Kapitel 54

2.8K 166 50
                                    

Mit geschätzten zwei Metern Abstand, saßen Alice und ich auf der Couch, starrten auf den Bildschirm des Fernsehers und interessieren uns beide höchstwahrscheinlich nicht dafür, was dort gerade lief.
Ich war viel mehr mit dem Gedanken beschäftigt zu überlegen, wie wir diese Nacht gefahrlos überstanden.
Denn schlafen wollte ich auf keinen Fall. Womöglich würde ich mich an noch an Alice kuscheln und ihr somit falsche Hoffnungen machen.

Plötzlich ließ Jack sich in der Mitte von uns nieder und schaute uns abwechselnd an.
"Ihr seit deprimierend", rief er theatralisch und schmiss die Hände in die Luft, lehnte sich dann schwer seufzend nach hinten und starrte für einen kurzen Augenblick an die Decke, ehe er zu mir sah.
"Manhattan bei Nacht ist traumhaft schön. Raus mit euch, ich fahre."
"Du schmeißt uns wirklich raus?", fragte ich nach und schaute in den Betongrauen Himmel, der langsam in ein schwarz überging.
"Es ist verdammt kalt draußen", protestierte nun auch Alice und kuschelte sich wie auf Kommando mehr in ihre Decke.

"Erstens", er sah zu mir, "schmeiße ich euch nicht raus, ich komme schließlich mit. Und zweitens," nun blickte er zu Alice, "gibt es so eine unfassbar tolle Erfindung, die nennt sich Mantel. Los jetzt!", rief er, sprang voller Enthusiasmus auf und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
Alice und ich wechselten einen verzweifelten Blick untereinander und seufzten dann fast gleichzeitig auf.
"Du bist verrückt", murmelte ich und schlug die Decke zur Seite.
"Nein, bin ich nicht. Ihr hängt hier rum wie zwei Trauerklöße und das deprimiert mich."
"Hey dann mach ich dir einen Vorschlag, Jack. Geh alleine raus in diese eisige Kälte und erzähl uns dann wie es war", schlug ich vor und lachte bei seinem finsteren Gesichtsausdruck kurz.

"Schon gut, wir machen uns ja fertig", seufzte ich und verschwand hinter meine Trennwand, um mich umzuziehen.
Ein paar Minuten später trat ich wieder hervor und schmiss Alice einen dicken Schal zu, da sie bloß eins ihrer Designerhalstücher trug.
Sie lächelte mich dankbar an, schlüpfte in ihre Stiefel und ihren Mantel, band sich den Schal um und sah dann zu Jack, der schon startklar mit dem Schlüssel in der Hand, auf und wartete.

Im Entenmarsch verließen wir das Loft, gingen aus dem Haus und stiegen in den Jeep von Jack.
Nachdem wir uns auf den befahrenen Straßen von Staten Island befanden, warf ich Jack nun doch einen dankbaren Blick zu.
Er hatte uns davor gerettet, womöglich einen Fehler zu begehen. So hatten wir alle etwas davon. Jack hatte mal wieder seinen Willen bekommen, Alice war die Nacht nicht alleine und ich hätte nicht mehr die scheußlichen Gedanken Ruby zu hintergehen.
"Also, wohin entführst du uns?", brach ich das Schweigen, welches seit knappen zehn Minuten im Auto herrschte.

"Zu meinem Kumpel Rudy", erklärte er mir und blickte dabei konzentriert auf die Straße.
"Rudy?"
"Rudy."
"Und was machen wir bei ihm?", fragte ich verwirrt nach.
"Er hat ein kleines Lokal."
Seine kurzbündigen Sätze machten mich noch wahnsinnig, doch anderseits konnte ich es nachvollziehen. Die Menschen, die zur Zeit auf der Straße unterwegs waren, fuhren wie die Chaoten und aus diesem Grund, starrte Jack unentwegt auf den kleinen VW vor uns, der anscheinend gefallen daran gefunden hatte im Sekundentakt die Spur zu wechseln.
"Wie heißt es?", fragte ich jedoch weiter nach, da die Stimmung im Wagen sonst noch mehr sinken würde.
"Rudys Bar&Grill", antwortete er knapp.
"Kreativ", nuschelte ich trocken und blickte aus dem Fenster.

Nach weiteren zwanzig Minuten fuhren wir durch Manhattan und Jack parkte das Auto in einer kleinen Seitenstraße.
"Da wären wir. Jetzt brauche ich was zu trinken, da ich gerade in der Lage dazu bin jemanden zu töten", brummte er und lief vor, während Alice und ich ihm schnell folgten.
Rudys Bar&Grill war ein kleines Lokal, welches anscheinend gut zu laufen schien, da es aus allen Nähten platzte und die gute Laune die darin herrschte regelrecht ansteckend war.
Wir kämpften uns zur Bar durch und dort begrüßte Jack einen Mann, der sich uns als Rudy vorstellte. Ich schätzte ihn auf Ende 30.
"Was wollt ihr haben?", fragte Jack an uns gewandt und wir beide, Alice und ich, entschieden uns für Bier.

Locked Away || gxg  (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt