Kapitel 46

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"Deine...deine Mum?", fragte ich, fast schon geschockt, nach und musste meine Gedanken erst mal sortieren. Ich versuchte mich in Jack zu versetzen und mir vorzustellen, was er zu dieser Situation sagen würde. Ich starrte krampfhaft in die Ferne und gab es nach gefühlten Stunden auf. Mein Gehirn würde es niemals so weit wie das von Jack schaffen.
"Warum?", fragte ich stattdessen nach und traute mich kaum, ihr ins Gesicht zu sehen.
"Warum nicht?", bekam ich zu hören und schluckte.
"Grundlos?"
"Hör zu, wenn du nicht willst dann-"
"Doch, doch ich möchte...aber wann wollen wir zu ihr? Und weiß sie überhaupt Bescheid?" Mein Gehirn fühlte sich an, als wäre es kurz davor zu platzen. Zu sehr fragte ich mich, warum sie mich ausgerechnet jetzt ihrer Mum vorstellen wollte.

"Heute noch. Wir haben einen langen Weg vor uns. Jamie, sie ist meine Mum. Ich muss ihr nicht vorher Bescheid sagen, wenn ich sie besuchen komme", teilte sie mit belustigt mit.
"Einen langen Weg? Wohnt sie denn nicht hier in Florida?"
Statt mir zu antworten, grinste Ruby bloß geheimnisvoll und ging in ihr Schlafzimmer.
Ich hingegen blieb wie angewurzelt an Ort und Stelle stehen.
"Ich...ich gehe kurz raus..bin auch nicht lange weg", rief ich Richtung Schlafzimmer, hörte ein schnaufendes 'okay' und ein darauffolgendes Poltern.
"Nichts passiert", rief Ruby und ich musste mir ein kleines Grinsen unterdrücken.
Anschließend zog ich mir etwas über, das mehr zu dem Wetter hier passte.
Ich ging Richtung Haustür, schnappte mir noch mein Handy und die Schlüssel und stand nach wenigen Minuten auf der Straße.

Die Sonne brannte vom Himmel, aber eine angenehme Briese die vom Meer kam, machte die Hitze erträglicher. Während ich mich also in Bewegung setzte, nahm ich mein Handy zur Hand und wählte Jacks Nummer. Nach nur drei Freizeichen meldete sich seine Stimme bei mir.
"Jamie, lange nichts von dir gehört", begrüßte er mich belustigt und ich lachte leise auf.
"Es gibt da noch etwas, was ich dich fragen wollt", fing ich langsam an.
"Was gibt's?"
"Stell dir vor du bist in einer Beziehung...die eigentlich gar keine wirkliche Beziehung ist."
"Das geht?"
"Ja, Jack. Ruby und ich sind ein tolles Beispiel."
"Warte, ihr seit in einer Beziehung?", fragte er aufgeregt nach und ich verdrehte die Augen.
"Nein, Jack! Eben nicht. Bist du nicht eigentlich das Genie von uns? Spreche ich gerade mit dem richtigen Jack Lightman? Oder doch mit seinem Doppelgänger, der so schlau ist wie ein Stück Toast."
"Beleidige meinen Doppelgänger nicht."
"Jack!"
"Ja, bin da."

"Könntest du dich bitte konzentrieren? Es ist verdammt wichtig", rief ich anklagend und ließ mich auf einer Bank am Pier nieder, sah zum Horizont und genoss die salzige Meeresluft, die mir wirklich gefehlt hatte.
"Okay, ja. Ich konzentriere mich."
"Na gut..wie gesagt, du weißt das dich jemand mag und du diese Person auch. Nur seit ihr nicht in der Lage, eine unkomplizierte Beziehung auf die Beine zu stellen."
"Worauf willst du hinaus, Jamie?"
"Was würdest du denken, wenn diese Person dir auf einmal aus heiterem Himmel sagt, dass du ihre Mum kennen lernen sollst?"
Auf der anderen Seite der Leitung war es kurz still.
"Sie will es offiziell machen, Jamie", hörte ich ihn dann sagen und spürte, wie mein Herz absackte.
"Was, ehrlich? Du bist dir ganz sicher?"
"Zu 100%. Wieso sonst, sollte sie dich ihrer Mum vorstellen? Wenn dir jemand wichtig ist, stellst du ihn doch auch deinen Eltern vor, oder nicht? So fängt es immer an. Eine unwichtige Person hingegen bekommt die Eltern des jeweils anderen nie zu Gesicht."
Ich musste mir eingestehen, dass er leider Recht hatte.

"Was soll ich tuen?", fragte ich verzweifelt nach und sah auf den Boden. War ich wirklich bereit dafür?
"Lass es auf dich zukommen. Und wehe du rufst mich danach an. Sowas wird mir ganz altmodisch von Angesicht zu Angesicht erzählt, hörst du?"
Jack und seine Geschichtenliebe. Ich musste lächeln.
"Wird gemacht. Und wünsch mir Glück...bete für mich..was auch immer. Ich hoffe nur, dass es nicht im Desaster endet."
"Na klar doch, Kleine. Du schaffst das schon." Ich verabschiedete mich von ihm, legte auf und blieb noch für einen kurzen Moment sitzen. Nachdem ich einmal tief durchgeatmet hatte, stand ich auf und begab mich auf den Weg zurück zu Ruby.

Locked Away || gxg  (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt