Verbündete?

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In einem großen Kamin, der in das graue, steinerne Gemäuer gelassen war, brannte ein Feuer, das flackernde Schatten an den Wänden tanzen ließ. Bis auf das gelegentliche Knacken des glühenden Holzes und das hohle Pfeifen des Windes, der sich durch die Lücken der Fensterrahmen schlich, war kein Laut zu hören. Es herrschte eine angespannte Stille.

Remus Lupin saß verkrampft auf einem gepolsterten Sessel in dem kleinen Hinterzimmer von seinem Büro, das den Zugang zu seinem Schlafgemach bildete. Immer wieder strich er sich nervös durch seine bereits zerzausten Haare und zupfte an einem Flicken auf seinem Umhang rum. Sein Blick wanderte immer wieder zwischen der hölzernen Tür und dem gepolsterten Sofa hin und her. Auf diesem lag ein zusammengekauerter, dürrer Junge mit geschlossenen Augen und aschfahler Haut.

Er war bewusstlos.

Mit einem plötzlichen Ruck wurde die Tür aufgerissen und Arminas Canopus stürzte schwer atmend herein. Er trug einen dunkelblauen Umhang, der ihm wirr über die Schultern fiel und seine kastanienbraune Haare standen in sämtliche Richtungen ab. „Ich habe deine Nachricht erhal...". Noch bevor er den Satz zu Ende bringen konnte, richteten sich seine kobaltblauen Augen auf den Jungen. Der armselige Anblick Harrys ließ ihn verstummen und er brauchte einige Sekunden, bis er sich gesammelt hatte. „Was ist geschehen?", wollte er nun erschrocken wissen und blieb zwischen dem Sofa und Remus stehen, unschlüssig darüber, was er nun tun sollte.

„Er ist auf dem Schlossgelände zusammengebrochen und seitdem nicht ansprechbar.", berichtete Lupin und atmete tief ein. „Es war absehbar, dass es passiert. Harry sah schon seit Beginn des Schuljahrs außerordentlich labil aus. Er ist am Waldrand Tatze begegnet und daraufhin panisch zum Schloss gelaufen, doch die Anstrengung war offensichtlich zu groß für seinen Körper. Tatze hat ihn daraufhin hier her gebracht."

Professor Canopus riss seinen Blick von dem Gryffindor und starrte sein Gegenüber verdutzt an. „Tatze hat ihn hergebracht? Ist ihm bewusst, wie unfassbar töricht das war?", stieß er hervor und fügte flüsternd hinzu „Außerdem hatten wir abgesprochen, dass er sich Harry erst zeigt, nachdem wir ihn bedingungslos eingeweiht haben.".

„Er kennt mehr Geheimgänge als jeder andere auf dieser Schule. Wenn man ihn entdeckt hätte, wäre schon längst ein Chaos ausgebrochen, also sollten wir uns darüber keine Gedanken mehr machen. Meiner Meinung nach wird es Zeit, dass wir Harry erzählen, was wir wissen.", seufzte Remus.

Noch bevor Arminas antworten konnte, wurde die Tür erneut aufgestoßen und Severus Snape schritt unbeirrt mit einigen glänzenden Phiolen in den Händen auf den bewusstlosen Jungen zu und kniete sich neben das Sofa. Professor Canopus war erneut sichtlich verwirrt und wollte laut protestieren als der Tränkemeister mit seinem Handrücken die Temperatur auf Harrys Stirn fühlte.

„Bevor Sie etwas einwenden, werter Kollege, möchte ich darauf hinweisen, dass Lupin auch mir eine Nachricht hat zukommen lassen, in der er mich gebeten hat, nach einem seiner Schüler zu schauen.", schnarrte Professor Snape, öffnete eine Phiole mit einer hellgrün schimmernden Flüssigkeit und tröpfelte ein wenig davon auf Harrys Lippen. Daraufhin schob er die feuchten Ärmel des Umhangs hoch, die an den knochigen Armen des Bewusstlosen klebten und sog bei dem Anblick, der sich ihm bot, scharf die Luft ein. Sie waren über und über mit Striemen sowie Hämatomen bedeckt. Bei einigen hatte der Prozess der Abheilung bereits begonnen und sie schienen undeutlicher als manch andere, doch viele standen mit ihrem leuchtenden roten und blauen Farben in einem starken Kontrast zu der blassen Haut, die sich um die Knochen und Gelenke spannte.

Remus war entsetzt. Schon im Hogwartsexpress wurde er zufällig mit den Verletzungen des Gryffindors konfrontiert, doch das wirkliche Ausmaß war ihm nicht bewusst geworden. Unwillkürlich verspürte er eine tiefe Enttäuschung und Trauer. Wenn Lilly und James sehen würden, wie ihr Sohn leidet...

Professor Snape war der Erste, der seine Fassung zurück erlang und griff nach einer Phiole, die eine klare, schleimige Flüssigkeit enthielt. So sanft wie man es dem sonst so unfreundlichen und kaltherzigen Tränkemeister niemals zugetraut hätte, rieb er die Tinktur auf die Verletzungen, die daraufhin erst aufglühten, doch dann langsam aber sicher verblassten.
„Potter ist versorgt. Ich habe ihm einen Trank zur Stärkung verabreicht und vermute, dass er aufgrund seines schwächlichen Zustands noch einige Stunden schlafen wird. Weiterhin wäre es sinnvoll, wenn Sie ihn zum Essen motivieren würden. Mir scheint als hätte er schon länger keine großen und ausreichenden Mengen an Nahrung zu sich genommen. Nicht, dass ich mich groß um ihn sorgen würde. Keinesfalls. Jedoch wäre es unangebracht, wenn Sie einen ihrer Schüler verhungern lassen, nachdem er augenscheinlich nicht die rosigsten Ferien hatte und sich eigentlich von diesen erholen sollte." Severus lächelte süffisant, sammelte seine Tränke wieder zusammen und ließ sie in den Taschen seines schwarzen Umhangs verschwinden.

„Nun würde es mich interessieren, warum Sie sich hiermit ausgerechnet an mich gewendet haben. Madam Pomfrey wäre dazu ebenso in der Lage gewesen.", richtete er sich an Professor Lupin, der nun neben Harry kniete, eine gemusterte Decke unter dem Sofa hervorzog und diese über dem nun schlafenden Jungen ausbreitete.
Arminas und Remus tauschten fragende Blicke aus und suchten das Einverständnis in den Augen des jeweils anderen. Kurz nickten sie sich zu und der Jüngere ergriff seufzend das Wort: „Uns ist aufgefallen, dass Professor Dumbledore in den vergangenen Wochen immer mehr Entscheidungen getroffen hat, die uns daran zweifeln lassen, dass dies aus freiem Willen geschah. Er wirkt nicht mehr wie der weise Zauberer, der er mal war und wir vermuten, dass die Schuld dafür auf jemand anderes zurück geht. Wir können nicht einschätzen inwieweit interne Informationen noch sicher bei ihm sind. Wenn Harry in den Krankenflügel geliefert worden wäre, hätte er das mit großer Sicherheit mitbekommen."

Professor Snape wog nachdenklich den Kopf von rechts nach links, sodass seine fettigen Haare abwechselnd seine Schultern streiften. „Ich schätze, wir verfolgen dieselbe Vermutung.", antwortete er schließlich, warf einen letzten Blick auf Harry, der sich mittlerweile auf die Seite gedreht hatte und begab sich zu der hölzernen Tür, durch die er zuvor hereingekommen war.

Kurz bevor er sie durchschritt, wandte er sich noch einmal um und nickte seinen Kollegen zu.

„Ich werde der Vermutung nachgehen."


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Hallöchen, ich lebe auch noch :)

Wie immer tut es mir sehr leid, dass ich euch so unfassbar lange warten lasse. Ich bin Euch sehr dankbar, dass Ihr meine Geschichte dennoch verfolgt. Vielen vielen Dank!

Wie gefällt Euch das Kapitel? 

Was denkt Ihr über Snape? Ich persönlich mag ihn total und habe ein ganz besonderes Bild von ihm.

Und was sagt ihr zu Tatze? Was könnte dort ablaufen?

Ich freue mich sehr über Votes, Kommentare und Verbesserungsvorschläge. Ihr könnt mir auch immer gern eine Nachricht schreiben!

Genießt das Wochenende :)

Eure Ronja 


FighterWhere stories live. Discover now