23.Kapitel

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Ich fühlte mich deutlich wohler, als George wieder an den Mahlzeiten der Familie teilnahm. Denn ohne George hatte ich mich immer wie eine Einbrecherin gefühlt. Doch seit George wieder neben mir saß, fühlte ich mich besser. Ich mochte es heimlich unter dem Tisch seine Hand zu halten oder in seiner Zeitung mit zu lesen.

"Ich möchte Krankenschwester werden" verkündete Anna eines Morgens. Der Lord musterte sie über seine Zeitung hinweg und Miss Sophie ließ vor Schreck ihren Löffel fallen.
"Oh Anna, was denkst du dir nur dabei?" Fragte sie mit ihrer eiskalten Stimme.
"Das werde ich auf gar keinen Fall gestatten" polterte Robert ohne weiter darüber nachzudenken. "Die Tochter eines Earls kann nicht als Krankenschwester arbeiten und solange ich hier das Sagen habe wird das auch nicht geschehen..."
Anna warf ihrem Vater einen zornigen Blick zu und verließ dann den Raum.
"Warum lässt du sie nicht zu Ende sprechen?" Fragte George und warf seinem Vater einen kritischen Blick zu.
"Weil ich nicht mehr zu hören brauchte..." fuhr der Lord seinen Sohn an, "und jetzt möchte ich nichts weiter von diesem Thema hören. Ich bitte euch, dass ihr eurer Mutter ersteinmal Nichts davon erzählt. Denn ich möchte sie nicht unnötig in Aufregung versetzen."

Als ich nach dem Essen nach oben ging, schlich ich mich zu Annas Zimmer. Um nachzusehen, ob alles mit ihr in Ordnung war. Leise klopfte ich an ihre Tür, doch ich erhielt keine Antwort. Vorsichtig drückte ich auf die Klinke, doch es war Abgeschlossen. Plötzlich hörte ich Schritte auf dem Gang, begleitet von einem Klonk. Zum Glück war es nur George, der die gleiche Idee wie ich gehabt hatte.
"Sie hat abgesperrt" flüsterte ich
George zu. Er trat näher an die Tür heran und klopfte lauter als er es normalerweise tat, "Anna, hier ist George. Kann ich mit dir sprechen?" Doch auch bei ihm reagierte sie nicht...

***

Ich hatte nicht erwartet, dass wir Anna an diesem Tag noch einmal zu Gesicht bekommen würden. Doch sie erschien offenbar gut gelaunt zum Abendessen. Und während des Essens erfuhr ich auch, warum sie so gut gelaunt war...

Dr Johnson war zum Essen aus dem Dorf gekommen in Begleitung einer Dame, die ich nicht kannte. Als wir die Beiden in der Eingangshalle empfingen, schien auch George ein wenig verwundert zu sein. Und selbst Robert warf seiner Frau einen irritierten Blick zu.

"Guten Abend Dr Johnson" begrüßte er zunächst den Arzt. Der ergriff lächelnd die Hand des Lords und sagte: "Lord Grandsome, es tut mir sehr leid, doch ich habe mir die Freiheit genommen Miss Bunting mitzubringen. Denn schließlich haben wir auch etwas sehr wichtiges zu besprechen."

Dadurch wirkte Robert nur noch unsicherer, Aber er überspielte es geschickt indem er sagte: "es ist uns eine Freude sie hier auf Highclere Castle begrüßen zu dürfen."
U

nd galant geleitete er seine Gäste ins Esszimmer.

Als das Essen aufgetragen war und alle begonnen hatten zu essen, begann der Arzt zu sprechen: "my Lord, sicherlich hat ihre Tochter Anna ihnen von ihrem Wunsch erzählt eine Krankenschwester zu werden..."

"Allerdings" knurrte Robert und hatte sichtlich mühe seine Fassung zu bewahren. Und nun war es an Lady Catherine große Augen zu machen.
"Ich habe mir die Freiheit genommen, Miss Bunting mit zu bringen, da sie die Leiterin einer der führenden Ausbildungstätten ist. Denn sie wollte sich gerne persönlich bedanken, für die Möglichkeit, die sie ihrer Tochter geben..."

"Außerdem, ist es ein großes Vorbild für die unteren Schichten wenn selbst die Adligen für den Dienst als Krankenschwester eintreten..." fügte Miss Bunting hinzu.

"Ich weiß nicht, wer von ihnen meiner Tochter solche flausen in den Kopf gesetzt hat" polterte Robert, dem der Kragen platzte. "Ich habe nie meine Zustimmung zu diesem Plan gegeben. Und ich verbiete, dass meine Tochter eine Arbeit macht, zu der sie nicht geeignet ist und Ich lasse nicht zu dass sie sich in solch eine Gefahr begiebt."

"Du weißt doch gar nicht, ob ich dazu geeignet bin" rief Anna aufgebracht und verließ den Raum. Und auch der Arzt und Miss Bunting wandten sich zum gehen...

Lady Bentley von Highclere Castle Teil IIWhere stories live. Discover now