VI b

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Schon wieder stand ich in einem überfüllten Aufzug und ich war dankbar, dass ich nicht an Klaustrophobie litt, denn täte ich das, wäre ich zweifellos verloren an meiner neuen Arbeitsstelle. Da die maximale Anzahl der Personen, die den Aufzug gleichzeitig benutzen durften auf acht Personen beschränkt war, verliess uns einer der sechs Männer und verschwand im Menschengetümmel. Der Chef der Truppe, Hamilton, kommunizierte mit dem Mann über sein Headset und gab irgendwelche Befehle weiter, während wir uns, in der kleinen Aufzugskabine platzierten und ein anderer Mann im weissen Smoking einen vergoldeten Knopf an der Leiste betätigte.

Als der Lift sich ruckartig in Bewegung setzte, verlor ich die Balance und lehnte mich unbeabsichtigt in Richtung Zayn. Dieser fing mich mit einem freundlichen Lächeln auf, machte sich dann aber nicht mehr die Mühe seinen Griff um mein rechtes Handgelenk wieder zu lösen. Im Gegenteil, obwohl seine Augen schon wieder auf die Tür gerichtet waren, rutschten seine Hände meinen Unterarm entlang hinab und seine Finger verschränkten sich mit meinen. Ich konnte förmlich spüren, wie sich mein Gesicht erhitzte, doch ich konnte mir ein dämliches Grinsen nicht verkneifen. Als ich von meinen schwarzen Lederschuhen aufblickte, fing ich den gehässigen Blick von Josh auf und ich erstarrte. Ich wusste, dass er in der Lage war mir sämtliche Knochen in wenigen Minuten auf schmerzhafteste Art und Weise zu brechen und ich wusste, dank meines Medizinstudiums auch, dass viele der Techniken, die die Soldaten in der amerikanischen Armee heute erlernten schwerwiegende und bleibende Schäden verursachen konnten. Jemanden wie Josh wollte man nicht als Feind gegen sich aufbringen, doch genau das tat ich wohl in diesem Moment und trotz diesem Bewusstsein konnte ich nicht aufhören vor mich hin zu Grinsen. Die Stimme der Vernunft in mir flehte mich an, damit aufzuhören, doch mein Bauch schlug gerade Purzelbäume und ich fühlte mich noch immer leicht von den Gläsern Champagner beschwipst, was mir in dieser Situation auch nicht gerade zu Gute kam.

Glücklicherweise ging in diesem Moment gerade die Lift-Tür auf und wir konnten dem engen Raum entfliehen. Wir waren in einem Stockwerk angekommen, dass sehr dem Apartment von Zayn glich, nur waren hier die vorherrschenden Farben nicht etwa schlichtes schwarz und weiss, sondern protziges Gold und rote Teppiche. Derjenige der hier wohnte, residierte in seinen Mauern wie ein moderner Krösus. An der rechten Wand war ein riesiges Portrait aufgehängt von einem grossgewachsenen Mann, der nicht viel älter als Zayn sein musste, er hatte lockiges braunes Haar und auffallend grüne Augen, die mir irgendwie bekannt vor kamen. Er lag aufreizend mit einem Grinsen im Gesicht, auf einem riesigen Bett mit seidig beigem Bettbezug, nur sein nackter Oberkörper lugte unter der Bettdecke hervor und vor ihm zwischen seinen muskulösen Armen lag eine schwarze Katze, der er mit der linken Hand sorgsam über den Kopf strich. Das Bild war umgeben von einem goldenen Rahmen und gut beleuchtet von dem riesigen Kronleuchter, der in der mitte des Raumes von der Decke hing. Auf der Gegenüberliegenden Seite des Raums war eine Sitzgruppe aus ledernen Sofas und dahinter erstreckte sich eine gläserne Wand, die den Blick auf das rege Treiben in Las Vegas preisgab. Einer der drei weissen Sessel, die neben den ebenfalls in weiss gehaltenen Sofas standen, drehte sich nun in unsere Richtung und gab den Blick auf einen jungen Mann frei, der mit einem spitzbübischen Schmunzeln, den Armen auf die Lehnen des Sessels gestützt und die Fingerspitzen aneinander gelegt hatte, zu uns hinüber schaute. Auch er hatte braunes Haar, das er kunstvoll nach hinten frisiert hatte. Er trug eine schwarze Jeans über einem blauen Hemd, das seine leuchtend blauen Augen unter der Haarpracht hervorhob. Hinter mir hörte ich ein Rascheln und als ich mich umdrehte, bemerkte ich, dass sich alle Security Männer zurückgezogen hatten. Nun waren Zayn, Josh und ich allein mit diesem Fremden im Raum.

„Zayn, Josh, schön euch endlich wieder einmal bei uns begrüssen zu dürfen. Bitte steht doch nicht da wie drei verrostete Gartenzwerge und setzt euch“, meinte dann der Mann mit aufgesetzt fröhlicher Stimme, der vor uns im Sessel sass und machte eine einladende Bewegung in Richtung der Sofas. Zayn setzte sich in Bewegung und ich folgte im auf den Fuss. Als er sich auf eines der Sofas setzte, bedachte er mir, neben ihm Platz zu nehmen. Josh jedoch gesellte sich nicht zu uns, sondern bezog hinter uns Stellung und untersuchte den Raum mit geübten Blicken.

TornWhere stories live. Discover now