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Entweder habe ich das größte Glück, oder das größte Pech auf der gesamten weiten Welt. Denn ich wache wieder auf. Warum ich noch lebe? Keine Ahnung. Am liebsten wäre ich für immer im dunkeln geblieben, wo mir wenigstens niemand mehr weh tun kann. Doch dieses Privileg habe ich leider nicht.


Da liege ich also. In meinem eigenen Blut auf dem kalten Boden in der Dunkelheit. Ich höre nichts außer das geplätscher von Wasser. Ich habe mich noch nie in meinem Leben so alleine, verlassen und ängstlich gefühlt.


Das Mädchen mit den Flügeln könnte genau neben mir sitzen und ich würde es nicht einmal bemerken. Es ist so dunkel. So Still.Vielleicht lebe ich doch nicht. Vielleicht bin ich ja doch gestorben und dies hier ist nur die Hölle. Meine Bestrafung für das, was ich alles in meinem Leben falsch gemacht habe.


Nur leider glaube ich an so etwas nicht. Und leider ist dies nicht die Hölle. Es ist die Realität. Ich versuche meine Arme zu bewegen und mich aufzustützen, doch da fällt mir auf, dass ich gar keine mehr habe. Da ist nichts. Ich fange an zu weinen. Die Schmerzen kommen zurück. Phantomschmerzen.


Ich blicke mich um, sehe allerdings nichts. Vor meinen Augen sind nur Sterne zu sehen. So wie die wenn man die Augen schließt. Da sieht man auch Sterne.


Dann erinnere ich mich. Elija. Lebt er noch?


Fast lautlos schreie ich seinen Namen: „Elija? Bist du da?", doch meine Stimme ist nur ein heiseres Kratzen. Stille. Nichts.


Ich beschließe, nicht auf meinen unausweichlichen Tod auf diese Weise zu warten. Ich versuche irgendwie aufzustehen, indem ich mich an einer Wand hocharbeite. Ich bin geschwächt, mir ist kalt, ich habe Hunger, Durst und von meinen Schultern fließt unaufhörlich Blut.


Während ich an der Wand lehne, höre ich ein Geräusch. Ich schrecke auf doch merke, dass es nur eine Ratte ist. Erleichtert möchte ich aufatmen, doch etwas hindert mich daran und lässt mir das Blut in den Adern gefrieren.


Das quieken der Ratte hört auf einmal abrupt auf. Statt dessen höre ich, wie etwas auseinander gerissen wird. Ich höre wie in etwas hinein gebissen wird. Ich höre das knacken von Knochen und das Tropfen von Blut auf den Boden. Ich rieche frisches Blut und mir wird eines bewusst.


Das Mädchen ist immer noch hier. Sie steht genau vor mir. Und vielleicht ist sie jetzt nicht mehr allein.


Panik ergreift mich. Ich muss hier weg. Ich stoße mich mit von der Wand ab, verliere allerdings das Gleichgewicht und falle. Ohne Arme,die mich abstützen könnten, bin ich verloren. Ich falle auf den kalten Boden.


Alles fühlt sich auf einmal so surreal an. So, als würde das alles nur ein Traum sein. Doch leider hält auch dieses Gefühl nur für eine Sekunde an, bis ich plötzlich an meinen Schultern gepackt und aufgehoben werde.


Ich schreie voller Schmerzen und bitte, losgelassen zu werden.


Da höre ich ein leises lachen.


Eine düstere Stimme sagt: „Was ist? Habe ich dir weh getan?" Das ist nicht das Mädchen. Das ist der Junge.

Experiment L1F33Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin