Kapitel 8 Raevyn

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„I'll be the angel by your side

I will get you through the night

I'll be the strength you can't provide on your own

'Cause when you're down and out of time

And you think you've lost the fight

Let me be the angel

The angel by your side"

~ Angel By Your Side by Francesca Battistelli

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Raevyn Sermanni

Albuquerque, Lagerhalle

6 Tage zuvor!

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„Du willst uns verraten?", fragte Lucius. Es war keine richtige Frage, denn ich hielt mein Handy in der Hand und es war offensichtlich, dass ich die Polizei rufen wollte. Ich blickte schuldbewusst zu Boden und fing an zu zittern. Er beugte sich nah zu mir herunter. Ich bemerkte, dass seine braunen Augen goldene Sprenkel hatten. „Ich fürchte, dass wird nichts werden." Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Da er nur wenige Zentimeter von mir entfernt war, konnte ich unmöglich ignorieren wie atemberaubend er aussah. Ich spürte ein warmes Kribbeln in meiner Magengrube und angewidert von mir selber rutschte ich so gut es ging weiter zurück.

„Werden wir ja sehen!", rief ich, sprang auf, drückte mich an ihm vorbei und rannte los wie der Teufel. Ich erreichte die Tür, in der immer noch die Holzkiste stand und schlüpfte hindurch. Die kühle Nachtluft war eine willkommene Abwechslung zu der sticken Luft im Lagerhaus. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass mich niemand verfolgte und ein kleiner Hoffnungsschimmer erwachte in mir. Als ich fast bei meinem Auto war, schaute ich mich erneut um und beschleunigte noch etwas, als ich sah, wie Lucius aus der Tür nach draußen trat.

„Brant, wärst du so freundlich", hörte ich Lucius hinter mir rufen. Bevor ich mich wundern konnte, wer überhaupt Brant war, wurde ich gewaltsam an meinen Haaren zurück gerissen. Doch Logan alias Brant, er war wirklich nicht viel älter als ich, hielt mich mühelos fest. Lucius kam mit langsamen Schritten auf uns zu und blieb erst direkt vor mir stehen.

„Sag ihm, er soll mich sofort loslassen, du Idiot, sonst trete ich dir dermaßen in die Kronjuwelen, dass du dir wünschen wirst, tot zu sein!" Ich wusste zwar nicht, wie ich das anstellen sollte, wenn mich Logan oder besser gesagt Brant weiterhin so festhielt, weil da konnte ich weder treten noch sonst irgendetwas, aber eine Drohung ist doch immer gut. Oder?

Lucius lachte nur. „Ganz schön mutig meine Kleine, was?" Ich grinste ihn frech an, doch mein Lächeln erstarb, als seine kühlen Augen meine fanden.

„Du hast alles mitangesehen", sagte er. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.

„Ne, ich bin nur zufällig hier vorbei spaziert", fauchte ich ihn an und meine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus.

„Ich glaube, dass du mit uns kommen musst", knurrte er. Brant ließ mich los und statt ihm zog mich jetzt Lucius mit sich. Ich wollte zu einem Schrei Luft hohlen, aber er war schneller und legte mir eine Hand auf den Mund. „Wenn du schreist, bringe ich dich um."

Die Sekunden verstrichen langsam.

Eins... Zwei... Drei... Sein Griff lockerte sich etwas, aber seine Hand war immer noch vor meinem Mund

Vier...Fünf... Sechs... Ich überlegte fieberhaft wie ich hier weg kommen könnte.

Sieben... Acht... Mein Auto stand nicht weit. Zehn, zwanzig Meter vielleicht.

Neun... Ich biss ihm in die Hand, riss mich los und rannte zu meinem SUV. Ich schmeckte den metallischen Geschmack von Lucius Blut. Im laufen zog ich das Messer aus meiner Tasche und hielt es krampfhaft umklammert.

Zum Glück hatte ich meinen Wagen nicht abgeschlossen. Ich ließ mich in den Sitz fallen und verriegelte schnell die Türen. Immerhin war ich jetzt für kurze Zeit sicher.

„Du kleine Mistgöre", schrie Lucius und hielt sich die Hand. Fast wäre es ja zum lachen gewesen, aber der Ernst der Situation ließ es nicht zu.

Es kamen nach und nach alle Mafiosi aus der Lagerhalle und in meinem Kopf überschlugen sich die Bilder von gerade eben. Die beiden toten Männer, wie sie komisch verdreht auf dem Boden lagen. Die Entschlossenheit in Brants Blick, als er schoss. Danach die Gleichgültigkeit von Lucius, während er die Pistole wieder einsteckte.

