Kapitel 6

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»Los, Ylenia!«, rief ich. »Los!«
Ich sprang über einen hohlen Baumstamm und holte im Lauf einen Pfeil aus meinem selbstgemachten Köcher. Das Reh war viele Meter von mir entfernt, Ylenia entgegen hatte es bald erreicht. Im nächsten Moment riss mein Wolf das Tier zu Boden. Schnee wirbelte auf und Ylenia verschwand in einer Wolke. Kurz darauf kam sie zu mir herüber, das Reh hinter sich herziehend.
»Braves Tier«, sagte ich und strich meinem Wolf über dem Kopf.
Ich sah auf. Langsam legte ich einen Pfeil auf die Sehne, spannte sie und wandte mich dann blitzschnell um.
»Der Pfeil würde durch dich hindurchgehen und du hättest es nicht einmal bemerkt«, meinte ich.
»Glücklicherweise hast du nicht geschossen«, sagte Jojen und ich ließ den Bogen sinken, während der Junge auf mich zulief.
»Wieso beschattest du mich?«, verlangte ich zu wissen.
Jojen antwortete nicht, sondern nickte dem Wild zu. »Du wirst besser.«
»Das war Ylenia«, entgegnete ich.
»Du solltest es selbst mal probieren.«
»Warum bist du hier?«, fragte ich.
»Weil du es so willst«, erklärte Jojen und trat näher. »Aber du musst jetzt aufwachen, Sienna. Wach auf!«
Die Stimme hallte als Echo in meinem Kopf und ich schreckte auf. Ich blinzelte, die Sonne schien mir direkt ins Gesicht. Mein Sichtfeld wurde klar und meine Augen erfassten Jojen, der über mir gebeugt stand. Mit gerunzelter Stirn setzte ich mich auf. Meine Schädeldecke pochte und ich hielt mir stöhnend den Kopf.
»Au«, stöhnte ich.
»Du bist bei der Jagd gestürzt und ohnmächtig geworden«, erklärte der Reet-Junge.
»Wo ist Ylenia?«, fragte ich.
»Sie hat mich geholt. Ich konnte nicht schlafen. Dein Glück, letztendlich, sonst wärst du erfroren. Du solltest nicht alleine jagen gehen. Nicht hier.«
»Ich habe einen Schattenwolf«, meinte ich nur.
»Und dir ist dennoch etwas zugestoßen.«
Jojen hielt mir die Hand entgegen und ich ergriff sie, doch als er mich hochziehen wollte, stürzte er nach vorn und fiel neben mir in den Schnee. Augenblicklich begann ich zu lachen.
»Das ist der Dank dafür, dass ich dir helfen wollte«, murrte Jojen.
Ich wandte meinen Kopf. »Jetzt sei nicht so.«
»Du hast wieder geträumt«, meinte Jojen und sah mich an.
»Es ist unheimlich, wenn du das weißt.«
»Ich weiß sogar, wovon.«
Ich verdrehte die Augen, auch wenn ein Schmunzeln meine Lippen zeichnete. Ich wollte mich erheben, doch Jojen zog mich wieder hinunter.
»Was -«
Ich sprach nicht weiter. Seine braunen Augen zogen mich in eine Art Bann. Wie in Trance musterte ich ihn, und langsam beugte er sich zu mir hinunter. Auf einmal spürte ich seine Lippen auf meinen, und die ganze Kälte, die uns umgab, die unter unsere Kleidung gekrochen war und uns frieren gelassen hatte, war mit einem Mal verschwunden - zurück blieb Wärme und Geborgenheit.
Plötzlich vernahmen wir ein Knurren und erschrocken lösten wir uns voneinander. Sommer stand einige Meter von uns entfernt, den Schwanz eingezogen und die Zähne fletschend.
»Hey, Sommer«, sagte ich und wir beide erhoben uns. Ich streckte meine Hand nach dem Wolf aus, doch er knurrte nur ein weiteres Mal warnend. »Hey, alles in Ordnung. Ich bin's. Sienna.«
