𝐳𝐰𝐞𝐢𝐮𝐧𝐝𝐳𝐰𝐚𝐧𝐳𝐢𝐠 - 𝐦𝐞𝐢𝐧 𝐕𝐚𝐭𝐞𝐫

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Ivana

2 Jahre zuvor

Nach einem langen Arbeitstag nahm ich meinen Schlüsselbund aus der Tasche und steckte ihn in das Schloss. Mit einem leisen Klicken öffnete ich die Tür zur meinem Zuhause, und sofort schlug mir der schwere Geruch von Alkohol entgegen. Dick und stechend, beinahe so, als hätte der Gestank schon auf mich gewartet. Ehrlich gesagt, war das nichts Neues für mich. Es war ein vertrauter Begleiter geworden, so sehr, dass ich ihn kaum noch registrierte.

Langsam schob ich die Tür hinter mir zu und ließ meinen Blick durch den dreckigen Flur schweifen. Mein Herz klopfte schneller, als meine Augen automatisch in Richtung des Wohnzimmers suchten. Normalerweise hätte ich nicht einmal daran gedacht, den Raum zu betreten, wenn mein Vater wach war. Dafür hatte ich zu viel Angst. Doch heute war es anders.

Er war nicht wach.

Ich konnte seinen gleichmäßigen Atem hören, das rhythmische Schnarchen, das aus dem Wohnzimmer drang. Vorsichtig schlich ich weiter, meine Schritte leise, fast wie ein Einbrecher in meinem eigenen Zuhause. Die Luft wurde mit jedem Schritt schwerer, durchzogen von der bitteren Note des Alkohols, die aus dem Wohnzimmer quoll. Als ich die Tür zum Raum öffnete, stockte ich.

Überall lagen Flaschen verstreut. Auf dem Boden, auf dem Tisch, manche leer, andere noch halbvoll. Es sah aus, als wäre hier eine Schlacht geschlagen worden, bei der der Alkohol der Sieger war. Mit angehaltenem Atem ließ ich meinen Blick zum Sofa gleiten. Mein Vater lag dort, zusammengesunken, eine Hand immer noch lose um den Hals einer Flasche gelegt. Sein Gesicht war gerötet, die Augen geschlossen, die Brust hob und senkte sich träge.

Ich zögerte.

Eine seltsame Mischung aus Angst und Sorge nagte an mir. Mein Kopf schrie, dass ich gehen sollte, zurück in mein Zimmer, die Tür abschließen und so tun, als hätte ich ihn nie gesehen. Doch mein Herz ließ mich nicht los. Was, wenn...? Was, wenn es diesmal ernst war? Was, wenn er nicht einfach nur betrunken war, sondern...?

Langsam ging ich näher. Mein Atem stockte, als ich vor ihm stand. Vorsichtig streckte ich die Hand aus und legte sie an seinen Hals. Mein Finger suchte zitternd nach einem Puls. Für einen Moment lang schien die Zeit stillzustehen. Doch dann spürte ich es – den schwachen, aber gleichmäßigen Schlag seines Herzens. Er lebte.

Ich wollte gerade erleichtert aufatmen, da rührte er sich. Ein Knurren drang aus seiner Kehle, und seine Augenlider flatterten. Mein Körper versteifte sich sofort. „Papa?", flüsterte ich unsicher.

Seine Augen öffneten sich langsam, glasig und leer. Einen Moment lang sah er mich an, als würde er mich nicht erkennen. Doch dann verzog sich sein Gesicht zu einer hässlichen Grimasse. „Was... was machst du hier?", zischte er, seine Stimme rau und voller Ärger.

„Ich... ich wollte nur nach dir sehen", stammelte ich und machte instinktiv einen Schritt zurück.

Doch das schien ihn nur wütender zu machen. „Nach mir sehen? Was soll das heißen, hä? Glaubst du, ich bin ein verdammter Versager? Ist das, was du denkst?"

Seine Worte wurden lauter, sein Ton bedrohlicher. Bevor ich reagieren konnte, griff er nach einer leeren Flasche auf dem Tisch und schleuderte sie in meine Richtung. Die Flasche sauste an meinem Kopf vorbei und zerschellte an der Wand hinter mir. Glassplitter regneten auf den Boden, und mein Herz raste vor Angst.

„Papa, ich wollte doch nur...", begann ich, doch meine Stimme versagte.

„Verpiss dich!", brüllte er, seine Stimme durchtränkt von Alkohol und Zorn.

Alejandro Sanchez | Dark RomanceWhere stories live. Discover now