Zäher Beginn

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Die Gänge und Flure der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei waren regelrecht gefüllt von Schülermassen, die mit dem Läuten der Glocken aus den Klassenräumen stürmten. Der Pausenhof hingegen schien wie leergefegt, bis auf einige dicke Regentropfen, die sich ihren Weg zum Boden suchten und plätschernd auf dem gepflasterten Asphalt aufschlugen.

Harry Potter saß auf seinem Platz in der großen Halle. Sein Kopf war gesenkt, sodass die abstehenden schwarzen Haare ihm über die Stirn fielen und Schutz vor den Blicken Ron und Hermines baten. Selbst wenn die beiden Gryffindors ihren Gegenüber nicht musterten, gaben sie keinen besonders schönen Anblick ab. Hermines Haare waren von der vorherigen Zaubertrankstunde noch ganz zerzaust und glichen eher der Frisur eines aufgescheuchten Wischmopps. Ron hingegen interessierte sich für keinerlei Frisuren, denn er hatte ein üppig bestücktes Paket von Mrs. Weasley erhalten, die ihren Kindern Blaubeer-Muffins gebacken hatte. Diese stopfte er nun nacheinander in seinen schon gut gefüllten Mund und nahm dabei keine Rücksicht auf unappetitliche Schmatzgeräusche, Flecken oder Krümel.

„Harry, du bist unglaublich dünn geworden; ja fast schon mager. Ich bin wirklich überzeugt davon, dass du auch einen Muffin essen solltest.", sagte Hermine mit ihrer schrillen Stimme und begann so eine neue Diskussion, um Harry zum Essen zu bringen. Der Angesprochene reagierte jedoch nicht und heftete seinen Blick weiterhin auf seine knochigen Hände, die verschränkt auf dem hölzernen Tisch lagen.

Die junge Gryffindor schien die Mission, Harry einen Muffin aufzudrängen, ziemlich ernstgenommen zu haben und stieß Ron ihren spitzen Ellenbogen in die Seite, um ihn auch zum Reden zu motivieren. Dieser war nicht sonderlich begeistert davon, teilen zu müssen, entschied sich durch Hermines stechenden Blick dennoch dazu, ihr mitzuteilen, dass er voll und ganz ihrer Meinung sei. Innerlich von dem letzten Muffin Abschied nehmend, startete er einen Versuch, zu reden, spuckte dabei jedoch den gesamten Inhalt seines Mundes über den Tisch und beschloss dann doch, lieber still zu bleiben.

Nach einigen Minuten, die große Halle hatte sich schon weitgehend geleert, hatte die Braunhaarige es geschafft und Harry nahm widerwillig einen Bissen von dem matschigen Muffin, aus dem die Blaubeeren herausgequollen kamen. Allein der zuckersüße Geschmack trieb seinen Magen in die Rebellion. Nach und nach schluckte er die Stückchen im Ganzen herunter, um seine sensiblen Nerven nicht zu strapazieren und unterdrückte den aufkommenden Würgereflex.

Seufzend richtete sich der dürre Junge auf, griff nach seiner Tasche und schritt auf das Tor der großen Halle zu, ohne seine angeblich besten Freunde noch eines Blickes zu würdigen. In einem ruhigen Flur angekommen, blieb Harry stehen und kniff seine Augen krampfhaft zusammen.

Kontrolle

Er benötigte mehr Kontrolle über sich, seine Entscheidungen und in dem Moment auch über seinen Magen. Zitternd atmete er ein und stieß dann die Luft ruckartig wieder aus. Immer mehr schien das Leben über ihm einzubrechen. Die Last, die noch immer an seiner Seele zog und zerrte, gewann deutlich mehr an Gewicht dazu und setzte alles daran, den Gryffindor in die Knie zu zwingen.

Plötzlich legte sich sanft eine schmale Hand auf die Schulter Harrys. Er zuckte merklich zusammen, entspannte sich jedoch wieder, als er erkannte, wer dort neben ihm stand. Cedric übte einen leichten Druck auf seine Hand aus und vermittelte seinem neugewonnenen Freund so, dass er für ihn da war. Mit einem aufmunternden Lächeln auf den Lippen, geleitete er den Schwarzhaarigen zu dem Klassenraum für Verwandlung.

Der Unterricht zog sich quälend langsam dahin. Harry wurde immer wieder von neuaufkommendem Zittern geschüttelt, sodass der Hufflepuff ihm beruhigend über den Oberschenkel strich. Seine Finger hinterließen eine Spur der Gänsehaut und verursachten angenehme Schauer, die über den Rücken des Schwarzhaarigen liefen.

Professor McGonnagal hatte durchaus bemerkt, dass Harry in keiner guten Verfassung war, konnte sich ihrem Schüler jedoch nicht widmen. Sie war zu sehr beschäftigt, sich in eine Katze zu verwandeln und Zacharias Smith anzufauchen, der es bereits zum zweiten Mal geschafft hatte, seinen Zauberstab in Flammen zu setzen.

Mit dem Ertönen der Glocke, das das Ende der Stunde verkündete, sprang Harry auf und stürzte zum nächsten Badezimmer. Ihm fehlte die Kraft, um die Kabine zu verriegeln. Ihm fehlte die Kraft zum Stehen. Mit einem schmerzhaften Aufschlag landete er auf den Knien und beugte seinen verkrampften Oberkörper über die Toilette.

Cedric, der schnell realisiert hatte, was geschah, ließ sich nun neben Harry nieder und strich ihm sanft über den Rücken. Nach einigem Keuchen und Würgen erbrach dieser die Blaubeer-Muffins von Mrs. Weasley und versuchte die Tränen zu unterdrücken, die sich dabei aus den smaragdgrünen Augen drängen wollten.

„Alles wird gut, Harry.", flüsterte Cedric. „Ich bin hier. Alles wird gut, du bist nicht allein."


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Hallo, kennt ihr mich noch? :)

Tut mir unglaublich leid, dass über eine so langen Zeitraum kein Update mehr kam. Ich stecke im Moment mitten im Vor-Abitur und das geht leider vor. Trotzdem konnten mich Eure lieben Kommentare dazu bewegen, mir heute einfach mal die Zeit für ein Kapitel zu nehmen. Ich hoff es gefällt euch :)!

Achja, ich werde jetzt immer so wie hier unter dem Kapitel schreiben. Das ist einfach übersichtlicher. 

Hinterlasst mir bitte Rückmeldung zu dem Kapitel, votet viel und wünscht mir Glück für meine 6-stündige Deutschklausur morgen!

Ganz liebe Grüße und noch einen schönen Sonntag :)!!

FighterWhere stories live. Discover now