Im Bann

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Luisa

Ich hatte mein Ziel erreicht! Zumindest für den Moment und ich sog ihn in mich auf als wäre ich ein Schwamm, der mitten in einem vollen Eimer Wasser lag. Sachte streichelte Marcos Hand über meine Haare und irgendwann über meinen Rücken. Immer wieder schüttelte ich mich unter einem erneuten Schluchzen und musste doch irgendwann aufhören damit, sonst wäre es unglaubwürdig geworden. Also ließ ich nach und ging über in kleine und leise Seufzer. Meine Hände, die immer wieder sich in sein Shirt gekrallt hatten, entkrampften sich und fuhren langsam an seine Wirbelsäule runter, bis sie schlaff an mir runter hingen. "Geht's wieder?" Marco hatte sich leicht von mir gelöst und ich sah zu ihm rauf. Leicht nickte ich und zog ein weiteres Mal meine Nase hoch. "Na ich glaub wir brauchen ein Taschentuch für dich?" lächelte er mich an und löste sich ganz von mir. Mein Inneres fing direkt an zu brüllen. Ich wollte nicht los gelassen werden von ihm. Ich wollte doch für ewig so da stehen? Dies war sicher der Grund warum ich ihn nur anschauen konnte und mich wunderte, warum er mich so abwartend anblickte. "Oh", da kam es mir. Er wollte sicher, dass ich mir ein Taschentuch besorgen konnte, also ging ich schnell zu der Kommode an der Wand und holte mir aus der obersten Schublade etwas um mir die Nase zu wischen, dabei hörte ich etwas von draußen. Das Fenster, direkt neben der Kommode, ging zur Straße und war nur gekippt. Klar und deutlich konnte ich die Stimme meiner Schwester hören und dann, wie eine Autotür geschlossen wurde. Es war also nun so weit. Gleich wäre sie hier und ich war für Marco vergessen! Ich musste mir etwas einfallen lassen. Etwas, was ihn ganz und gar von Nicole abbringen würde. Doch was? Guter Rat war teuer und ich bekanntlich nicht die beste Pläneschmiederin. Bis jetzt war alles nur Improvisation und erstaunlicherweise, das klappte ganz gut. Warum also die Taktig ändern, fragte ich mich da selbst und drehte mich zu Marco um. Dezent, was sonst nicht meine Art war, sondern eher wie ein Bauarbeiter, schnaubte ich in mein Taschentuch, stopfte es in meine Jeans und nahm noch eins für die Tränen. Ich lauschte nochmal unbemerkt zum Fenster. Wie viel Zeit blieb mir noch? Viel war es bestimmt nicht mehr, also ging ich auf Marco zu und zog meine Stirn wieder in Falten um meinem Gesicht weiterhin die Traurigkeit zu geben. „Es ist wirklich nicht einfach und dann noch die Schule. Ich bin so froh wenn das bald vorbei ist" ich drückte mir die Kanten des Taschentuchs unter die Augen um die Nässe abzuwischen. Dann stand ich wieder ganz dicht bei ihm und sah zu ihm rauf. Sein Lächeln war so liebevoll und milde, dass ich mich nicht daran satt sehen konnte. „Danke" hauchte ich ihm entgegen und sah ihn weiter eindringlich und kummervoll an. „Für was?"-„Das du dir mein Gejammer angehört hast"-„ach was, ist doch nicht schlimm. Ich war es ja, der die dumme Frage gestellt hat. Jetzt sollte aber wieder gut sein oder?" seine Augen funkelten schelmisch und ich musste kichern. „Ich glaube nicht, aber es ist jeder Tag, ein neuer Tag" zärtlich legte er mir seine Hand auf die Wange und fing an mit dem Daumen sanft zu streicheln. „Der Kummer muss raus, ich versteh das schon" in dem Moment hörte ich, wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde, er sich umdrehte und mir war klar, Nicole war da. Noch wenige Schritte und sie wäre bei uns.

Marco

Mir tat Luisa unendlich Leid und ich doch konnte mir nicht vorstellen, dass alles so richtig war, was sie mir erzählte. Nie im Leben könnte ich mir vorstellen, dass Nicole nicht alles für die Kinder, ihre Geschwister, tat um ihnen ein schönes Leben zu ermöglichen. Ich hatte sie gesehen, wie sie mit Luca umging und er sagte sicher nicht ohne Grund „Mama" zu ihr. Sie war also seine absolute Bezugsperson, dessen war ich mir sicher und doch wurmte es mich und nagte an mir. Hatte ich Nicole so falsch eingeschätzt? Sonst konnte ich mich auf meine Menschenkenntnis immer so gut verlassen. Doch wäre nicht irgendetwas Wahres dran, hätte Luisa sicher nicht gerade mein Shirt voll geheult. Irgendwie wurde ich nicht schlau aus der ganzen Situation, in der ich steckte und zu allem Überfluss keinen Ausweg fand. Luisa stand vor mir und sah mich an wie ein kleines Reh. Ihre Augen hatten dieselbe Farbe, wie die ihrer Schwester. Auch sonst hatten sie einige Gemeinsamkeiten, wenn auch nicht auf den ersten Blick sichtbar. Die eine war blond, die andere hatte ein Gemisch aus lila und schwarz und dennoch strahlten ihre Augen passend zur Farbe, genauso wie die von Nicole. Ich konnte nicht anders. Ich musste meine Hand auf ihre Wange legen und das obwohl doch schon alles wieder gut war, so schien es zu mindestens oberflächlich. Wie tief ihr Schmerz wirklich saß, konnte ich nur erahnen. Ich schickte ein kleines Stoßgebet Richtung Himmel, dass meinen Eltern so schnell nichts passierte. Sachte wischte ich mit meinem Daumen über ihre Wange und suchte nach einer sinnvollen Mitleidsbekundung, doch so richtig was einfallen wollte mir nicht. Schon allein das Wort „Mitleidsbekundung" hörte sich beknackt an und war sicher das falsche Wort als Überschrift, da purzelte noch mehr Stuss aus mir raus. Der Stuss blieb aber nicht lange zwischen uns im Raum stehen, denn urplötzlich legte Luisa ihren Arm um meinen Nacken, zog sich eng an mich und ich konnte nur noch diese Augen sehen, die mich so in ihren Bann zogen.

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Ist euch schon mal aufgefallen wie schnell eine Woche rum ist?

WOW!!!

Nun denn, wir wissen also jetzt was in der Wohnung abging, doch hat sie wirklich ihn geküsst?

Was glaubt ihr?
Und wie wird er reagieren wenn sie es wirklich getan hat und was wird Nicole machen?

Ich freu mich auf euer Feedback!!!
und wünsche euch ein schönes WE


Ich, meine Schwester und MarcoWhere stories live. Discover now