Was sag ich ihr denn bloß?

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Den Sonntag verbrachte ich mit Hausaufgeben, schwimmen, jagen, dem üblichen eben. Allerdings hatte ich stundenlang mit Ethan telefoniert und er hatte mich gefragt, ob er mal mitgehen durfte, wenn ich schwimmen wollte. Nach langer Diskussion ließ ich mich drauf ein. Es war nicht so, dass ich nicht so viel Zeit, wie möglich mit ihm verbringen wollte, aber es war ja sowieso schon verführerisch genug, als Mensch seinen Duft einzuatmen und seine Nähe zu spüren.

Bei unserem ersten Kuss war ich ja auch in Sirenengestalt gewesen, also hatte ich bereits miterlebt, wie es sich dann anfühlte. Diesen übermenschlichen, brennenden Hunger ertragen zu müssen...ich wusste nicht, ob ich das hinbekam. Da es unser erster Kuss gewesen war und ich mir diesen Augenblick so sehr gewünscht hatte, hatte ich dieses Verlangen zumindest halbwegs im Zaum halten können.

Es war, als hätte ich Jahrhunderte lang nichts gegessen und Ethan wäre meine heiß ersehnte Mahlzeit. Meine Kehle brannte und dürstete nach seinem Blut; mein Gesamtes Inneres schrie danach ihn hinunterzuschlingen! Ich wusste nicht, ob ich es sonderlich langen in diesem Zustand in seiner Nähe aushalten würde. Ich hatte zwar zugestimmt aber ihm auch noch ein Versprechen abgeschwatzt.

Er sollte mir seine... „Phoenix Gestalt", oder wie immer man das nannte, zeigen. Ich persönlich, bevorzugte den Namen Rubin. Als Mensch war er also Ethan und als Phoenix Rubin. Erzählt hatte ich ihm davon allerdings noch nichts. Vielleicht später einmal...irgendwann. Schließlich war ja nicht nur ich unsterblich.

Am Montag war ich wie gewohnt überpünktlich wach. Geduscht hatte ich schon und stand nun unschlüssig vor meinem Kleiderschrank. Ich entschied mich für ein weißes, geblümtes Kleid mit Spagettiträgern, das bis etwas über die Knie reichte. Ich flocht mir Die Haare zu einer Kunstvollen Frisur und zog schwarze Ballerinas an. Dann betrachtete ich mich im Spiegel. Beinahe hätte ich gelacht. Ich sah so unschuldig aus, so lieb und nett.

Wie hieß das noch gleich? „Beurteile ein Buch nicht nach seinem Einband." Tja, daran solltet ihr euch wohl besser halten Leute, sonst kann ich für nichts garantieren!

Um halb acht stieg ich auf mein Fahrrad und fuhr gemütlich zur Schule. Wie gewohnt, starrten mir Typen hinterher, aber ich beachtete sie gar nicht. Als ich endlich an der Schule ankam, schaute ich mich sofort nach Ethan um. Als ich ihn gefunden hatte, war ich schon drauf und dran, zu ihm rüber zu gehen und ihn zu umarmen, da hielt eine Stimme mich zurück.

„Hey Emily! Wie war dein Wochenende? Ach ich hab dir so viel zu erzählen!" Alice. War ja klar. Natürlich musste sie mich ausgerechnet jetzt entdecken. „Ach hör auf sowas zu denken Emily! Schließlich bist du fast mit ihrem Ex-Freund zusammen! Sowas macht man als beste Freundin eigentlich gar nicht. Du solltest dich wirklich schämen.", schalt ich mich selbst in Gedanken. Sollte ich wirklich. Das Komische daran war, ich tat es kein Bisschen. Erst jetzt fiel mir auf, was ich für eine miserable Freundin ich für Al sein musste.

Zuerst hatte ich ihr das Glück mit Ethan nicht gegönnt, hatte mich insgeheim gefreut, wie ein kleines Kind an Weihnachten, als sie weinend am Strand saß und mir erzählte, dass er mit ihr Schluss gemacht hatte. Ich hatte sie mit zu Dereks Party genommen und mir war nichts Besseres eingefallen als den ganzen Abend mit Ethan zu tanzen und zu flirten. Ich hatte ihn auf dem Heimweg sogar noch mehrmals geküsst!

Und als Sahnehäubchen auf der Torte aus Schuld kam natürlich noch dazu, dass ich ihr von alldem kein einziges Wort erzählt hatte! Verdammt war ich eine schlechte Freundin. Schuldgefühle überrollten mich und begruben mich, wie ein Tsunami im Ozean.

„Hey Al!", sagte ich bemüht normal zu klingen. „Alles klar bei dir? Ich muss dir auch...viel erzählen." Meine Stimme war ziemlich unsicher doch Al schien nichts zu bemerken. „Okay aber ich zuerst!", sagte sie aufgeregt und fing auch schon an zu quasseln. Ich schaltete ab und suchte Ethan. Er beobachtete uns und mit nachdenklichen Blicken. Als sich unsere Blicke trafen, lächelte ich ihm vorsichtig zu. Er lächelte zurück, doch da zog Al mich auch schon in Richtung Schulgebäude.

Ich seufzte leise. So konnte das definitiv nicht weitergehen! Ethan und ich konnten nicht so tun, als wären wir nur Freunde, wenn überhaupt! Aber was sollte ich Al denn sagen, ohne, dass sie gleich ausrastete? Sie würde denken, dass Ethan nur wegen mir mit ihr Schluss gemacht hatte. Ups! Halt mal. Das stimmte ja wahrscheinlich auch noch. Verdammter Mist aber auch!

Aber verschweigen konnte ich es ihr auch nicht. Vielleicht würde sie es akzeptieren! Vielleicht würde sie einsehen, dass das mit ihr und Ethan sowieso keine Zukunft gehabt hätte! Aber jetzt konnte ich es ihr nicht sagen. Sie schwärmte gerade von Zack, dem Jungen, mit dem sie so viel auf Dereks Party gemacht hatte. Im Moment wirkte sie glücklich. Ich konnte ihr das jetzt nicht zerstören! Irgendwann würde ich es ihr sagen...wenn der richtige Zeitpunkt da wäre. Es gab nur ein Problem: Wann zur Hölle war denn der richtige Zeitpunkt, seiner Besten Freundin zu sagen dass man sich in ihren Ex verliebt hat?!

Hey Leute :) Vielen vielen vielen dank für die ganzen aufheiternden Kommis! Ihr habt mich echt aufgebaut und mir voll geholfen ;) Dankeschön! Am liebsten würd ich diesen Kapitel euch allen widmen!! ;*

The Beauty of a MermaidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt