Berührung war wie ein weiterer Stich in meine Würde, ein weiterer Versuch, mich vollständig zu brechen. Ich fühlte mich nicht nur körperlich überwältigt, sondern auch seelisch zerrissen.

Plötzlich ließ seine andere Hand von meinem Arm ab. Für einen kurzen Moment dachte ich, ich hätte vielleicht eine Chance, mich zu befreien, doch bevor ich handeln konnte, spürte ich etwas Kaltes und Hartes an meinem Rücken. Eine Waffe.

„Zieh deine Hose aus", zischte er, seine Stimme war gefährlich ruhig, fast beiläufig. Das kalte Metall der Pistole drückte sich gegen meine Haut, und mit jedem Atemzug schien es schwerer zu werden. Es war, als würde jede Hoffnung, die ich noch hatte, unter dem Gewicht dieser Drohung erstickt werden.

Ich biss die Zähne zusammen und kämpfte gegen die Panik an, die sich in mir ausbreitete. Dennoch gehorchte ich vor Angst und zog mich aus. Mein ganzer Körper bebte, während er mich weiterhin mit seiner Gewalt und seiner Präsenz einschüchterte.
Doch selbst in diesem schrecklichen Moment formte sich ein Gedanke in meinem Kopf:
Das hier war nicht meine Schuld.
Es war Alejandros Schuld.

Alejandro Sanchez | Dark RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt