Jeder Kuss löste ein Feuerwerk in mir aus

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„Kommst du?", ein Geschirrtuch lag lässig über seiner Schulter, die Hände vergrub er in den Hosentaschen. Da war jemand aufgeregt.
Samu hatte mir für das Abendessen Helfverbot erteilt. Die Einkäufe trugen wir noch gemeinsam in das Mökki, alles andere wollte er unter allen Umständen alleine machen. Er verfrachtete mich auf die Couch und drückte mir die Fernbedienung in die Hand, wovon ich anfangs eher weniger begeistert war. Nach langem hin und her Zappen war ich auf einen schwedischen Sender mit finnischen Untertiteln gestoßen und dort hängengeblieben. Dabei durchforstete ich mit meinem Handy das Internet nach studentischen Hilfsjobs, da ich bisher weder Zu- noch Absagen erhalten hatte und schrieb mit Leni, Daniel und Spaniern.
Mir graute es erneut vor meiner Handyrechnung.
„Schon fertig?"
„Irony?", Samu runzelte grinsend die Stirn.
Die Zeit war wie im Flug an mir vorbeigezogen. Eigentlich wollte ich wirklich nur ein wenig Konversation machen.
„Dieses Mal nicht. Kann ich dir noch irgendwie helfen?"
„Alles fertig", grinste er und rückte meinen Stuhl vom Tisch ab.
Ich stand wahnsinnig auf dieses zuvorkommende Verhalten.
„Gibt es Marzipan?", ich nahm an dem gedeckten Tisch platzt, „es riecht total danach."
„Wenn du bist hungrig hinterher noch, ja", Samu stellte verschiedene Teller auf den Tisch. Auflauf, Fleischwurst mit Käse überbacken, Frikadellen, Brot, verschiedene Dips und im Ofen gebackenes Gemüse.
„Wow. Gibt es eine Reihenfolge?"
Er schüttelte den Kopf und reichte mir ein Glas Zitronenlimonade, bevor er meinen Scheitel küsste und sich gegenüber von mir niederließ.


Ich stand völlig verzweifelt im Badezimmer, ein Bein auf die große Eckbadewanne gestellt und suchte in meinem Kulturbeutel nach der Klinge meines Rasierers. Den Epilierer hatte ich in der Aufregung völlig vergessen. Ein Einwegrasierer hätte es auch getan.
Das wusste ich jetzt.
Nur ungern wollte ich mit dem Rasierschaum an meinen Beinen runter zu Samu und ihn nach einer Ersatzklinge oder einem Rasierer fragen. Die andere Möglichkeit war mit feinen Stoppeln an den Beinen in die Sauna zu gehen, die ihm vermutlich eh nicht aufgefallen wären. Dennoch hätte ich gewusst, dass sie da waren.
„Samu?", ich tippelte mit gespreizten Beinen aus dem Badezimmer und sah über das Geländer. Ich hörte ihn leise reden. Finnisch.
Ich wartete einen Moment ab, bevor ich mich auf die oberste Stufe stellte und in die Hocke ging. Er stand wild gestikulierend vor der Spülmaschine.
„Samu", gab ich etwas lauter von mir.
Er reagierte nicht.
Ganz runter wollte ich nicht.
Ich schlich also wieder zurück ins Badezimmer und setzte mich auf die Badewanne. Mein Blick schweifte umher und suchte einen möglichen Aufenthaltsort für Pflegeartikel. Ich visierte den Schrank an, aus dem Samu mir vor einigen Minuten ein Handtuch gegeben hatte.
Haarspray, Haargel, Haarlack, Schaumfestiger, Shampoo für blondes Haar, Conditioner für blondes Haar, Haarkur für blondes Haar, Rasierschaum, Rasiergel, Rasierpinsel, Rasiermesser, Rasierklingen, Einwegrasierer. Bingo.
Nach dem Rasieren zog ich den cremefarbenen Bikini über, schminkte mich ab, band meine Haare zu einem hohen Zopf zusammen, schlang das große Handtuch um meine Brust und ging leise die Treppen in den Wohnbereich hinunter.


