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Gelangweilt schiebe ich den Wagen vor mir her, schaue mich überall um, was es zum Kaufen gibt. Obst, Gemüse, Milch und viele andere Sachen stehen in den sortierten Regalen. Prüfend werfe ich immer mal wieder einen Blick in den Wagen, gehe bloß sicher, dass alles stimmt.

Harry findet es nämlich sehr lustig, wenn er immer wieder Dinge in den Einkaufswagen packt, die wir nicht benötigen. Schon fünf Mal ermahnte ich ihn, wie eine Mutter ihr Kind, dass er aufhören soll, jedoch befolgt er meine Befehle kein bisschen.

"Das auch", meint er grinsend, als er eine kleine Puppe mit pinkem Haar in den Wagen legt, auf dessen Vorrichtung ich mich müde abstütze, der Einkaufszettel in meiner Hand, da ich ansonsten alle wichtigen Produkte vergessen würde.

"Wofür?", frage ich ihn genervt, will die Puppe in dem roten Kleid schon rausnehmen und einfach auf den Fußbällen liegen lassen. Doch Harry antwortet: "Für Olivia!", worauf ich meinen Griff sofort löse, einverstanden das kleine Spielzeug zurücklege. "Was dachtest du denn?"

Kopf schüttelnd laufe ich, ohne eine Antwort an ihn weiter durch die Gänge, öffne eines der Gefrierfächer, aus dem ich eingefrorene Fischstäbchen hole, diese in unseren Wagen packe. Seit heute früh fühle ich mich müde, was aber nur daran liegt, dass ich einen sehr verwirrenden Traum über Nacht durchlebte, aus dem der Mann neben mir, mich besorgt riss.

Harry rüttelte richtig an mir, damit ich aufwache, sah mich mit weit aufgerissenen Augen an, während der Schweiß von meiner Stirn ran.

Irgendwas mit einem kleinen Kind, das Harry und Olivia sehr ähnlich sah, sich an einer Waldlichtung befand. Der gesamte, dunkle Wald sorgte für eine kalte, düstere Atmosphäre und als dann plötzlich das Kind eine tiefe, am Ende mit Spitzen gefüllte Klippe herunter sprang, schrie ich bloß noch, wurde von Harry zum Glück geweckt.

"Ein wirklich schöner Start in den Samstag", scherzte er im Bett, während ich eng an seiner Brust lag, womit er mich nur aufmuntern wollte.

"Könntest du vielleicht aufhören Dinge in unseren Wagen zu packen, die wir nicht benötigen?", bitte ich ihn leicht genervt, muss die gefrorene Petersilie wieder in das Kühlfach legen, aus dem er sie entwendet hat. Der Mann grinst mich schelmisch an, weiß ganz genau, wie sehr er mich fertig macht.

Aber dann erhalte ich ein Nicken von ihm, seufze dankend und erleichtert aus, stütze mich noch mehr auf dem Wagen ab, den ich durch den kleinen Supermarkt schiebe, vergebens nach Waschpulver, Eiern, Süßigkeiten und Litschis suche.

Äpfel, Möhren, Tomaten, Orangen, Birnen, Radieschen und alle anderen Obstsorten, sowie Gemüsearten finde ich, bloß nicht die Litschis, weshalb ich eine zweite Runde um das Obstregal drehe, bis Harry mich zu sich winkt, in einer Hand eine der roten Früchte hält.

Das kann doch nicht sein Ernst sein, denke ich mir erschöpft, schiebe das Eisengestell vor mir mit leichten Schmerzen in meinem Rücken zu ihm. "Beim nächsten Mal lässt du mich vielleicht noch drei weitere Runden durch den Laden drehen, ehe du mich rufst", meckere ich, meine es aber keinesfalls so vorwurfsvoll, wie es bei ihm anzukommen scheint, was der Grund dafür ist, dass ich sofort entschuldigend spreche. "Tut mir leid. Ich bin nur müde."

"Und dann bist du diejenige, die wieder behauptet, dass ich Maja und Niall verscheuche", lacht er, was wohl bedeuten soll, dass er mir meine Stimmung nicht böse nimmt.

"Das war wirklich deine Schuld", entgegne ich, wehre mich. "Schließlich hast du damit begonnen, die Farben mit verschimmelten Sachen zu vergleichen."

"Das eine Papier sah aber wirklich aus, wie verschimmelte Eierschalen", kontert er, legt seinen Arm um mich, nachdem eine Tüte voller Litschis im Wagen landete.

Big FreaksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt