Kapitel 22 Raevyn

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Goddamn I'm dead again, woe is me
Seems to be that I'm a wanted man these days
I'm down that rabbit hole and I don't want to go

~ Goddamn I'm Dead Again by Sum 41

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Raevyn Sermanni

Straße – Mitten im Nirgendwo

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„Steig auf", sagte Lucius plötzlich. Ich schaute ihn erstaunt an.

„Wie bitte?"

„Ich sagte: Steig auf. Bist du jetzt auch noch schwerhörig oder was?" Er nickte auf den Platz hinter sich. Fast hätte ich nein gesagt, aber der Umstand, dass ich nicht wusste, wie lange ich noch laufen musste, oder ob ich überhaupt in die richtige Richtung lief, ließ mich nicken. Ich hatte nicht mal Motorradkleidung oder einen Helm. Na toll, mein Bruder wird mich umbringen, falls er das herausfindet.

„Halt dich gut fest. Beim Motorradfahren muss man besonders auf...", bevor er aussprechen konnte, war ich ihm auch schon ins Wort gefallen.

„Schon klar. Es ist nicht das erste Mal, dass ich auf einem Motorrad sitze, Lucius!" Ich kletterte hinter ihn und hielt mich unten am Sitz fest, damit ich meine Arme nicht um ihn legen musste. Als er das bemerkte musste er grinsen.

„Ich weiß ja nicht, ob das bei meiner rasanten Fahrweise sehr sicher ist."

„Wir werden sehen", erwiderte ich nur.

„Gut", war seine knappe Antwort, während er auch schon das Gaspedal durchdrückte. Die Maschine machte einen Satz nach vorne. Im nächsten Moment trat Lucius auf die Bremse. Das Motorrad blieb stehen und ich flog, weil ich mich nicht mehr halten konnte, mit voller Wucht gegen Lucius Rücken. Er lachte.

„Nicht so stürmisch. Du musst dich nicht gleich an mich ranschmeißen." Lucius blickte mich über seine Schulter hinweg an. Dann hob er seine Lederjacke hoch, so dass ich meine Arme um seine Taille legen konnte. Das Motorrad fuhr an und raste die Straße entlang. Die Landschaft flog nur so an uns vorbei und intensiv klammerte ich mich an Lucius. Der kalte Fahrtwind, der über meine Wange streifte, stand im Gegensatz zu Lucius warmen Körper. Er trug unter seiner Lederjacke nur ein dünnes T-Shirt und unter meinen Fingern spürte ich, wie sich seine Muskeln bei jeder Bewegung abwechselnd strafften und wieder entspannten.

Als wir uns mit einer rasenden Geschwindigkeit in die Kurve legten, begann mein Herz heftig zuschlagen. Ich schloss meine Augen und vergaß für diesen Moment, wer, oder besser gesagt was, der Junge vor mir eigentlich war. Ich drehte den Kopf zur Seite und legte die Wange auf seinen Rücken. Irgendwann hörte ich Autos, die an uns vorbei fuhren. Wir mussten wohl in der Stadt sein. Ich hatte meine Augen immer noch geschlossen und gab mich dem lauten Brummen hin.

Irgendwann wurde Lucius langsamer und wir blieben stehen.

„Ich könnte den ganzen Tag so weitermachen. Hm, vielleicht auch noch vertiefen. Andere Stellungen ausprobieren und so", sagte er anzüglich.

Ich öffnete die Augen und stieg schnell vom Motorrad.

„Haha. Witzig", sagte ich sarkastisch und als ich mich umsah, bemerkte ich, dass wir direkt vor Naits Haus standen. Irgendwie war es schon komisch, dass Lucius die Adresse wusste, aber andererseits: Er gehörte zur Mafia. Da musste man so etwas anscheinend wissen.

„Ähm ja. Danke?" Ich blickte etwas unsicher auf den Boden. Was sag man zu einem Mafiosi, der einen nach Hause gefahren hat?

„Dafür nicht. Ich will ja schließlich nicht, dass du entführt wirst oder so etwas, bevor wir die Liste haben." Lucius zuckte mit den Schultern. Was hatte ich eigentlich Anderes erwartet? Eine Anwandlung von Nettigkeit bei Lucius? Habe ich gehofft, dass er es meinetwegen gemacht hat? Dass er doch eigentlich ein ganz netter Kerl sein konnte? Naja, da habe ich mich wohl geirrt.

„Schön", sagte ich giftig. „Und wenn ihr die beschissene Liste habt, dann ist es egal, oder was?"

„Ja. Sobald wir die Liste haben, ist es mir egal." Lucius ließ den Motor an, fuhr los und ließ mich mit offenem Mund stehen.

Ich sah ihm nach, bis er abbog und nicht mehr zu sehen war. Ich wusste nicht so wirklich, was ich von Lucius halten sollte. Er wirkte nicht so, als würde er Leute töten und doch hatte er es schon getan. Ich saß gerade mit einem Mörder auf dem Motorrad!

Und das musste jetzt aufhören. Er und sein Vater dachten bestimmt wirklich, dass ich ihnen diese Liste bringen werde. Federico glaubte, dass er mir genügend Angst gemacht hat und ich jetzt sofort angelaufen komme, wenn er nur rief, aber da hat er sich gewaltig geirrt.

Ich lief durch den kleinen Vorgarten, der schon etwas verwahrlost war und klingelte, da mein Schlüssel immer noch im Café lag. Ich wartete ein bisschen, doch keiner kam. Ich klingelte noch einmal und schließlich riss Nait die Tür auf. Er stand in kompletter Polizeiuniform vor mir, die Pistole am Gürtel. Sein Blick flog einmal die Straße hoch und wieder herunter, dann zog er mich in den Flur und schloss die Eingangstür geräuschvoll.

„Er hat dich nach Hause gefahren." Mit er meinte Nait wahrscheinlich Lucius, deshalb nickte ich. „Sie wissen wo du wohnst. Das ist nicht gut", murmelte er vor sich hin. Er lief in sein Schlafzimmer und drehte das Radio auf volle Lautstärke.

„Sag mal spinnst du", schrie ich über die Musik hinweg. Nait winkte mich in die Zimmerecke und ich setzte mich zu ihm auf den Boden.

„Damit keiner Mithören kann, wenn die schon wissen, wo unser Haus ist", erklärte er mir. „Ich weiß, wo du warst. Also genauer gesagt, wissen wir, das gesamte Albuquerque Police Department, wo du warst, oder genauer gesagt, wo du hin gebracht wurdest." Ich schaute ihn ungläubig an.

„Und wieso habt ihr mich dann nicht da raus geholt?"

„Wenn wir in das Haus eingedrungen wären, dann wären jetzt mehrere Leute tot. Vielleicht hätten sie dich als Geisel genommen. Wir wollten das Risiko nicht eingehen und dich gefährden."

„Und woher wusstet ihr, dass sie mich nicht gleich abgeknallt haben, als ich dort angekommen war?", fragte ich vorwurfsvoll.

„Klar war das ein gewisses Risiko. Aber diese Familie handelt mit Drogen. Sie töten nicht ohne einen wirklich guten Grund." Nait lies eine Kunstpause. „Du hast ihnen noch keinen Grund geliefert dich zu töten. Viel wichtiger war es für Federico Enzo Cantarini, dich als Mittel zum Zweck zu benutzen."

„Ihr wisst von der Liste?" Ich konnte es nicht glauben. Nait nickte und führte seine Erklärung weiter aus.

„Wir haben so unseren Kontakt da drüben." Das Lied wechselte und Nait wartete so lange, bis das Nächste anfing, dann sprach er weiter. „Darüber kann ich aber nicht mit dir sprechen. Das würde ihn und dich in Gefahr bringen, falls die Cantarini das herausfinden sollten. Um genauer zu sein: dann wärt ihr beide sofort tot. Also du verstehst das sicher."


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Hey ( ich versuche mir mal etwas kreativere Begrüßungen einfallen zu lassen: )und Hallöle,

Ich kann es gar nicht glauben. In der letzten und vorletzten Woche, bin ich so viel zum Schreiben gekommen, wie schon lange nicht mehr. Das ist nur gut, weil wir immer weiter im Handlungsgeschehen voranschreiten.

Ich hoffe, dass es immer noch spannend ist und ihr euch fragt, was wohl als nächstes passiert. :D

Liebst Troian

Nur Über Meine Leiche, MafiosiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt