𝐞𝐢𝐧𝐮𝐧𝐝𝐳𝐰𝐚𝐧𝐳𝐢𝐠 - 𝐢𝐡𝐫𝐞 "𝐑𝐞𝐭𝐭𝐮𝐧𝐠"

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Alejandro

Als meine Männer sich um Enrico kümmerten, richtete ich meine Aufmerksamkeit auf jemand anderen. Sie saß in der Ecke des Raumes, den Rücken an die ranzige Wand gelehnt. Ihre Beine hatte sie eng an sich gezogen und mit den Armen umschlungen. Irgendetwas in mir drängte mich dazu, zu ihr zu gehen. Ich wusste nicht, warum.

Langsam ging ich auf sie zu, jede Bewegung kontrolliert und bedächtig. Als ich vor ihr stand, hob sie den Kopf und unsere Blicke trafen sich. Ihre meeresblauen Augen hatten ihre Stärke verloren. Sie waren nicht mehr die Augen der mutigen Ivana, die mir mit großer Schnauze und Drohungen begegnet war. Stattdessen sah ich etwas Gebrochenes, etwas Zersplittertes.
Es war, als wäre ein Teil von ihr erloschen.

Ohne ein Wort auszusprechen, streckte ich meine Hand zu ihr aus. Sie zögerte. Ihre Augen wanderten zu meiner Hand und blieben dort hängen, als ob sie abwägen würde, ob sie es wagen könnte, zuzugreifen. Dann, langsam und mit zitternden Fingern, legte sie ihre Hand in meine. In dem Moment, als ihre Wärme meine Haut berührte, durchströmte mich ein seltsames Gefühl. Ihre Wärme schien meine Kälte zu umhüllen.

Ich half ihr auf die Beine, doch bevor ich etwas sagen konnte, unterbrach Miguel die Stille.
Capo, hier ist etwas, was du sehen solltest", sagte er, seine Stimme angespannt.

Ich drehte mich zu ihm um. Seine panische Miene und die der anderen Männer machten mich neugierig. Ich wusste, dass etwas vorgefallen sein musste. Ohne sie loszulassen, griff ich fester nach Ivanas Arm und zog sie mit mir. Ihre Schritte waren unsicher, aber sie folgte gehorsam.

Wir gingen durch den dunklen Flur und hinunter in den Keller. Der Geruch von Mord und Tod lag in der Luft, schwer und drückend. Die lichter flackerten unregelmäßig, als wir schließlich die letzte Tür erreichten. Miguel stieß sie auf, und ich betrat den Raum, ohne zu zögern.

Carlos lag auf dem Boden.
Blut hatte sich unter ihm ausgebreitet und zog dunkle Muster auf den Boden. Meine Männer standen schweigend um ihn herum, als ob die Szene ihnen den Atem raubte.

Ivana schnappte hörbar nach Luft und versuchte, ihren Arm aus meinem Griff zu ziehen, doch ich hielt sie fest. Ich wollte nicht, dass sie fortlief – nicht jetzt. Ihre Reaktion sagte mir mehr, als Worte es je könnten. Sie wusste etwas.

Ich trat näher an die Leiche heran und betrachtete das Bild vor mir. Carlos war einer meiner Männer gewesen – nicht der Klügste, aber loyal.

„Wer hat das getan?" fragte ich ruhig, aber meine Stimme trug die Schärfe eines Messers.

Einer der Männer trat vor.
„Wir wissen es nicht, Capo. Wir haben ihn so vorgefunden."

Ich spürte Ivanas Blick auf mir. Ihre Finger zitterten leicht in meiner Armkeule, und ich spürte, wie sie sich langsam versteifte. Mein Kopf drehte sich zu ihr, meine Augen bohrten sich in ihre.

„Was weißt du, Ivana?" fragte ich leise, meine Stimme drohend.

Sie schüttelte den Kopf, ihre Lippen zitterten, aber sie sagte nichts.

„Fuck, lüg mich nicht an", warnte ich

Ich verstärkte meinen Griff um Ivanas Arm, spürte, wie sie sich noch mehr anspannte. Ihre Augen huschten zwischen mir und der Leiche auf dem Boden hin und her, und es war, als kämpfte sie mit sich selbst. Ihre Lippen öffneten sich, aber kein Ton kam heraus.

„Ich warte, Ivana", sagte ich kühl, mein Blick fest auf ihr ruhend. „Rede. Jetzt."

Sie schluckte schwer, ihr Atem ging stoßweise. Schließlich brach sie das Schweigen, ihre Stimme war leise, brüchig.

„Es waren... es waren zwei von Enricos Männern hier", stotterte sie. „Ich kenne ihre Namen nicht."

Ich ließ sie nicht aus den Augen, während sie weitersprach, ihre Worte immer gehetzter.

„Carlos und ich... wir waren hier unten eingesperrt. Wir haben es versucht, okay? Wir wollten raus. Wir dachten, wir hätten eine Chance."

Ihr Blick flackerte zu Carlos' Leiche, und sie schloss kurz die Augen, als wolle sie das Bild aus ihrem Kopf löschen.

„Aber... sie haben uns erwischt", fuhr sie fort, ihre Stimme zitterte mehr mit jedem Wort. „Der eine... er hat Carlos... er hat ihn erschossen, ohne zu zögern."

Ihre Worte hingen in der Luft, und ich spürte, wie etwas Dunkles in mir aufstieg. Meine Hand löste sich von ihrem Arm, und ich trat einen Schritt zurück, ließ meinen Blick über sie wandern.

„Du hast überlebt", sagte ich leise, meine Stimme kalt und düster. „Warum?"

Ivana hob den Kopf, öffnete den Mund, aber die Worte blieben aus. Sie schüttelte nur den Kopf, als könne sie keine Antwort geben.

„Ich warte, Ivana", sagte ich, dieses Mal mit Nachdruck.

Doch sie zögerte weiter. Ihr Blick flackerte, und ich sah, wie sie mit sich rang. Etwas hielt sie davon ab, die Wahrheit zu sagen, und das allein ließ meine Geduld bröckeln.

Ein Teil von mir wollte sie sofort zur Rede stellen, sie zwingen, mir alles zu erzählen. Doch ich bremste mich. Ich würde es später mit ihr klären – unter vier Augen, fern von den Blicken meiner Männer. Sie würde mir die Wahrheit sagen, ob sie wollte oder nicht.

Ich schob die Wut beiseite und richtete mich an Miguel. „Findet diese Männer", befahl ich mit eiskalter Stimme. „Und sorgt dafür, dass niemand von ihnen lebend entkommt."

Sí, Capo", antwortete Miguel, bevor er sich mit zwei anderen Männern auf den Weg machte.

Ich wandte mich wieder Ivana zu. „Komm mit", befahl ich und zog sie mit einem festen Griff an ihrem Arm hinter mir her.

Ihr Zögern, ihre Unfähigkeit, mir eine klare Antwort zu geben, nagte an mir. Doch ich würde die Wahrheit erfahren.

Ich zog Ivana aus dem Gebäude, die kalte Luft traf uns, als wir nach draußen traten. Vor dem Haus standen bereits zwei meiner Männer und hielten Wache. Ihre Waffen waren griffbereit, und sie scannten die Umgebung.

Capo."

„Sorgt dafür, dass niemand uns folgt", befahl ich. „Wir fahren sofort."

Er nickte und machte sich bereit. Ivana und ich gingen zu den G- Klassen, die vor dem Haus standen. Einer der Männer öffnete die Beifahrertür eines Wagens, und ich schob Ivana hinein, bevor ich selbst einstieg.

„Fahrt los", sagte ich, während ich mich zurücklehnte. Der Motor der G- Klasse brüllte auf, und wir fuhren in die Nacht hinaus.

Ich blickte zu Ivana. Sie saß still neben mir, starrte aus dem Fenster und wirkte in sich gekehrt.

„Du wirst mir erzählen, was du weißt", sagte ich ruhig doch sie antwortete nicht, ihre Haltung blieb weiter angespannt.

Wir fuhren weiter, der Wagen glitt ruhig durch die Straßen. Ivana schien immer noch in Gedanken versunken, aber nach der Tat mit Enrico eben, gab ich ihr etwas Zeit um sich zu beruhigen.

Alejandro Sanchez | Dark RomanceDonde viven las historias. Descúbrelo ahora