Ein Traum von Nutella

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Marco

Irgendwie war es wie ein schweigsames Abkommen zwischen Nicole und mir, das wir Luisa nicht dabei haben wollten. Davon ging ich auf jeden Fall aus, sonst hätte sie bestimmt etwas gesagt, als ich Luisa, mehr als deutlich, zum Babysitter verdonnern wollte. Eigentlich war es schade, dass Luisa noch schlief und Nicole dies direkt ablehnte und so Luca mitkam. Jedoch anderseits war es auch wieder gut, schließlich hatte ich Nico dabei. So hatten die zwei schon mal das große Los gezogen und ich auch. Wobei ich gestehen musste, dass bei dem Gesicht was Nicole bei der Autofahrt machte, ich daran zweifelte ob mein Los wirklich so groß war. Es schien fast, als wäre es für sie eine Qual und doch, war sie losgelöst als wir von meiner Schwester begrüßt wurden und ein paar Minuten saßen. Vielleicht hatte ich mich ja doch geirrt und es war nur weil ich sie so früh geweckt hatte. Irgendwie hätte ich es aber auch nicht länger ohne sie ausgehalten, was ganz sicher der Grund war, warum ich überhaupt so früh wach war. Sonst hatte ich meinen Hintern am Sonntag so lange wie möglich im Bett. Ihr Lachen und ihre Herzlichkeit bestätigte mich in meiner Idee, die ich hatte und als sie sagte, dass sie am liebsten Nutella frühstückte, ließ ich es mir nicht nehmen sie zu überraschen. Conny und Tina staunten nicht schlecht, als ich urplötzlich in der Küche stand und meine Bestellung der Rühreier ansagte und mich direkt am Waffeleisen zu schaffen machte. „Marco, was machst du da?" rief mir Tina direkt rüber und holte sich die Eier aus dem Kühlschrank. „Nach was sieht es denn aus?" grinste ich breit und öffnete den Eimer mit dem Waffelteig. „Es sieht so aus, als würdest du uns ein paar extra Stunden einhandeln, weil die Küche gleich im Chaos versinkt" lachte Conny los und war mit dem Belegen von Brötchen beschäftigt. „Ihr traut mir ganz schön viel zu, nicht" kommentierte ich die Gemeinheiten und goss den Teig auf die heißen Eisen. Ich musste mir noch ein paar Zutaten erfragen und wenig später hatte ich einen kleinen Turm gebaut aus je zwei Waffeln, die gefüllt waren mit Nutella. Dazu gab es einen großen Klecks Kirschmarmelade und eine kleine Haube aus Sahne. Garnierte es mit ein bisschen Minze, weil die gerade da so rum lag und mir Farbe auf meinem Meisterwerk fehlte und Kakaopulver. „Die Rühreier sind fertig Marco. Kannst du also auch direkt mitnehmen"-„kannst du mir helfen?"-„wie jetzt?" gespielt entsetzt sah sie mich an und ich zuckte entschuldigend mit meinen Schultern, mit Blick auf die Teller in meinen Händen. „Ok, du hast mich überredet, aber nur weil du die Küche unerwartet sauber wieder verlässt" lachte sie und kam mir hinterher.

Das Gesicht von Nicole war unbezahlbar, als ich ihr den Teller vor die Nase stellte. Ihr Spruch jedoch war weniger erbaulich. Warum traute mir keiner was zu? Ich konnte nicht nur Fußball spielen! „Du musst jetzt nicht schmollen" meinte Nicole liebevoll „ich bin einfach nur sehr überrascht und es sieht einfach köstlich aus" strahlte sie mich an und vergessen war mein Schmollen. „Was ist mit mir?" beschwerte sich da aber meine Schwester schon und stand mit hoch erhobenen Kinn auf „ich bekomm so was nie von dir"-„du bist meine Schwester, kannst das besser als ich und außerdem, da hinten winkt jemand" stellte ich trocken fest und zeigte auf einen Kunden der offenbar zahlen wollte. „Du hast Glück, sonst würde ich hier sitzen bleiben und mir selbst die Waffeln schmecken lassen" mit den Worten, steckte sie den Zeigefinger in meine Sahne und steckte ihn sich in den Mund.

Die Waffeln und Rühreier waren viel zu schnell gegessen und Nicole sah auf die Uhr. „Ich glaub es wird Zeit zu gehen" sagte sie dann auch schon und mir wurde es mulmig. „Hast du noch einen Termin?" versuchte ich so locker wie möglich zu fragen und unterstrich es mit einem frechen Grinsen. „Nein das nicht, es ist ja Sonntag" erwiderte sie das Grinsen „aber ich hatte Luisa gesagt, dass wir gegen Mittag zurück sind"-„meinst du, sie vermisst dich arg?" verächtlich fing sie an zu schnauben „nein, das glaube ich nicht"-„warum willst du dann nach Hause? Wir könnten doch noch was Schönes unternehmen wenn du Lust hast"-„naja, Luisa braucht ja auch etwas zum essen" es schien ganz so, als würde sie auf einmal wieder diese Unbehagen haben, mit welchem sie schon in meinem Auto saß und ich fragte mich warum. Luisa hatte ja ganz offensichtlich nicht über den Vorfall gesprochen, sonst wäre sie ganz bestimmt nicht mit mir frühstücken gegangen, was hatte sie also auf dem Herzen? „Magst du nicht?" musste ich direkt fragen, auch wenn es sehr plump rüber kam. Entsetzt zog sie ihre Augenbrauen nach oben und ihre Augen wurden auch immer größer „oh nein, so war das nicht gemeint"-„es klang aber so, als würdest du am liebsten gerade überall lieber sein als hier"-„so war es wirklich nicht gemeint, ganz bestimmt nicht" Nicole wurde nervös, das konnte ich erkennen aber was war es dann? „Es ist nur ..." sie blickte zu den Kindern rüber und verstummte. Luca und Nico waren gerade schwer in einem sehr wichtigen Gespräch vertieft, was nur sie verstanden, dann sah Nicole wieder zu mir. „Was wolltest du denn unternehmen?" fragte sie vorsichtig und ich hatte absolut keinen Plan. Da will man mal spontan sein und es fiel einem nichts ein. Ich sah zum Fenster raus und versuchte mir irgendetwas aus den Fingern zu saugen. „Was wäre mit Zoo? Ist schon länger her, das ich da das letzte Mal war und ich war auch nur dort, um meinen Spielerpflichten nachzukommen. Ich bin nämlich Pate eines Gürteltieres" zwinkerte ich ihr zu und presste meine Brust raus, die fast vor Stolz platzte. „Du bist was?" das Schmunzeln um Nicoles Mundwinkel wurde immer breiter, bis sie es nicht mehr verstecken konnte und ihre Hand vor hielt. „Hey, das ist eine echt harte Patenschaft"-„ne ist klar, darum warst du seit dem dein Patenkind auch nicht mehr besuchen oder was?" kicherte sie hinter ihrer Hand hervor. „Ich bin zu stark in meinem Job vertieft, du weißt nicht wie stressig es ist, auf dem Sofa zu liegen und PlayStation zu spielen" ich konnte es nicht vermeiden und musste ihr wie ein Kleinkind die Zunge rauszustrecken. „Das war ein Tiefschlag Herr Reus" wurde sie ernst und doch konnte ich sehen, dass sie genau wie ich, an unsere erste Begegnung dachte.

Ich, meine Schwester und MarcoWhere stories live. Discover now