»Das ist nicht Sommer«, meinte Jojen und zog mich am Handgelenk zurück.
Der Wolf machte kehrt und rannte davon. Augenblicklich folgten Jojen und ich ihm. Wir erreichten das Lager und sofort fiel mein Blick auf Bran.
»Was sollte das?«, verlangte ich zu wissen.
»Ich hab' mir Sorgen um euch gemacht, aber anscheinend war das nicht notwendig«, meinte Bran.
»Wir haben nichts verbrochen, wenn du das gerade andeuten willst.«
»Nein. Aber du hast mir die Wahrheit verschwiegen.«
Verwundert sah ich meinen Bruder an.
»Du hast mir nicht gesagt, dass du Sansa in Königsmund zurückgelassen hast und dass du ohne Arya vor einem Kampf geflohen bist. Du meintest, sie seien in Sicherheit, dabei weißt du es nicht. Du weißt nicht wirklich.«
»Wer hat dir das erzählt? Der Dreiäugige Rabe etwa?«
»Das tut nichts zur Sache.«
Ich unterdrückte die kommenden Tränen und reckte das Kinn. »Es hätte nichts daran geändert, wenn ich dir bereits damals die Wahrheit gesagt hätte. Du hättest nicht eingewilligt, nach ihnen zu suchen.«
»Es hätte sehr wohl was geändert!«, schrie Bran mich an. »Du sagtest, sie seien sicher und dass sie am Leben sein würden, doch du hast gelogen. Das ändert alles. Sie könnten längst tot sein. Du hast sie im Stich gelassen, Sienna!«
»Ich verbitte mir diesen Ton, Bran!«, zischte ich und der Junge schwieg. »Seid ich auf euch gestoßen bin, behandelst du mich wie eine Unterwürfige. Du bist kein König und du bist nicht älter als ich. Du bist mein kleiner Bruder und normalerweise sollte ich diejenige sein, die dir die Befehle gibt, die dir sagt, wo es lang geht.«
»Normalerweise«, erinnerte Bran. »Alles hat sich geändert, als Vater und du, Arya und Sansa Winterfell verlassen habt. Ihr habt nicht nur euer Zuhause zurückgelassen, sondern auch Robb, Rickon und mich.«
»Willst du mir für irgendetwas die Schuld geben, Bran?«, stichelte ich.
»Nein. Du trägst keine Schuld dafür, dass das alles passiert ist. Wir können es nicht ändern. Doch du verstehst das nicht. Du kannst es nicht akzeptieren, dass ich jetzt so bin wie ich bin. Du akzeptierst einfach nicht, dass ich zum Dreiäugigen Raben muss.«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und lachte beifällig. »Dann wär' ich wohl nicht hier, oder?«
»Du bist nur hier, weil du mich beschützen willst«, erwiderte Bran. »Nicht, weil du mich unterstützt. Ich brauch' keinen Beschützer, Sienna. Ich hab' Jojen und Meera. Die beschützen mich. Ich brauche dich als Schwester.«
»Wir können uns so was nicht aussuchen«, meinte ich. Ich sah zu Ylenia und sie kam zu mir herübergelaufen.
»Wo willst du hin?« Ich vernahm ein Zögern in Brans Stimme.
»Erst einmal weg von dir«, zischte ich und ging davon.

943 Wörter

Oh man 😓 was ist da wohl wieder los?

Ich habe extra jeweils einen Trailer für Staffel 1 und Staffel 2 geschrieben und hochgeladen, doch die GEMA hat sie gesperrt. Manchmal, wenn man Glück hat, kann man sie aber, glaube ich, auf dem PC gucken. Wenn ihr Lust habt, könnt ihr es ja mal versuchen.

Der Kanal heißt (bisher; ich will den Namen noch irgendwann ändern): Salrana

Schaut vorbei, wenn ihr wollt!

Valar Morghulis || Game of Thrones Staffel 3-4Where stories live. Discover now