[35] Verlust

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》Draco, bist du das?《, drang Harrys hoffnungsvolle Stimme an sein Ohr. Draco lachte trocken. 》Ja, aber das würde ich auch sagen, wenn ich du weißt schon wer wäre.《 Langsam schob sich Harrys Kopf in sein Blickfeld, das weiße Licht um seine dunklen Haare sah aus wie ein Heiligenschein, sein Mund war zu einer resignierten Maske verzerrt. Draco fühlte einen kleinen Stich. 》Ich habe ihn wieder unter Kontrolle.《, beteuerte er, und während er es aussprach, wurde ihm bewusst, dass es stimmte. 》Die Überraschung, gemischt mit den Schmerzen des Aufschlags, hat seine Kontrolle so stark durchbrochen, dass ich wieder die Handlungen übernehmen konnte.《 Seine Stimme war sachlich, doch innerlich flehte er Harry an, ihm zu glauben. Der Schwarzhaarige kniff die Lippen zusammen. 》Ich wünschte, ich könnte dir glauben.《
》Ich sage die Wahrheit.《 Vorsichtig richtete sich Draco in eine halbwegs sitzende Position auf, seine Knochen schmerzten, die Nachwirkungen einer komplizierten magischen Heilung. 》Was ist auf dem Turm passiert, nachdem... Nachdem ich nicht mehr da war?《
Harrys Augen verdüsterten sich. 》Deine Freundin...《 Nach seinem Tonfall hätte er auch Kakerlake sagen können 》...mir einen Schockzauber verpasst und als ich wieder aufgewacht bin war sie weg.《 Draco nickte. Am liebsten hätte er noch tausend andere Fragen gestellt, doch eine Distanziertheit hatte sich zwischen sie geschlichen. Also saßen sie sich gegenüber, inmitten des klinischen Weiß, schweigend.
Vorsichtig blickten sie einander an, doch immer wenn ihre Augen sich trafen, schauten sie weg. Angespannt kaute Draco auf der Innenseite seiner Lippen herum, unfähig etwas zu sagen, Harry blieb ebenfalls stumm. Als Draco ihm das nächste Mal einen scheuen Blick zuwarf, sah er, wie sich eine Träne aus Harrys schwarzen Wimpern löste und langsam seine Wange hinunter rollte. Wie aus Reflex hob er seine Hand, um die Träne weg zu wischen, doch er stoppte.
》Harry?《 Seine fragende Stimme durchbrach die Stille. Ein leises Schluchzen entwich der Kehle des Schwarzhaarigen. Ohne an die Konsequenzen zu denken, zog Draco ihn an sich und umarmte ihn. Harrys schmächtiger Körper zitterte, in dem Bemühen jegliches Geräusch zurückzuhalten. Behutsam strich Draco über den knochigen Rücken, langsam wurde seine Schulter von Harrys Tränen nass.
Hilflos flüsterte er dem Jungen beruhigende Worte ins Ohr, und jetzt umarmte Harry auch ihn. 》Ich will nicht noch jemanden, der mir wichtig ist, an Voldemort verlieren.《, flüsterte er.

Der achte Horkrux [Drarry]Where stories live. Discover now