Perfekter Tag

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Marco

Der Sieg und das Nicole doch noch gekommen war, rundete meinen Tag ab als einfach perfekter Tag. Ich war einer der ersten in der Umkleide und ging ohne Umwege direkt in die Dusche um mich eilig fertig zu machen. Mats und Schmelle wollten mich zwar aufhalten, doch zeigte ich direkt an, das heute keine Zeit war für lange Gespräche und vertröstete sie auf den nächsten Tag. "Dir ist aber schon klar, was für eine Aufgabe du hast?" nahm mich Mats zur Seite und fing sich einen bösen Blick von mir ein. "Ich glaube nicht, dass du mich daran erinnern musst? Dennoch wird es bis morgen warten müssen, weil man jetzt auf mich wartet"-"ist ja schon gut" schnalzte er mit der Zunge und ließ mich allein. Ich wusste über was er mit Schmelle und mir reden wollte, es gab seit Wochen für ihn kein anderes Thema mehr. Er wollte den Verein wechseln und doch wieder nicht. Dennoch ging es ihm um die Art wie er es machen sollte, wenn es doch spruchreif werden würde. Für mich war das alles Zukunftsmusik und solange er selbst nicht wusste was er will, was sollten dann Marcel oder ich da ausrichten können? Er liebäugelte mit dem FC Bayern, was bestimmt nicht von den Fans mit einem Freudentanz beglückwünscht würde. Auf der anderen Seite aber, wäre er seiner Familie näher. Sein Leben spielte sich eh nur in München ab und Dortmund war nur wegen dem Fußball ein Muss. Wobei er trotzdem zwischen zwei Stühlen saß, denn Dortmund wurde nach all den Jahren seine zweite Heimat. Es änderte aber nichts an der Tatsache, dass ich nun für diesen Hickhack keine Zeit hatte. Ich schulterte meine Trainingstasche und sah zu, dass ich endlich raus aus der Umkleidekabine und zu meiner Verabredung kam. Ich hatte mit meiner Schwester ausgemacht, dass wir uns in der Tiefgarage trafen, doch als ich um die letzte Ecke des langen Ganges rum ging, standen die Damen schon vor mir. Als ich sie begrüßte, drehte sich Nicole zu mir um und hatte leicht nervöse rote Flecken auf den Wangen. "So ... so lange ... ähm haben wir nicht gewartet" stotterte sie und strahlte über das ganze Gesicht. Es sah so aufrichtig und ehrlich aus und mir wurde mal wieder bewusst, wie schön sie war. Sie konnte ihre Gefühle genauso wenig gut wie ich verheimlichen. Das gefiel mir. War es in meinem Leben nun wirklich nicht einfach Menschen zu begegnen, die nicht irgendwelche Hintergedanken hatten. "Glückwunsch" sagte sie dann etwas überhastet und reichte mir ihre Hand, die ich zögerlich nahm. Gerne hätte ich sie lieber in meine Arme gezogen, doch diese letzte Distanz blieb zwischen uns und war vielleicht auch nötig um nicht mit der berühmten Tür ins Haus zu fallen.

Dann setzte mich meine Schwester überraschend in Kenntnis "eigentlich habe ich überhaupt gar keinen Hunger, darum habe ich mir gedacht, dass ich mit den Kindern zu mir nach Hause fahre und ihr zwei alleine essen gehen könnt?!"-"was?" kam es ihr direkt aus zwei Münder, wie Pistolenkugeln, entgegen geschlossen. "Warum denn nicht?" Yvonne hatte ein vielsagendes schmunzeln auf ihrem Gesicht. "Wir wollten doch aber zusammen gehen?" Nicole sagte diesmal nichts, sondern bekam noch mehr Flecken am Hals. "Jaja, ich habe es schon mit Nicole besprochen und sie findet die Idee genauso gut wie ich" irritiert schaute ich zu Nicole rüber und es schien mir, als würde sie nach einem Mauseloch Ausschau halten, in dem sie sich verkriechen konnte. Da sie keins fand, senkte sie ihren Blick und sagte "ich würde nicht gerade von guter Idee sprechen, sondern von überrumpeln", also war es ganz allein Yvonne zu verdanken, dass Nicole rot wie eine Tomate wurde und mein Herz anfing im Galopp davon zu reiten. Direkt ging ich in meinen Gedanken alle Restaurants durch in die ich sie ausführen könnte "magst du denn überhaupt mit mir alleine?" raunte ich ihr zu und der Blick, mit dem sie mich ansah, stoppte mein Herz direkt in seinem wilden Ritt. "Nein?" flüsterte ich nur die vermutliche Antwort und Nicole biss sich verlegen auf die Unterlippe. "Doch. Natürlich" hatte sie bis eben noch hängende Schultern und einen tot traurigen Ausdruck, richtete sie sich auf einmal zu vollen Größe auf und ein Funkeln legte sich in ihre Augen. "Gerne gehe ich auch mit dir alleine" nun gesellte sich noch ein Lächeln dazu "wohin wollen wir denn?"-"ich ... also ... ähm ich glaube ... ich weiß es nicht" ich musste anfangen zu lachen und sah meine Schwester an "du hast den Plan gemacht, wohin gehen wir denn?"-"na das werdet ihr ja wohl noch alleine hinbekommen? Gegebenenfalls knobelt ihr es einfach aus. Ihr könnt euch ja Zeit lassen. Sollte es spät werden, kann Luca problemlos bei uns schlafen" das hatte sie ja wirklich alles sehr gut durchdacht. Meine Schwester, die Kupplerin! Ich konnte mein Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht wischen „na dann, komm" sagte ich mit einem Kopfnicken zu Nicole. Sie kicherte leicht und beugte sich dann zu Luca runter um sich von ihm zu verabschieden. Dann trennten sich unsere Wege, denn meine Schwester hatte ungewöhnlicher Weise nicht in der Tiefgarage geparkt.

Der Motor war gestartet und ich fuhr langsam den Weg zum Ausgang hinaus, lenkte den Wagen auf die Straße raus und die Stille im Auto begann zu drücken. „Warum hast du dich eigentlich nicht gemeldet?" es war vielleicht nicht die richtige Frage aber irgendwie musste die Stille ein Ende haben und es interessierte mich ja. Ich bekam aber keine Antwort und als ich rüber schaute, sah Nicole zum Fenster raus. Nun fing ich die Frage doch an zu bereuen und machte einfach die Musik etwas lauter. Ich war es nicht gewohnt, dass es solch eine Stimmung zwischen uns gab. Nicht einmal an dem Tag, an dem wir uns kennenlernten war es so bedrückend. „Es tut mir leid, es war nicht meine Absicht" hörte ich plötzlich ein Flüstern durch die Musik und musste es mir mehr zurecht dichten als das ich es wirklich verstanden hätte. Schnell machte ich die Musik wieder leiser „es sollte kein Vorwurf sein, es hat mich nur gewundert, weil ich überrascht war"-„überrascht?" milde lächelte sie mich an. „Ja, weil ich dich nicht so unzuverlässig eingeschätzt hätte"-„tut mir leid, es ist auch wirklich nicht meine Art nur, naja. Also eigentlich wollte ich wirklich absagen ..." ich konnte nichts dafür, mein Fuß ging automatisch auf die Bremse. Zum Glück fuhren wir gerade auf eine Ampel zu und ich konnte es darauf schieben. „ ... aber Yvonne hatte mich dann doch überzeugt mit zu gehen" führte sie ihren Satz weiter „ich dachte eigentlich, es würde reichen wenn sie es weiß. Hätte ich gewusst, dass du es extra von mir hören magst, hätte ich natürlich mich gemeldet" kicherte sie. Ich stimmte mit ein und musste ihr Recht geben. „Ist italienisch ok?"-„du meinst das Essen?"-„ja das meine ich" wir mussten schon wieder lachen, was ganz offensichtlich am Themawechsel lag. „Italienisch ist lecker" sagte sie ruhig und im Augenwinkel erkannte ich, wie sie sich bemühte nicht zu lachen. Ja der Tag war perfekt und es schien, als würde der Abend weiter perfekt verlaufen.

Ich, meine Schwester und MarcoWhere stories live. Discover now