Ich starrte voller Angst aus dem Autofenster. Brant kam wie wild auf mich, oder besser gesagt, auf das Auto, zugerannt. In der Hand eine Pistole.

"Woher hat er die denn verdammt nochmal her?"

Er hob im laufen seine Hand und zielte auf das Auto in dem ich saß. Das mussten jetzt die letzten Sekunden meines Lebens sein. Ich war mir sicher, dass Brant mich erschießen würde, schließlich hatte er vor wenigen Minuten ohne zu Zögern die Männer abgeknallt.

Mein Blick flog zu Lucius, der in einigen Metern Entfernung stehen geblieben war und herüber starrte. Ich konnte es nicht genau erkennen, aber ich meinte, dass er leicht lächelte. Lucius stand einfach unberührt in seiner Lederjacke da und machte nichts, während ein verrückter Mafiosi, der zwei Menschen auf dem Gewissen hat, auf mich zustürmte. Mit einer Schusswaffe, um das nicht zu vergessen.

Dann ging alles ganz schnell. Brant blieb stehen, zielte und drückte ab. Ich duckte mich, während das hintere Autofenster in tausende Scherben zersprang. Ein Schrei entfuhr mir und ich schlug meine Hände schützend vor mein Gesicht. Ich hörte Sirenen geheul in immer noch weiter ferne. Dann ein paar Rufe, die durcheinander hallten.

Ich wartete die nächsten paar Minuten zusammengekauert und die Augen fest geschlossen darauf, dass mich eine Kugel traf, aber es passierte nichts dergleichen. Ganz im Gegenteil, denn die Sirenen wurden lauter und als ich kurz blinzelte sah ich blaues und rotes Licht. Ich drückte die Tür meines SUVs auf und stieg aus, erstaunlich wackelig auf den Beinen. Drei Polizeiwagen parkten um mein Auto herum und von den Mafiosi war weit und breit nichts mehr zusehen. Die Polizei muss sie wohl in die Flucht geschlagen haben.

Aus einem der Wagen stieg mein Bruder. Mit einer ziemlich ernsten Miene starrte er mich einige Sekunden an. Ich ging langsam auf ihn zu und als ich sah, dass Nait Luft holte um mir bestimmt eine Standpauke zu halten, fiel ich ihm schnell ins Wort.

„Die Leichen.", sagte ich und zeigte auf die entsprechende Lagerhalle. „Sie haben zwei Männer umgebracht. Da hinten. In dem Gebäude." Ich wollte vorgehen, doch Nait hielt mich zurück.

„Du bleibst ganz sicher hier, Raevyn." Er machte Zeichen zu einem seiner Kollegen und die stürmten dann in Richtung der Lagerhalle.

„Ich wollte doch...", fing ich an, doch Nait fiel mir ins Wort.

„Wie kommst du auf die bescheuerte Idee?! Kannst du mir das bitte mal erklären?!" Er schrie nicht, aber sprach laut und verfrachtete mich in eines der Polizeiautos. Die Wagentür wurde hinter mir zugehauen und ich sah mich Jason gegenüber.

„Hi", sagte ich zu ihm und lehnte mich dann in den Sitz und verschränkte die Arme vor der Brust. Ein bisschen eingeschnappt davon, dass ich mir nicht nochmal die Lagerhalle ansehen durfte. Jason lachte kurz auf.

„Nait hat den Laptop unter deinem Bett gefunden. Er war nicht vollständig herunter gefahren. Die Dateien waren noch geöffnet. Als er dann las, was heute passieren sollte, dachte er sich schon, dass du dich irgendwo hier herumtreiben würdest. Er rief so schnell wie möglich mehrere Leute zusammen und jetzt sind wir hier. Rechtzeitig anscheinend, wenn man sich dein Auto so ansieht."

„Pah! Das ist nur ne Scheibe, die kann man ganz leicht wieder Austauschen. Und was schnüffelt Nait überhaupt in meinen Sachen herum?", fragte ich und war nun wirklich eingeschnappt.





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Kapitel 8 folgt endlich nach einer längeren Zeit. Ich war etwas im Stress, wegen der Weihnachtszeit und jetzt Neu Jahr (Ich weiß, ich weiß. Das hört sich nach einer schlechten Ausrede an. XD). Ich nehme mir hiermit vor, öfters etwas hochzuladen.

Liebst Troian

Nur Über Meine Leiche, MafiosiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt