Wie ein Fisch auf dem Trockenen

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Die letzten zwei Tage der Ferien vergingen reibungslos und es blieb alles, wie immer, dann war der Montag da und die Schule begann von neuem (mal wieder).

Mein Wecker gab mir Bescheid, dass ich aufstehen musste. Ich lag schon seit einigen Stunden wach, denn ich brauche wie Menschen zwar Schlaf, jedoch viel weniger. Ich weiß nicht genau wie viel, aber ich schätze etwa fünf bis sechs Stunden pro Nacht, um ausgeschlafen zu sein. „Essen" ging ich immer abends, so dass ich morgens auch keine Zeit für irgendwelche Schwimmausflüge einplanen musste.

Ich stand auf und ging in mein kleines Bad, direkt neben meinem Schlafzimmer. In meinem Schlafzimmer waren übrigens nur ein Bett, ein Kleiderschrank und eine Waschmaschine. In meinem Bad standen eine kleine Dusche und ein kleines Waschbecken. Auf dem Waschbecken eine Seife und mein Duschzeug.

Das war's auch schon, denn mehr brauchte ich nicht. Ich stieg unter die Dusche und das warme Wasser spülte das Salzwasser, das noch von meinem nächtlichen Schwimmausflug an mir klebte, ab. Es ist nicht so, dass wenn ich mit Wasser in Berührung komme, ich mich in eine Sirene verwandle. Ich kann meine Verwandlung kontrollieren und bestimmen, wann ich mich verwandeln will.

Als ich aus der Dusche stieg, war es kurz nach sechs und ich hatte noch mehr als genug Zeit. Nachdem ich mich abgetrocknet und geföhnt hatte, stand ich unschlüssig vor meinem Kleiderschrank und überlegte, was ich anziehen sollte. Ich lebte in Australien an der Goldküste und da wir Anfang Januar hatten, waren Höchsttemperaturen angesagt. Ich entschied mich schließlich für eine kurze Jeanshose, ein weißes Top, mit einer langen goldenen Kette, die gut zu meinen weiß-goldenen Sandalen passte. Ich schminkte mich nicht oder tat etwas Ähnliches mit meiner Haut oder meinen Augen.

Sagen wir es mal so, ich finde es nicht gerade gut sein wahres Gesicht hinter Tonnen von Make-Up, Wimperntusche und Eyeliner zu verstecken. Selbst wenn man mal einen Pickel hat, ich meine keiner ist perfekt und dazu sollte man auch stehen. Zum Schluss band ich mir die Haare zu einem einfachen hohen Pferdeschwanz, und fertig! Bis um halb acht las ich noch in einem meiner wenigen Lieblingsbücher, die ich über die Jahre gesammelt hatte. Jedenfalls stieg ich um etwa halb acht auf mein Fahrrad und radelte zur Schule. Natürlich blieben die dämlichen Sprüche und Pfiffe der Männer die mich sahen nicht aus, von wegen:

„Hey Süße! Schon was vor heute?" Und natürlich auch diese einfallsreichen: „Oh Baby! Du bist wie eine Apfeltasche! Heiß und süß!" Eine solche Frau wollte ich wirklich mal kennenlernen, welche auf diese billigen Sprüche ansprang.

Als ich nach einer viertel Stunde an meiner Schule angekommen war, überlegte ich, was ich als erstes hatte. Französisch! Würg! Ich schloss mein Fahrrad ab und wollte mich gerade auf den Weg zu meinem Kursraum machen, da rief Alice nach mir. Ich erkannte ihre Stimme sofort, schließlich waren wir seitdem ich in ihre Klasse gekommen war beste Freundinnen. „Hey Al!", sagte ich fröhlich und umarmte sie.

„Hey Em! Wie kannst du morgens nur immer so gut drauf sein? Ich bin total fertig! Mir ist irgendwann um halb eins eingefallen, dass ich die Französischhausaufgaben noch machen muss sonst müsste ich wieder nachsitzen." Sie verdrehte die Augen. Unser Französischlehrer war schrecklich! Total pingelig mit Hausaufgaben, lauter unangekündigte Tests, schwierige Arbeiten, er konnte kein bisschen erklären und hatte einen wahnsinnigen Akzent wenn er sprach, sodass man nie so recht wusste, was er eigentlich sagen wollte.

„Ein gutes hat der Tag allerdings!", sagte Alice grinsend. „Was denn?", fragte ich. „Der neue sieht verdammt gut aus!", flüsterte sie und wir brachen beide in Lachen aus.

Während wir zum Französischkursraum gingen (ich hatte zu meinem Glück beinahe alle Kurse mit Alice), fragte ich sie über den Neuen aus: „Wie heißt er? Wie sieht er aus? Weißt du welche Kurse er belegt hat?"

The Beauty of a MermaidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt