Kapitel 50

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Ich hatte das Gefühl nur für wenige Sekunden geschlafen zu haben, als mein Wecker mich mit einer penetranten Sirene aus dem Schlaf riss und ich meinen Blick durch das dunkle Zimmer schweifen ließ. Ruby war durch den Lärm ebenfalls wach geworden und setzte sich gähnend auf.
"Ein lauterer Wecker hätte es nicht getan?", brummte sie müde und ich gab ein sarkastisches 'haha' von mir.

Anschließend wollte ich mich aus der kuscheligen Decke schälen, wurde aber von Ruby's Armen aufgehalten, die mich an der Taille zurückzogen.
"Ruby..."
"Fünf Minuten", nuschelte sie und ich ließ es seufzend zu.
"Aber nicht länger. Ich muss in einer Stunde zum Flughafen."
Sie zog mich an sich, vergrub den Kopf an meinem Hals und hielt mich fest umschlungen, als hätte sie Angst das ich mich in Luft auflösen könnte, wenn sie mich auch nur für zwei Sekunden losließ.

Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen drückte ich ihr einen Kuss auf die Stirn und genoss ihre Nähe, die mir wahrscheinlich in New York unheimlich fehlen würde.
Ich spürte ihre zarten Lippen an meinem Hals und seufzte wohlig auf. Doch wenn ich mich jetzt darauf einließ, würde der Flieger ohne mich zurück nach New York fliegen.
"Netter Versuch", murmelte ich schwach und drückte sie bestimmend von mir weg. "Aber ich muss jetzt wirklich aufstehen Ruby", ergänzte ich und windete mich aus ihrer Schraubstockumarmung. Die mangelnde Zeit an Schlaf machte sich sofort bemerkbar und ich taumelte leicht, als ich mit beiden Füßen auf dem Boden stand.
Wie soll ich heute bloß dieses dämliche Shooting auf die Bühne bringen?

"Du kannst das heute nicht machen, Jamie", hörte ich Ruby hinter mir sagen und wusste insgeheim dass sie recht hatte. Ich konnte das nicht. Von einer Zeitzone in die nächste zu fliegen war kein Zuckerschlecken. Kombiniert mit bloß 3 Stunden Schlaf war es mein persönlicher Tod.
"Ich muss..."
"Das bildest du dir nur ein."
"Nein, Ruby. Ich muss. Das ist kein Angebot von Alice gewesen. Es war eine Anordnung. Mein Leben in New York hängt davon ab und das ist mir wirklich wichtig. Mit ein paar Tassen Kaffe klappt das schon...außerdem kann ich die zwei Stunden im Flugzeug noch schlafen."

Ein Seufzen ihrerseits wies darauf hin, dass das Gespräch beendet war. Gähnend schlurfte ich ins Badezimmer, drehte den Duschhahn auf und zog mir meine Unterwäsche aus. Anschließend stellte ich mich unter das heiße Wasser, spürte wie sich meine Muskeln entspannten und seufzte schwer auf. Meine Augen schlossen sich automatisch und meine Arme hingen schlaff nach unten. Ich war zu müde, um mich wirklich bewegen zu können und wurde erst wieder aus meiner Trance gerissen, als Ruby laut an der Tür klopfte.
"Wenn du so weiter machst, habe ich gleich kein warmes Wasser mehr und du verpasst deinen Flieger. Wir haben halb sieben, Jamie!"
Halb sieben?
Wie von der Tarantel gestochen, wusch ich mir nun doch in Windeseile meine Haare, drehte das Wasser ab und wickelte mich in eines der dicken, weichen Handtücher.

Ich tappste über die kalten Fliesen zur Tür, zog sie auf und ließ Ruby ins Badezimmer. Anschließend ging ich zu meinem Rucksack, zog eine bequeme Jeans und meinen dicken Pulli hervor, schnappte mir noch frische Unterwäsche und zog mich dann um.
Mein nächster Weg führte geradewegs zur Kaffeemaschine und nachdem ich eine große Tasse unter die Düse gestellt hatte, drückte ich auf einen Knopf, der mir den Kaffe frisch gekocht in die Tasse beförderte.

Nebenan hörte ich, wie das Rauschen der Dusche aufhörte und nach fünf Minuten kam Ruby umgezogen aus dem Badezimmer, trocknete sich die Haare mit einem kleinen Handtuch und gesellte sich zu mir.
"Ich finde es schrecklich, dass sie dir sowas antut..."
"Sie tut mir nichts an...das ist mein Job", murmelte ich, nippte an dem Kaffe und blickte durch das Fenster auf die vertraute Außenwelt.
"Ich werde trotzdem das Gefühl nicht los, dass sie dich mit Absicht einen Tag früher zurückholt. Die Agentur ist riesig. Sie hätte genau so gut jemand anders fragen können."
"Hätte sie...ja", gebe ich zu und seufzte leise auf. "Nichts desto trotz müssen wir in zehn Minuten los."

Locked Away || gxg  (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt