Weil du bist heiß

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„Zum Glück war ich bei euch doch noch duschen", meinte Emma als sie das Hinweisschild vor dem Eingang des Sauna- und Badebereich las, „ich wusste doch, dass man vor dem Saunieren duschen soll."
„Because it's hygienischer", antwortete ich, „but we didn't sweat – so no problem."
„Warum hast du mich überhaupt vom Duschen abgehalten?"
Ich überlegte.
„Ich dachte, du wolltest having a warm bath."
„Und was wäre daran schlimm gewesen?", bohrte Emma.
„Weil wir waren nicht zusammen gewesen?", ich machte große Hundeaugen und zog eine Schnute.
Dabei war das nicht gelogen.
„Du spinnst", grinste sie und öffnete die Doppeltür des Wellnessbereiches.
Das Licht des mit cremefarbenem Marmor gefliesten Bade- und Saunabereichs war gedämmt und der Whirlpool zu unserer Rechten blubberte leise vor sich hin. Die Fensterfront und die Balkontür auf der linken Seite waren mit Bambusrollos bereits zugezogen worden. Am Ende des Raumes erwartete uns ein Angestellter des Hotels, welcher uns mit einem freundlichen Nicken begrüßte und uns per Handzeichen in Richtung Sauna führte.
Wir zogen uns in den Umkleidekabinen des Schwimmbadbereichs aus und mussten anschließend durch einen kleinen Gang wieder zurück in den Wellnessbereich, in dem auch verschiedene Massagen angeboten wurden. Ich hatte mir ein Badehandtuch um die Hüfte gebunden und erwartete Emma vor dem Eingang der finnischen Sauna. Sie kam grinsend auf mich zu, das Badetuch lässig über die Schulter gelegt. Der neue Bikini stand ihr hervorragend, obwohl sie ihn zuvor nicht anprobiert hatte. Ihre roten Haare waren locker zur rechten Seite gekämmt.
„Bist du ganz nackt?", fragte sie, und hielt mir ihr Handtuch hin, damit sie sich die Haare zusammenbinden konnte.
„Sure."
„Muss man?", fragte Emma und sah hoffnungsvoll zu dem Angestellten hinüber.
Er nickte.
„Gib mir zwei Minuten!", sagte sie, schnappte sich ihr Handtuch und tapste in ihren weißen Flipflops schnell zurück in die Umkleide.
„Girlfriend?", erkundigte sich der Angestellte, als Emma außer Sichtweite war.
„Best friend", korrigierte ich ihn und lächelte.
Während ich Emmas schlurfende Schritte erneut wahrnahm, öffnete ich die Tür zur Sauna.
„Danke", sagte sie, zischte an mir vorbei und setzte sich vorerst auf die unterste Stufe.
Ich folgte ihr und schloss die Tür hinter mir.
„Ich bin nicht ganz nackt", flüsterte sie als ich mich neben sie setzte, „du darfst nicht gucken, versprichs mir."
„You will see all", lachte ich.
„Ich setz mich hier oben hin und du hier unten", delegierte sie, „dann seh ich nichts und du auch nicht."
„Aber wir reden together, ja?", fragte ich.
"Ich beantworte die Frage jetzt nicht", sagte Emma und kletterte auf die oberste Bank.
„It's getting hot there, weil warme Luft geht nach oben", erklärte ich.
„Ich weiß, aber ich will nicht, dass du mich nackt siehst."
„Du siehst mich auch?"
„Ich schäm mich, ok?"
„Why?"
„Ich hab 'n ziemlich peinliches Tattoo."
„Really?", fragte ich überrascht, „show me!"
„Nee, ich war gerade 18 und hab mich dann überreden lassen."
„C'mon. Zeig mir!", beharrte ich.
„Neien", betonte Emma, „er kann jetzt 'n Aufguss machen. Ich lieg schon."
Ich schaute zu ihr hoch. Sie hatte sich während unseres Gesprächs auf den Bauch gelegt und hatte den Kopf zu mir gedreht. Ihr cremefarbenes Bikinihöschen hatte sie also anbehalten.
„Ich steh jetzt mit Sicherheit nicht mehr auf", grinste sie, „kannst du vergessen."
„Oh schade", sagte ich und nickte dem auf einem Stuhl sitzenden Bademeister in spe zu.
Nachdem er den Aufguss gemacht hatte, füllte sich die Sauna mit Dampf. Ich nutzte den Nebel um mein Handtuch auszubreiten und mich etwas versetzt hinzusetzen, damit Emma nicht gegen meinen Rücken anreden musste.
„Was ist das für ein Aufguss gewesen? Es riecht gar nicht", merkte Emma an.
„Wir sind in eine finnisches Sauna, Emmi. Keine Aroma."
„Geht das dann nicht?"
„Willst du eine Aroma in die Aufguss?", ich machte Anstalten aufzustehen.
„Bitte bleib sitzen", mahnte sie, „ich hab doch keine Ahnung. Ich war das erste und letzte Mal vor einem Jahr in der Sauna."
„Wenn ich bin at home, ich gehe jeden Tag. Warum nur eine Mal?"
„Exfreund. Falsches Thema."
Oh. I'm really sorry", sagte ich und spürte plötzlich ein Ziehen in Herz- und Magengegend. Den Gedanken an Vivianne hatte ich den ganzen Tag erfolgreich verdrängen können. Nicht zuletzt dank Emmas unermüdlichem Gequatsche während des Einkaufsbummels.
„Ich wollte damit nicht wieder anfangen", meinte Emma schuldbewusst und legte ihre rechte Hand auf meinen bereits verschwitzten Rücken, „wie fühlst du dich?"
„Heartache or stomach ache?"
„Beides."
„Stomach ache is ok. Ich glaube, es war die Sandwich aus die Flugzeug. Ich glaube, die fever war auch davon."
„Und die heartache?", wollte Emma wissen.
„Es wird besser with every minute", log ich.
Offensichtlich nicht gut genug, denn Emma boxte leicht gegen mein rechtes Schulterblatt.
„Sag doch einfach, dass es dir beschissen geht!", sagte sie laut. So laut, dass der Saunameister in unsere Richtung sah und verdutzt durch die Glastür der Sauna schaute.
„Es geht me beschissen, ja", gab ich zu, „but es wird besser. Every day."
Bis zum nächsten Aufguss sagten wir nichts. Mir tropfte der Schweiß von der Stirn und auch Emma hörte ich zwischendurch immer wieder keuchen.
„Ich schwitze wie ein Schwein", lachte sie nachdem der Angestellte den zweiten Aufguss gemacht hatte, „ich sitze jetzt. Nicht umdrehen!"
„Never", schwor ich.
Wieder konzentrierten wir uns voll auf das Schwitzen und schwiegen. Zwischendurch pfiff ich durch die Zähne, was Emma mit einem wellensittichartigen Quietschen erwiderte.
„Emma?"
„Hm?"
„Alles ok?", fragte ich, „you are still."
„Mir ist heiß. Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal so geschwitzt hab", jammerte sie.
„During having sex?", stichelte ich.
„Oh nein. Das wüsste ich", antwortete sie ehrlich, „können wir gehen?"
„Sure. Give me a minute and close your eyes. Don't wanna show you my fat backside", sagte ich und wartete einen Augenblick, bevor ich aufstand und mir das vollgeschwitzte Handtuch um die Hüfte legte. Ich öffnete die Tür der Sauna und bat den Saunameister um Bademäntel. Ich streifte den weißen Bademantel über, ließ das Badetuch zu Boden sinken und hielt Emma mit geschlossenen Augen ebenfalls einen hin.
„Du bist lieb, danke."
„Balcony?"
„Sure", lächelte Emma und las mein Badetuch vom Boden auf, bevor sie auch ihres dem Saunameister gab.
Wir liefen langsam zurück zum Eingang des Wellnessbereiches und standen kurze Zeit später auf der weitläufigen Terrasse. Sie war offensichtlich erst vor kurzem mit neuem Holzboden ausgestattet worden, da unter einem der Gartenstühle immer noch die alten Bretter lagen.
Emma kuschelte sich in ihren Bademantel und vergrub das Gesicht darin.
„Es ist fucking kalt", sagte sie und lief auf der Terrasse auf und ab.
„Weil du bist heiß", sagte ich. Erschrocken sah sie mich an.
„Weil du in die Sauna warst und jetzt", ich suchte nach den richtigen Worten, während Emma mit verschränkten Armen und tippendem Fuß vor mir stand, „Emma, c'mon. You know!"
„Weil wir aufgeheizt sind, meinst du", sie brach in Gelächter aus, „made my day, Samu. Really."


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