Ich blieb lange Zeit in meiner Sirenengestalt. Wie lange genau, wusste ich irgendwann nicht mehr. Als Sirene zählte weder die Minute, noch die Stunde, noch der Tag, ja noch nicht mal das Jahr in irgendeiner Hinsicht.
Man hatte keine Verpflichtungen oder besondere Verhaltensvorschriften. Man durfte so leben, wie man wollte, solange man sich an unsere eigentlich einzige Regel hielt: Menschen sind Futter! Keine Freunde, Lebenspartner oder sonstiges. Friss sie auf und lass keinen Überleben, der von den Geschehnissen erzählen könnte.
Eigentlich konnte man sich ja ganz gut daran halten, solange dieser Mensch nicht Ethan Kennedy hieß.
In der Zeit, die ich im Meer verbrachte, hatte ich die schmerzlichen Gedanken an Ethan und Alice erfolgreich verdrängt. Es war mir völlig egal, ob sie sich Sorgen um mich machten. Sie hatten ja immerhin sich.
Ich hätte da sowieso nicht mitreden können, selbst wenn ich nicht gegangen wäre. Jedenfalls hatte ich eine Art zweites zu Hause gefunden.
Eine weitere einzigartige unerforschte Insel. Diesmal war es keine Vulkaninsel, dafür gab es wunderschöne Grotten, atemberaubende Wasserfälle und Riffe voller Farben und Leben.
Meine Menschliche Gestalt hatte ich seit meinem Weggang kein einziges Mal angenommen. Ich wusste auch nicht, ob ich zurückkommen würde. Ich war hier so glücklich, wie noch nie und hier hatte ich keine Probleme.
Es war eine ganz eigene Welt, so viel war sicher. Doch zu welcher Welt gehörte ich?
An einem weiteren heißen Tag auf der Insel, hatte ich mich an das Ufer des Flusses gesetzt, der auf der Insel floss, fast genau neben den Wasserfällen. Ich hatte mich mit dem Oberkörper ins Gras gelegt und betrachtete den strahlend blauen Himmel über mir.
Nach einer Weile schloss ich die Augen und lauschte. Das leise Atmen, der verstörten Tiere. Das Knurren der Wildkatzen, der Gesang der Vögel. Und dann dieser Duft. Dieser Duft nach exotischen Früchten, nach Leben und... Moment mal! Was war das? Dieser Duft, so verführerisch und anziehend, wie dunkle Schokolade. Ein Mensch? Was sollte ein Mensch hier zu suchen haben? Das war eine gefährliche Insel! Voller wilder Tiere, giftiger Pflanzen und anderen tödlichen Dingen. Der einzige Passable Grund hier her zu kommen, wäre Selbstmord, ich meine, hier dürfte das ja nicht besonders schwer sein.
Ich hatte im Laufe meines Lebens gemerkt, dass nicht alle Menschen gleich rochen oder die gleiche Anziehungskraft auf mich ausübten. Manche Menschen rochen schon beinahe abstoßend und manche so himmlisch, dass ich kaum widerstehen konnte. Woran das lag, wusste ich selbst nicht. Der Geruch des Menschen führte mich Flussabwärts, immer weiter in Richtung Strand. Nach vielleicht zehn Minuten war ich ihm ganz nah. Er schien so gut, wie neben mir zu stehen. Ich spähte durch ein Buschwerk und mir stockte der Atem. War das etwa...? Nein das war vollkommen unmöglich. Vorsichtig schwamm ich näher ran.
Am Ufer, ein paar Meter weiter, stand ein riesiger, roter, wunderschöner Vogel. Er war etwa so groß, wie ein Pferd, bewegte sich jedoch anmutig und prachtvoll. Seine Federn schienen im Licht der Sonne zu Funkeln, wie tausend kleine Rubine. Er stieß einen hohen Laut aus, der über die ganze Insel schallte.
Dann begann er zu singen. Eine wunderschöne, reine Melodie, verzaubernd und gefährlich zugleich.
Was war das? Bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte, breitete der Vogel seine gigantischen Flügel aus und hob sich majestätisch in die Lüfte. Er flog zum Strand und dann über das offene Meer, bis er nur noch ein kleiner roter Punkt am Horizont war. Das war ganz und gar nicht normal, sogar bei meiner Definition von normal und die ist echt nicht leicht zu toppen! Was zur Hölle war das eigentlich? Von der Größe her, ähnelte es einem Pferd, aber sonst... mit glitzernden Federn und schönen Melodien, konnte ich nicht viel anfangen. Aber wie sollte ich sonst etwas herausfinden? Die einzige Quelle die mir einfiel war das Internet, aber ob das mir so viel weiterhelfen würde war fragwürdig.
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The Beauty of a Mermaid
ParanormalSirenen. Sie gelten als liebe, hilfsbereite Meereswesen, die ab und zu ein Menschenleben retten und sonst nichts anderes zu tun haben, als den ganzen Tag ihr langes Blondes Haar zu kämmen. Tja wenn ihr das gedacht habt, habt ihr euch gewaltig getäus...