Sprachlos, voller Angst bewege ich mich ganz langsam auf Harry zu, ergreife seine Hand, in der er nicht das Handy hält, die aber sichtbar zittert. Sie fühlt sich schweißig an, warm und klammert sich fest um meine, die aber nicht besser sein wird.
Warum ruft das Krankenhaus an?
Olivia sollte es doch gut gehen, sie sollte gesund werden, ja sogar bald nach Hause gehen können. Warum zweifle ich aber plötzlich an all diesen Sachen?
Immer noch, nach bestimmt einer Minute hat der Mann neben mir den Anruf nicht angenommen, starrt bloß mit glasigen Augen, in denen man seine Angst sieht, auf den Bildschirm.
Irgendwas muss ich doch sagen können, um ihn die Angst zu nehmen, muss ihm beistehen, ihm helfen. Doch mir fällt nichts Gutes ein, weshalb ich nur ruhig sage, auch wenn ich in mir zerrissen bin: "Ich bin bei dir, Harry!"
Mein Blick fällt zu Jace, der ebenso angespannt im Raum steht, sich keinen Zentimeter bewegt. Er weiß, dass wir jetzt vorsichtig sein müssen, Harry nicht reizen dürfen, der nun langsam, ängstlich auf den grünen Hörer drückt und das Handy an sein Ohr hält.
Sein 'Hallo' klingt schwach, brüchig, als würde es ihm schwer fallen zu sprechen, überhaupt ein Wort raus zubekommen, was ich verstehen kann. Mir geht es nicht anders.
In mir herrscht ein Feuer, ein schwarzes, dunkles Feuer, das jeden einzelnen Faser an Glück aus mir brennt, jeden Hauch von Kraft, den ich aber wahrscheinlich noch brauchen werde. Harry sieht aus, als würde er gleich umfallen, oder als könne er alles klein um sich schlagen, während die Stimme am anderen Ende mit ihm spricht, er nur nickt und dabei leise ein 'Mmmh' summt, sich auf die Unterlippe beißt.
Was werden sie sagen? Wie wird er reagieren? Was ist mit dem kleinen Mädchen geschehen?
Mir bangt es vor dem, was ich gleich erfahren werde und vor dem, was Harry dann durchmachen muss. Ich weiß nicht, wie ich ihm erneut mit einem Niederschlag helfen soll, wie ich für sein Glück sorgen kann. Ich finde ja nicht mal mehr zurzeit mein eigenes Glück.
Immer mehr wackeln meine Beine, schwindet meine Kraft, mit der ich Harrys Hand halte und immer mehr verliere ich den halt an die Realität, an das um mich Geschehende. Irgendwo in mir, hoffe ich ganz stark auf einen Traum, einen ganz schlechten Traum, aus dem der Lockenkopf mich gleich wecken wird, mir lachend, frech entgegnet, dass er auf mich und nicht ich auf ihn, aufpassen muss.
Daraufhin würde ich weinend meine Arme um ihn schlingen, ihn küssen und schluchzend erzählen, was ich träumte, ich würde mich bei ihm sicher fühlen, während er mich erzählt, dass es nur ein Traum war, es ihm und Olivia gut geht, sie bald aus dem Krankenhaus raus darf. Alles würde er mir erzählen, wenn ich gerade träumen würde.
Doch ich tue es nicht, spüre klar und deutlich seine Hand an meiner, die sich nun noch mehr anspannt, wodurch ich eine Heidenangst bekomme. Was ist los?
Ohne Worte legt Harry mit einem Mal auf, sieht mich starr, mit Tränen in den Augen an, spricht nicht, bringt keinen Ton raus. Nur irgendwie vernünftig Luft zu bekommen versucht er, atmet schwer ein und aus. Seine Brust bebt, seinen Kiefer spannt er an, kämpft mit seiner Mimik, mit den Tränen.
Und plötzlich schreit er einfach laut, löst seinen Griff. Seine Hände bringt er unter den kleinem Tisch, der hier im Raum steht und wirft diesen mit einem Mal einfach laut schreiend um, wobei kleine Adern an seinem Hals hervorstechen, sein Kopf hochrot anläuft. Er brüllt laut, schrill in meinem Ohr, schmeißt den Tisch mit seiner ganzen Kraft um, die aus einer Wut hervorgeht, die ich bei ihm noch nie sah.
Knallend kippt der Tisch um, ehe Harry weinend zu Boden sinkt, verzehrtes Gesicht in seinen Händen versteckt.
Total geschockt, wie zu Eis erstarrt, brauche ich einen Moment, bis ich zu ihm laufe, mich hinknie und ihn in meine Arme ziehe, seinen Kopf fest an meine Brust. Es hilft nichts, ich weiß es, aber mir fällt keine passende Reaktion auf seine Gefühle ein.
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Big Freaks
Fanfiction"Ich nehme jeden Schlag für dich in Kauf, Harry!" Honor und Harry konnten vielleicht die Probleme, nach dem entstandenen Brand lösen, jedoch werden sie diese nie los. Und das Schlimmste, immer wieder treffen sie auf Neue, gerade dann, wenn sie denke...