„Come with me", er stand mit ausgestreckten Händen am unteren Treppenabsatz.
„Was für ein Service!", merkte ich an und ließ mich in seine Arme fallen.
„It's special guest service", er zwinkerte mir zu und führte mich die Treppe in den Keller hinunter.
Das Licht in dem Kellergemäuer war gedämpft, ebenso wie das in der hölzernen Sauna selbst. Für ein Tauchbecken war kein Platz, allerdings gab es eine Duschvorrichtung wie in deutschen Freibädern in der hinteren Ecke des Raumes, sowie einige Handtuchhaken.
Samu ließ meine Hände los und öffnete langsam seinen Gürtel. Ich hingegen sah mich weiter um. Zumindest versuchte ich es.
„I can hear your thoughts. Es ist nicht dunkel genug um nicht zu hören", schmunzelte er.
Ich kniff die Augen zusammen, drehte mich weg und warf ihm mein Handtuch ins Gesicht.
„Ich hab an nichts gedacht", verteidigte ich mich lachend.
„Sure you did. Du hast gedacht an wie ich nackt aussehe. Und das macht dich nervous", er war plötzlich ganz nah. Ich konnte seinen Atem in meinem Nacken spüren. Reflexartig zog ich die Schultern hoch, als Samu meinen Haaransatz küsste. Seine Hände fanden wie von selbst meinen Bauch und seine Lippen saugten an meinem Ohrläppchen.
Ich drehte mich langsam zu ihm um und legte die Hände auf seine nackte Brust.
„Hast du nicht gerade erst deinen Gürtel geöffnet? Wieso bist du jetzt nur obenrum nackt?", flüsterte ich und fuhr mit meinen Fingern nervös an seinem Brustbein auf und ab.
„Maybe ich dachte, wir machen da weiter, wo wir stopped", grinste er und öffnete ohne meinem Blick auszuweichen langsam den Knoten des Bikinioberteils im Nacken. Meine Hände bahnten sich den Weg zu seinem Hosenbund und öffneten den Knopf, als Samu mein Gesicht in seine Hände nahm und innig küsste.
Kurz überlegte ich, ob das der Punkt war, an dem wir heute auf seinem Luftbett aufgehört hatten.
Vorsichtig leckte er über meine Lippen und ließ seine Hände dann an meinem Hals hinunter gleiten um auf meinen Brüsten zum Stehen zu kommen.
Gedankengang abgebrochen.
„Komm mit", hauchte ich und zog ihn unter ständigem Küssen die Treppe in den Wohnbereich und anschließend ins Obergeschoss hoch. Einige Male mussten wir stehen bleiben, weil Samu sonst über seine Hosenbeine gestolpert wäre. Ich hatte es im Keller schlichtweg nicht komplett geschafft, ihn seiner Beinbekleidung zu entledigen.
Viel zu sehr war ich darauf konzentriert gewesen, sie nicht zu zerreißen.
Kaum hatte Samu mich auf das Bett geschmissen, lag er über mir und liebkoste meinen Hals und Oberkörper, während ich mich in seinen Haaren festkrallte. Jeder Kuss löste ein Feuerwerk in mir aus. Als er meinen Bauchnabel küsste und seine rechte Hand zu meiner Brust wandern ließ, entfuhr mir ein Seufzen.
Samu sah zu mir hoch und grinste.
„Let's see what does Peter Pan do at this moment."
Ich lachte.
Er öffnete die seitliche Schleife des Bikinihöschens und fuhr anschließend mit den Fingerkuppen über den Schriftzug.
„I think he is falling asleep", flüsterte er schmunzelnd.
„Was macht Superman?"
Samu schaute auf seine Schulter.
„Sleep very well", wisperte er und beugte sich auf den Unterarmen gestützt über mich. Er fuhr mit seinen Händen feine Linien durch mein Gesicht, strich über die Lippen, Nase und meine bereits wieder geschlossenen Augen. Gerade, als ich zu einem Kuss ansetzten wollte, vibrierte sein Handy. Blitzartig griff ich in seine rechte Hosentasche, wechselte in den Flugmodus und warf es auf das Kissen am Kopfteil des Bettes.
„Wenn es ist kaputt, kaufst du eine neue?", wollte er wissen und strich lachend durch meine Haare.
Ich nickte, schlang meine Arme um seinen Hals und zog ihn für einen Kuss zu mir herunter. Er presste seine Lippen fordernd auf meine, öffnete dann den Mund und ließ unsere Zungen miteinander verschmelzen. Meine Hände wanderten über die Oberarme und Schulterblätter seinen breiten Rücken hinunter und kamen an seinem Po zum Stehen. Meine Beine umschlossen schnell seinen Unterleib und drückten seine Erregung gegen mein halb aufgeknöpftes Bikinihöschen. Sofort setzte Samu sich auf, fummelte eines der Kondome aus der Hosentasche, pellte sich hastig aus seiner Jeans und Boxershorts und schob mich anschließend ein Stück höher auf das Bett.
Er kniete nackt zwischen meinen Beinen und öffnete mit einer unendlichen Ruhe die andere Schleife meines Höschens und grinste mich schmutzig an. So viel Selbstbeherrschung hatte ich definitiv nicht.
Ich hatte mit Mühe und Not den Weg hier hoch geschafft.
Vorsichtig zog er das Stück Stoff unter mir weg, winkelte mein rechtes Bein an, legte es auf seiner Schulter ab und saugte sich an der Innenseite meines Schenkels fest, während er mit der rechten Hand sanft auf meinen Venushügel drückte. Ich krallte mich in das weiße Bettlaken und merkte an seinem Blick, wie witzig er meine schlechten Selbstbeherrschungsversuche fand. Mit der linken Hand fuhr er die Unterseite meines Schenkels entlang, während er sich immer weiter zu meiner Mitte küsste. Ich drückte ihm meinen Unterleib entgegen, als er seine Zunge nach oben über mein Schambein gleiten ließ. Seine großen Hände griffen unter meinen Rücken und zogen ihn zu sich hoch. Mit einer gezielten Handbewegung öffnete Samu nun auch den hinteren Verschluss des Bikinis und verbannte dieses unnötige Stück Stoff endgültig aus seinem Bett. Er übersäte meine Brüste mit Küssen und leckte über meinen Hals, während ich willenlos in seinen Armen lag. Immer wieder seufzte ich und drehte seine Haare zwischen meinen Fingern ein.
„Ich will dich", flüsterte er mit seinem finnischen Akzent und streichelte unentwegt über eine meiner Brustwarzen.
Mit diesem Akzent hatte er mich von Anfang an zum Lachen gebracht.
Dieses Mal nicht.
Dieses Mal machte es Lust auf mehr.
Lust auf ihn.
Ich kämpfte mit mir und wand mich unter ihm. Meine Hände glitten über seine muskulösen Oberarme. Ich drückte mich gegen seinen Unterleib und rieb mich fast bettelnd an seiner Erektion. Samu ließ mich zurück in die Laken sinken, riss das Kondom, das die ganze Zeit neben ihm gelegen hatte, aus der Verpackung um es überzustreifen, hob meinen Po an, beugte sich wieder zu mir herunter und küsste meinen Hals, bevor er stöhnend in mich eindrang.
Sein Kopf ruhte in meiner Halsbeuge, während er immer wieder langsam und tief zustieß. Als er mich ansah, huschte ein dreckiges Grinsen über sein Gesicht. Ich nahm seinen Kopf in meine Hände und presste meine Lippen gierig auf seine. Seine Bewegungen wurden schneller. Immer und immer wieder stieß er kräftig zu und entlockte mir damit ein lautes Stöhnen. Während er sich aufrichtete, fuhr er mit seinen Händen über meine Brust bis hin zu meinem Becken und drückte mich daran fester an ihn. Ich begann schneller zu atmen, bäumte mich Samu entgegen und krallte mich abermals in das Laken. Mit jedem weiteren tiefen Stoß rollte mein Orgasmus wie eine Welle näher auf mich zu. Samu entging das nicht, denn auf einmal hob er mich zu sich auf den Schoß. Reflexartig umklammerte ich seinen Rücken mit meinen Beinen und vergrub meine Fingernägel in seinem Rücken. Unter Stöhnen drückte er mir einen leidenschaftlichen Kuss auf und presste unsere verschwitzten Körper eng aneinander. Ich schmiegte mich an ihn und kam unter bebenden Seufzern und Stöhngeräuschen zum Höhepunkt. Ich atmete schwer, als Samu einige weitere Mal hart zustieß und anschließend seinen Kopf an meinem Hals vergrub und laut aufstöhnte.
Einige Minuten verharrten wir genau so. Liebevoll streichelte er mir über den verschwitzten Rücken, während ich seinen Nacken kraulte. Als er den Kopf anhob, küsste er mich zärtlich und streichelte durch meine Haare.
„Ok, wenn ich gehe rauchen?", flüsterte er mir ins Ohr und küsste es anschließend.
„Nimmst du mich mit?"
„Sure", grinste Samu, legte mich sanft zurück auf das Bett und küsste mich unaufhörlich.
Nachdem er sich langsam von mir gelöst hatte, griff er auf nach der Boxershorts auf dem Boden, zog sie sich mit dem Rücken zu mir an und verschwand kurz im Badezimmer. Ich hörte, wie er den Deckel des Mülleimers zufallen ließ.
Ich hatte mir das Laken über den Körper gelegt und beobachtete ihn, als er wieder zurückkam. Er hatte einen wunderschönen Oberkörper. Und Oberarme. Und Waden. Ich verfiel ins Schwärmen und seufzte.
„Did you go for a second round without me?", meinte er lachend.
„Denkst du, das würde ich?", entgegnete ich, wickelte mich in das Betttuch und setzte mich an das Fußende.
„I was amazing. You won't."
„Du hast mich angelogen", grinste ich.
„Warum?"
„Du hast gesagt, du wärst so schlecht im Bett, dass ich es ausprobieren müsste."
Samu wippte mit den Augenbrauen.
„Sorry lady. Had to say that."
„Weil ich sonst nicht mit dir geschlafen hätte?"
„Yes", er schnalzte mit der Zunge und reichte mir seine Hand.
Mit zittrigen Beinen stand ich auf.
„C'mon", lachte er, „so schlimm kann nicht sein."
„Schlimm nicht. So gut wohl eher", lobte ich und ging langsam die offene Treppe hinunter.
„Meinst du nicht, dass es ist zu kalt nur mit die sheet?"
Ich drehte mich um.
„Ändert der Bikini was?"
Samu schüttelte den Kopf.
„Ich kann dir geben eine Shirt und Hose, wenn du sagst bitte", grinste er und verschränkte die Arme vor der nackten Brust.
„Bitte."
„Hm?"
„Würdest du mir ein Shirt geben? Bitte?"
„Ich kann nicht hören", Samu streckte seinen Kopf in der Gegend umher, „I can't hear any sound!"
„Könntest du mir bitte ein Shirt und eine Hose zum Anziehen geben?", ich ging wieder zu ihm hoch und verteilte zwölf Küsse auf seiner Brust. Für jedes Wort einen.
„Wenn du dich anziehst vor mir", lächelte er.
„Ist das der Deal?"
Samu nickte.
„Darf ich auch eine Bedingung stellen?"
„Hm", nachdenklich legte er zwei Finger an den Mund, „you can try."
„Küss mich", sagte ich leise und schloss die Augen.
„Wenn das ist die deal everytime ich werde haben eine big problem", lachte er und nahm meinen Kopf in seine Hände.

Friendzoned?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt