Voll verschlafen

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Marco

In meinem Kopf drehte sich unentwegt das Wort "ausschlafen". Ich streckte mich noch einmal in alle Himmelsrichtungen, boxte mir das Kissen zurecht und knautschte meine Decke zwischen Arme und Beine. Selig döste ich wieder ein und ignorierte das piepen im Hintergrund, was sich plötzlich meldete. Wer hatte den Wecker gestellt und warum? Vielleicht bildete ich es mir auch nur ein, zumal es auch wieder verstummte. Keine Ahnung wieviel Zeit verging aber das piepen war wieder da. Ein weiteres Mal versuchte ich es mit ignorieren und kurze Zeit später, stellte sich der gewünschte Effekt ein. Jedoch ging es mir beim 3. Mal gehörig auf den Sack und ich stellte den Wecker einfach aus. Ich hatte erst gegen Mittag Training und würde es mir nicht nehmen lasse, auszuschlafen! Eine gesichtslose Schönheit fing wieder an sich vor mir zu räkeln und ich brannte darauf zu erfahren, was mein Unterbewusstsein noch mit ihr vorhatte. Ich presste meine Augen zusammen und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Meine Hände berührten gerade warme weiche Haut, als eine zaghafte Stimme meinen Namen flüsterte. "Maaarcooo? Maaarcooo?" ich brauchte eine Zeitlang um zu erkennen, dass ich nicht alleine war und mein Name in der Realität gerufen wurde. "Maaarcooo?" die kleine Stimme wurde lauter und fordernder und dann fühlte ich wie jemand auf mich drauf stieg. Mit aller Gewalt öffnete ich meine Augen und sah in das frech grinsende Gesicht meines Neffen. "Nico?" fragte ich schlaftrunken "was ist los?", dann fiel mir die Antwort auf meine Frage ein. Yvonne konnte ihn nicht selbst in den Kindergarten bringen und mein Schwager musste schon um 5 Uhr los. Sie hatte versucht ihre neue Freundin zu erreichen, was nicht klappte, da nur ständig die Mailbox dran ging. Es passte für mich ins Bild dieser Frau. Schob ihr Kind ab zu Fremden und wenn die mal Hilfe brauchten, war sie nicht dafür zuständig. Dies alles war der Grund warum Nico bei mir geschlafen hatte und nun auf meinem Bauch saß. Ich rieb mir durch mein Gesicht um auf diese Art etwas schneller wach zu werden, was Nico wohl nicht schnell genug ging. "Aufstehen! Aufstehen!" quietschte er und fing an auf und ab zu hüpfen. Was mir natürlich direkt auf den nüchternen Magen schlug "au ... au ... au Nico nicht! Du machst mir weh! Komm, geh bitte runter. Ich bin doch kein Pferd" maulte ich und sah im nächsten Moment in ein schmollendes Gesicht. "Sorry kleiner, aber nicht am frühen Morgen Kumpel" ich boxte ihn leicht gegen die Schulter und drehte mich um, dabei nuschelte ich etwas von 5 Minuten, die ich noch brauchte. "Nein, du musst mich jetzt in den Kindergarten bringen" mit halb geschlossenen Augen sah ich auf die Uhr und erkannte nur mühselig die Uhrzeit. „Kumpel, magst du nicht zu Hause bleiben?" er fing an kräftig an meiner Schulter zu rütteln und zog mich am Arm „nein Marco das geht nicht, die Uhr zeigt schon eine 8". Ich war sofort wach! „Wie es ist schon 8?" ich sah erschrocken auf die Zeit und erkannte das es sogar schon 8:15 Uhr war. Ich sprang auf und überlegte mir gehetzt was ich als nächstes tun musste. „Oh scheiße!" ich raufte mir die Haare und sah Nico an, der mich belustigt vom Bett aus an grinste. „Schnell, geh dich anziehen" rief ich ihm zu und drehte mich zu meinem Schrank um. Schnell hatte ich mir eine Jogginghose und Shirt raus gezogen, dann half ich Nico und wir waren keine 15 Minuten später in meinem Auto. „Wir holen dir beim Bäcker noch ein Frühstück, ist ok?"-„jaja" kam es von der Seite und nach einem kleinen Umweg, hatte er in seiner Tasche ein Brötchen. Natürlich spielte der Verkehr nicht wirklich mit und ich versuchte schlussendlich so nah wie möglich beim Kindergarten zu parken. Ich übersah das Parken Verbotsschild gepflogen und hoffte, dass gerade keine Politesse hinter dem nächsten Busch hervorsprang. Nico wartet bis ich ihm die Tür aufmachte und sprang dann direkt raus und rannte zu der kleinen Seitenstraße, in der der Kindergarten war. Ich kam gerade um die Ecke als Nico anfing zu brüllen und den Namen von einem anderen Jungen rief. „Luca!" und ich erkannte die Frau direkt. Es war die neue Freundin von meiner Schwester. Sie sah mich irritiert mit großen Augen an und plötzlich ging ein Schatten über ihr Gesicht „sie sind nicht Yvonne" es war keine Frage aber auch keine Feststellung, eher ein Vorwurf. „Nein, das bin ich wirklich nicht" grinste ich sie frech an und sah ihr amüsiert dabei zu, wie sie sich irgendwie versuchte zwischen mich und die Kinder zu stellen. Sie hatte also doch, so etwas wie ein Pflichtbewusstsein. „Das ist mein Onkel" meldete sich Nico zu Wort, was die Freundin meiner Schwester nicht davon abhielt, mich weiter misstrauisch an zuschauen. „Was ist hier denn los?"-„Der Kindergarten hat geschlossen" sagte sie, aus halb geschlossenen Augen. „Wie zu?" ich sah auf meine Uhr und dann wieder zu ihr. „Ja, geschlossen halt. Die Kinder sollten um 8 Uhr hier sein, weil sie einen Ausflug machen. Sie sind also zu spät" sagte sie schnippisch, was mich wieder zum Grinsen brachte, obwohl ich gerade ein inneres Bedürfnis hatte zu brüllen. „Wir sind wohl nicht alleine zu spät" bemerkte ich nur trocken und plötzlich änderte sich ihr Gesichtsausdruck.

Ich, meine Schwester und MarcoWhere stories live. Discover now