8.Kapitel

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George wurde zum Dinner nach unten getragen. Während des ganzen Essens saß er auf seinem Platz neben mir und schwieg.

Der Amerikanische Botschafter Timothy Green war sein Name stellte sich als ein sehr Gesprächiger Mann heraus. Mit Anekdoten aus seinem Leben hielt er die Tischgesellschaft bei Laune. Gleichzeitig sicherte er sich bei allen Anwesenden Sympathie und Respekt. Doch er schien George selbst mit den lustigsten Geschichten nicht aufheitern zu können. Er stocherte nur lustlos in seinem Essen herum.

Nach dem Dinner saßen wir noch gemeinsam im Salon. "Ich habe selten solch schöne Anwesen wie dieses hier gesehen" stellte Mr Green fest. Der Lord lächelte geschmeichelt und ließ sich noch einen Whisky nachschenken.
George und ich saßen gemeinsam beim Feuer. Der Streit zwischen uns war noch nicht vergessen, wir ließen uns nur nichts anmerken. Aber jeder der genau hinsah hätte sehen müssen, dass etwas zwischen uns nicht wie immer war.
Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus neben George zu sitzen der mich nur kalt und distanziert behandelte. Stattdessen gesellte ich mich zu den Damen die begonnen hatten mit unserem Gast eine Partie Bridge zu spielen...

Mr Greens Besuch sollte zwei Wochen dauern, doch kurz vor seiner Abreise verlängerte er diesen noch einmal um zwei Wochen.

Er schien tatsächlich ein sehr angenehmer und liebenswerter Mann zu sein. Lady Sophie und er gingen öfter gemeinsam im Park spazieren und meistens wählte sie mich als ihre Abstandsdame. So lernte auch ich Mr Green besser kennen und er mich.

Ich wusste, dass George es nicht gern sah, dass ich so viel Zeit mit dem anderen jungen Mann verbrachte. Doch ich scherte mich nicht darum. George behandelte mich noch immer kühl und distanziert. Es kam oft vor dass er seine Launen an mir ausließ und er versuchte mir immer wieder einzureden ihn zu verlassen....

***

Am letzten Abend seines Besuches saß ich gemeinsam mit Mr Green in der Bibliothek und las. Alle anderen waren schon nach oben gegangen um sich vor dem Dinner umzukleiden.

Ich wusste, dass er möglicherweise die Mittel hatte um uns zu helfen. Doch ich traute mich nicht ihn darauf anzusprechen... Eine geraume Zeit beobachtete ich ihn über den Rand meines Buches hinweg. Währenddessen kämpfte ich innerlich mit mir. Denn ich wusste dass dies die letzte Chance war, die George hatte.

"Sind die Amerikanischen Chirurgen gut?" Fragte ich nach einer Weile des Schweigens. "Ich würde sagen dass sie die besten sind " antwortete Mr Green, "doch ich glaube, dass die Engländer die ihrigen für die besseren halten würden." "Das mag wohl stimmen" sagte ich in scherzhaftem Ton.
Mr Green musterte mich eine Weile ernsthaft, "warum haben sie gefragt?"
Ich lächelte entschuldigend und antwortete: "nur aus allgemeinem Interesse."

Timothy Green sah mir tief in die Augen. "Seien sie bitte ehrlich zu mir" sagte er mit seiner wohlklingenden Stimme, "geht es um ihren Verlobten?" Tränen traten mir in die Augen, die ich schnell mit meinem Taschentuch fortwischte. "Ja, es geht um George... Er muss dringend an der Wirbelsäule operiert werden." Ich unterdrückte ein Schluchzen und sprach weiter, "doch keiner der englischen Spezialisten befindet sich im Land oder hat die Zeit um George zu operieren..."

Schweigend lauschte er meinen Worten. Als ich zu Ende gesprochen hatte lehnte er sich zurück und antwortete, "ich werde versuchen ihnen zu helfen. Doch ich möchte irgendwann eine Gegenleistung..."

Lady Bentley von Highclere Castle Teil IIWhere stories live. Discover now