That's where we stopped

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„Das ist doch kein Mökki", ich ließ die Autotür von Samus teurem BMW ins Schloss fallen, „das ist 'ne Villa."
Nachdem wir uns am frühen Nachmittag endlich von seiner Familie losreißen konnten und Santtu sich dazu bereit erklärt hatte, sich um Samus Katzen zu kümmern, waren wir mit unseren Taschen und Koffern nach Espoo zu dem Sommerhaus aufgebrochen.
„Do you like it?", prahlte er stolz.
„Ob ich es mag? Es ist toll", grinste ich und begutachtete die Architektur, „unsere schwedischen Mökkis sind nicht ansatzweise so modern."
Es war zwar wesentlich kleiner als Samus Erstwohnsitz, aber dennoch ausreichend für mindestens vier Personen. Wie in Trance lief ich durch die Einfahrt, vorbei an der Garage und ging die Stufen zum Eingang hoch, der mit einer Art Geländer umzäunt war. Es wirkte fast wie ein Balkon.
„Die Aussicht ist unbeschreiblich", ich lehnte mich über die Ballustrade und starrte auf den See, der sich in unmittelbarer Nähe befand. Alles wirkte sehr idyllisch. Fast wie in einem Reiseprospekt.
Samu lehnte sich ebenfalls hinüber und ließ seinen Blick über die Landschaft streifen.
„Danke, dass du mich gefragt hast, ob ich mitkommen will", ich vergrub meinen Kopf an seine Schulter.
Er nickte zufrieden.
„Wie du findest meine family?", er schloss die weiße Eingangstür, stellte die Koffer ab auf und bat mich hinein.
„Ich würde lügen, wenn ich „doof" sagen würde."
„Also war nicht schlimm?"
„Gar nicht, nein. Sie haben deinen Humor", lächelte ich und war erstaunt von Samus Geschmack bezüglich seiner Inneneinrichtung. Hochwertiges Leder, wohin ich sah. Stühle, Hocker, Sessel, Sofa. Eine schwarze Treppe führte nach oben in den offenen Schlafbereich, eine andere in den Keller. Und wieder lehnte eine Gitarre an der Wand neben der Treppe.
„Sauna", sagte er zufrieden und deutete auf die Treppe, die in den Keller hinab führte.
„Aber erst nach dem Essen", zwinkerte ich und griff nach seiner Hand.
Sofort zog er mich zu sich heran, vergrub seine Finger in meinen Haaren und gab mir einen zärtlichen Kuss.
„That's where we stopped", meinte er leise.
Meine Körperfunktionen setzten aus. Atmung, Herz, alles. Mit jedem weiteren Kuss wurde mein Stand unsicherer und das Grinsen auf meinem Gesicht breiter.
„Du siehst aus wie eine Honigkuchenpony", flüsterte Samu, bevor er mir einen weiteren Kuss auf die Lippen hauchte, „now ich will Honigkuchen."
Unfreiwillig musste ich lachen.
„Ich hab was Besseres", ich umfasste seinen Nacken und sog an seiner Unterlippe, bevor ich sie küsste.
„Much better", nuschelte er, glitt mit seinen Händen über meinen Rücken und legte sie anschließend auf meinem Po ab.
Ich drückte mein Becken an seinen Schritt und stieß mit meiner Zunge immer wieder fordernd gegen seine. Als er endlich darauf einging, wanderten meine Hände umgehend zu seinem Hosenbund.
Noch nie war es mir vorgekommen, ein derartiges Verlangen nach dem Körper und den Berührungen eines Mannes zu verspüren.
Ich wollte ihn.
Jetzt.
Sofort.
Um jeden Preis.
Unsere Küsse wurden leidenschaftlicher, als ich es endlich schaffte, seinen Gürtel zu öffnen. Doch plötzlich nahm er meine Hände von seiner Hose, hörte aber nicht auf, mich zu küssen. Er verlangsamte das Tempo und löste sich anschließend vorsichtig von meinen Lippen.
„Was ist?", mein Herz schlug mir bis zum Hals, „du kannst mich jetzt nicht so verhungern lassen."
„That's why we have to do some shopping", er schloss seinen Gürtel.
„Du verarscht mich."
„Nope."
„Samu, what's wrong?", ich legte meine Haare über die Schulter.
Er beugte sich zu mir und drückte mir einen Kuss auf die Wange, bevor er sich schnell umdrehte und das Haus federnden Schrittes verließ.


Die 15-minütige Fahrt in die Innenstadt Espoos verging wie im Flug. Währenddessen hatte er mir diverse Sehenswürdigkeiten gezeigt, die er irgendwann mal besucht hatte. Ich konnte merken, wie er hier aufblühte. Er verhielt sich hier ganz anders als in Deutschland.
Irgendwie offener.
Auf dem Parkplatz des Supermarkts nahm Samu meine Hand und drückte mir einen Kuss darauf, bevor er ausstieg. Sofort stellten sich die hellen Härchen an meinem linken Arm auf.
„Willst du kommen?", er hatte mir die Tür geöffnet und stand wartend davor, „du kannst auch bleiben in die Auto."
Ich war wieder in meine eigene Welt abgedriftet. Verwirrt schüttelte ich den Kopf, stieg aus und fragte mich ein weiteres Mal, warum ich monatelang so dumm gewesen war, Samu immer wieder auf Abstand zu halten.


„Was willst du essen?", er lehnte seinen Oberkörper über den Einkaufswagen.
„Was typisch Finnisches?"
Samu nickte und schob den Wagen schnell an der Gemüseabteilung vorbei in den nächsten Gang.
Die Flure waren wie in deutschen Supermärkten beschriftet. Blöd nur, wenn man weder finnisch noch schwedisch sprechen oder lesen konnte. Ich fühlte mich dennoch nicht so fremd wie anfänglich gedacht. Samus Familie war herzlich und mit den teilweise sogar englischen Übersetzungen auf den Schildern, Plakaten und Lebensmitteln konnte ich gut leben. Leider brachten mir meine Kenntnisse der schwedischen Sprache auf der Suche nach dem Süßigkeitenregal gar nichts. Nachdem Samu mich so hatte abblitzen lassen, brauchte ich etwas anderes Süßes. Schokolade.
Kakao.
Irgendwas.
In der Hoffnung, ihn spätestens am Auto wiederzutreffen, machte ich mich auf die Suche nach finnischem Salzlakritz und Fazerschokolade und spähte in jeden der Gänge hinein. Brot, Brotaufstrich, Konserven, Kaffee und Tee. Mit meinem Latein und vor allem Finnisch am Ende, bog ich in die nächste Abteilung und stieß mit Samu zusammen.
„Wo gibt es hier Lakritz und Schokolade?"
Er lächelte mich an und zeigte in den Wagen, ohne den Blick von dem Regal abzuwenden.
„Habe ich schon. Ist immer bei die Kasse."
Ich schmunzelte und sah dann, was ihn so faszinierte. Ich war in die Hygieneabteilung gebogen. Und ausgerechnet vor dem Kondomregal mit ihm aneinander geprallt.
„Hast du Allergie?", fragte er, als er bemerkte, dass ich ebenfalls auf das Regal schaute.
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich nehm die Pille, wenn du es so genau wissen willst."
„Keine Verhutung?"
„Denkst du, ich hätte ohne Kondom mit Tomás geschlafen?"
Samu zuckte mit den Schultern.
„Samu?", fragte ich und zog die Augenbrauen hoch.
„You did?", zwinkerte er.
„Natürlich nicht! Wer weiß, mit wem der alles rumgevögelt hat!"
„Du würdest schlafen mit mir ohne?"
„Ich wollte dir das nur sagen", grinste ich.
„Aber du würdest schlafen ohne?"
„Nein. Mit niemandem. Das hat nichts mit mangelndem Vertrauen dir gegenüber zu tun."
Samu schien erleichtert aufzuatmen.
„Fällt dir ein Stein vom Herzen?", ich musste schmunzeln.
„It's just fur die Sicherheit", nickte er, „wegen die Krankheiten and other."
„Deswegen wolltest du gerade nicht", kombinierte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Oh hell. You don't know how much I wanted. I really really really want it. But it's just safe."
Ich stimmte zu und sah mir das Sortiment an.
„Ok?", Samu hielt mir eine Packung bunte Kondome entgegen.
Größe S.
„Nimm mal lieber was Größeres", schmunzelte ich.
Er wippte mit den Augenbrauen und ließ sowohl eine Packung in L, als auch eine in XL in den Wagen fallen.
„Lubricating creme?", grinste er und deutete auf das zweifarbige Gleitgel.
„Ich glaube nicht, dass wir das brauchen werden", flüsterte ich und war kurz erstaunt, soetwas in einem Supermarkt von mir zu geben.
Je länger ich mich in seiner Nähe aufhielt, desto schmutziger und zweideutiger wurden meine Gedanken.
Und desto öfter überlegte ich, wie Samu nackt aussah.
„Not only for sex, Emma", Samu lachte und küsste meine Wange, „ich dachte, ich bekomme ein massage again?"
„Bekomm ich auch eine?"
„Du wirst kommen auf deine Kosten", flüsterte er mir dreckig ins Ohr und legte das Gleitgel zu den anderen Sachen in den Wagen.
Oh mein Gott. Schnell raus und zurück ins Mökki. Oder ins Auto. Egal wohin.
„Brauchen wir noch was?", ich schaute hibbelig in den Wagen.
„Willst du Wein?"
„Ich hätte gerne mal irgendwas Süßes."
„Coke?", fragte Samu lachend und schob den Einkaufswagen um die Ecke.
„Limo, ja."
„Saft?"
„Alles außer Wein."
„Wodka?"
Ich schlug ihn lachend mit dem Handrücken auf die Brust. Sofort griff er danach, schob den Einkaufswagen zur Seite und zog mich zu sich heran.
„Wodka ist keine Wein", wisperte er an meinen Lippen und küsste mich zaghaft. Ich krallte mich in sein Shirt und drückte ihn an mich. Als mir jemand auf die Schulter tippte, löste ich mich widerwillig von ihm.
Und schaute in Samis lächelndes Gesicht.
„Lovely Emma", begrüßte er mich und zog seinen imaginären Hut.
Ich machte einen Knicks.
„What are you doing here?"
„I could ask you the same", grinste Sami und runzelte die Stirn.
„Mökki", meinte Samu knapp und schaute zu Boden.
„We do some shopping. Samu wants to cook", lächelte ich.
„He can't", flüsterte Sami mir zu und kassierte einen Box auf den Oberarm von Samu.
„lopeta se!"
„Sorry bro", lachte der Drummer, „have a nice afternoon."
„You too", meinte Samu und schob unseren Einkaufswagen Richtung Kasse.
„Was macht Sami in Espoo?"
„Ich bin nicht die einzige finnish dude mit eine Mökki."
„Aber alle in Espoo?"
„Espoo hat viele lakes, viel grüne Fläche. Viel Platz for die Sauna."
„Und alle haben ein Mökki hier?"
Samu schüttelte den Kopf.
„Jukka ist viel in LA, Las Vegas. Für ihn es wäre wasted time. Aber the guys, yes. It's easier, wenn alle sind together, wenn wir mal trinken wollen zusammen, obwohl wir haben holidays."
„Meinst du, Sami verpetzt uns?"
„Wegen was?"
„Wegen des Kusses?"
„Let yourself go, Emmi. You promised. Hier ich bin unbekannt. Give a fuck and enjoy your time", er räumte die Ware auf das Kassenband.
Ich lächelte. Wiedermal hatte er recht.

Friendzoned?Where stories live. Discover now