20.

444 66 22
                                    

Ich konnte nicht schlafen. Diese Zelle war zu weiß, der Boden zu hart, mein Magen zu leer. Ich lehnte mich sitzend an die Wand und schloss die Augen. War es Tag? Nacht? Konnten sie nicht wenigstens das Licht löschen?
Mein Rücken schmerzte und ich kreiste mit Schultern und Kopf, um die verspannten Muskel zu entspannen. Vergeblich.
Ich hatte jegliches Zeitgefühl bereits verloren, als die Tür zu meiner Zelle geöffnet wurde und ich von einer strengen, uniformierten Frau mit kurzem, schwarzen Haar nach draußen in den Gang geführt wurde. Alles so ekelhaft sauber. Kein Staub, kein Moos, kein gar nichts war zu sehen. Ich sehnte mich so sehr nach Sonne und Regen, nach Gras und Erde.
Sie brachte mich in eine weitere Zelle. Die vierte bereits, die ich erdulden musste, als wüssten sie nicht, wohin mit mir.
Diese hier war größer und hatte, wie die aller erste, ein kleines, vergittertes Fenster in der Decke. Als die Tür hinter mir wortlos ins Schloss fiel, mussten sich meine Augen erst wieder an das dumpfe Licht gewöhnen. Draußen war es später Nachmittag oder früher Morgen. Eine Information mehr in diesem Nichts aus Wänden und Einsamkeit.
Das war der Moment, als mir auffiel, dass ich nicht allein war. Anders als bisher, saß an der linken Zellenwand ein anderer Mensch. Der erste, den ich seit meiner Verhaftung sah bis auf den schweigenden Wachen.
Es war ein unrasierter, mittelgroßer Mann, den ich auf zehn oder zwanzig Jahre älter schätzte. Er saß wortlos im Schneidersitz und blickte auf den Boden. Es war, als hätte er mich gar nicht bemerkt.
Ich blieb still, setzte mich an die gegenüberliegende Wand. Wachsam erst, dann immer müder werdend, bis mich der Schlaf in den einzigen lebendigen Moment meines jetzigen Lebens sog. Den Träumen.

Irgendwie. Irgendwo. Irgendwann.Where stories live. Discover now