179-Masterplan

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"Wusstest du, dass die meisten Frauen für ihre Ehemänner am liebsten Socken kaufen", fragt Harry mich konzentriert, während er meinen Arm ein Stück höher bewegt, damit dieser nicht mein Gesicht verdeckt. "Erst darauf folgen Dinge wie Unterwäsche oder Hemden."

Still schweigend in seine grünen, fokussierten Augen blickend lächle ich bei dieser Aussage ein Stück, schüttele kurz meinen Kopf, worauf eine Haarsträhne in mein Gesicht fällt, welche der Mann aber schnell wegwischt, nachdenklich mich, mein Gesicht, meinen Ausdruck und meine Position betrachtet.

"Gut, halt einfach still", befiehlt er mir dann, bewegt sich langsam, Schritt für Schritt nach hinten schleichend von mir weg, bis zu seiner Kamera. "Versuch bitte, so lange wie möglich deine Augen offen zu behalten", teilt Harry mir mit, blickt dann zu Nathan und Ethan, die beide jeweils zwei unterschiedliche Farbbomben in der Hand halten, welche sie nun heben, um mich damit abzuwerfen.

"Mach hin, ich friere", beschwere ich mich, da ich nur in einem engen, kurzen, weißen Kleid hier draußen im Schnee, mitten im dunklen Wald stehe.

"O.k. Eins", ruft Harry, beginnt runter zu zählen. "Zwei." Noch einmal hole ich tief Luft, bereite mich auf das vor, was gleich kommt. "Drei", brüllt er dann laut, ehe ich schon meine beiden Freunde Schwung holen und direkt auf mich zielen.

Die Bomben treffen mich im Gesicht, am Bauch, an meinen Oberschenkeln, wo sie zerplatzen und ihren Inhalt in alle Richtungen spritzen, wobei es mir wirklich schwer fällt meine Augen offen zu lassen. Blau klebt in meinem Gesicht, tropft von den Spitzen meiner Haare. "Fantastisch" brüllt der Lockenkopf, der sich schon die entstandenen Fotos ansieht, mir ein Zeichen gibt, auf das ich schnell zu Nathan eile, der mir meinen dicken Mantel gibt, in dem ich mich einwickle.

Für seine erste Prüfung benötigt Ethan einige Bilder, für die wir uns jetzt dieses Wochenende verabredet haben. Einige Kleidungsstücke sind schnell fertig, andere nicht so, da verschiedene Themen zusammengeworfen werden, man einiges anders umsetzen muss, als andere Dinge. Wie zum Beispiel dieses weiße Kleid, das nun mit bunter Farbe beworfen wurde, was Harry fotografierte.

Ich musste heute schon meine Wimpern mit Schnee verklumpen lassen, damit ich mehr fröstelnder aussehe, habe mein Gesicht ebenfalls in das kalte, gefrorene Wasser gesteckt, da Ethan unbedingt reale, rote Wangen bekommen wollte. Die Nahaufnahme meines Kopfes mit der Mütze im Zentrum sieht wirklich gar nicht so schlecht aus, könnte Leute in einem Geschäft wirklich ansprechen.

Ein richtiges, erfahrenes Model würde zwar wahrscheinlich für einen Ausverkauf in fünf Minuten sorgen, jedoch bin ich nach den bis jetzt entstandenen Fotos sehr stolz auf mich.

"War das vorhin eine Anspielung darauf, dass du neue Socken brauchst?", bibbere ich neckend meine Frage an Harry, neben den ich mich nun stelle, neugierig auf den Bildschirm seiner Kamera gucke.

"Ungefähr", grinst er breit, zeigt mir dann die Fotos, welche mir, mit dem dunklen Wald, dem Schnee und der Farbe, wirklich gut gefallen. Auch die Position, in die Harry mich brachte, sieht nicht so schlimm aus, wie es sich anfühlte.

"Grandios", spricht Ethan seine Begeisterung aus, womit wir auch endlich ein Lob für unsere Arbeit erhalten, ihn glücklich machen. Einer seiner 'Kollegen' scheint etwas Geld zu besitzen und schummelt sozusagen, indem er sich professionelle Hilfe holt. "Wirklich. Danke an euch zwei, dass ihr mitmacht."

"Wir haben sowieso nichts Besseres zu tun", winkt Harry grinsend ab, bevor er das Stativ abbaut, seine Kamera sich um den Hals hängt, um danach einen Arm um mich zu legen, wärmend meinen Arm auf und ab zu fahren. "Maja und Niall sind..."

"Beschäftigt", beende ich den Satz mit einen enttäuschten Seufzen, bei dem Gedanken.

Meine beste Freundin erzählte Noah immer noch nicht die Wahrheit und traf sich dazu weiterhin heimlich mit Niall, der sich scheinbar bei ihr nach seinem Ausraster entschuldigte. Doch ich fühle mich selber schlecht und eingeengt von der Wahrheit, wenn ich Noah im Flur begegne, er so glücklich aussieht. Es schmerzt, wenn man weiß, dass irgendwann sein Lächeln verschwindet.

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