Kapitel 21 Raevyn

5K 209 14
                                    

Lately I'm getting lost on you
You got me doing things I never thought I'd do
Never spent so long on a losing battle
But lately giving up don't seem to matter

~ Lost on You by Lewis Capaldi

******************

Raevyn Sermanni

******************

Als ich am nächsten Tag aufwachte und meine Haare aus dem Knoten löste, den ich gestern Abend noch gemacht hatte, waren sie immer noch nass. Sie lockten sich noch stärker als sonst und ich versuchte sie mit der Hand etwas zu bändigen. Ich dachte an die komische Aktion von Lucius gestern und wie nah er mir gekommen war. Ich hätte ihn küssen können, aber im nächsten Moment dachte ich daran, dass er ein Mafioso war und daran, was er zu mir in dem Wandschrank gesagt hatte. Irgendwann wirst du mich begehren, genau wie Samantha. Du wirst mir hinterher laufen. Ich sag es dir. Nein, diese Genugtuung konnte ich ihm nicht geben und wie Samantha wollte ich schon gar nicht sein!

Das war schon ziemlich fies, als er mich dann einfach in dem Pool allein zurückgelassen hat. Ich hatte noch ein paar Minuten gewartet und gedacht, dass er mir vielleicht doch ein Handtuch holte, aber er kam nicht mehr wieder. Nach zehn Minuten, in denen ich mich fast zu Tode gefroren habe, weil das Wasser so kalt war, bin ich dann schließlich, etwas durch das Haus irrend, wieder zu meinem Zimmer gegangen.

Ich nannte es jetzt schon mein Zimmer! Das war es nicht. Ein Zimmer. Ich ging in ein Zimmer!

Ich sah auf die Uhr, die an der Wand hing. Kurz vor sieben. Ich wollte unbemerkt verschwinden und zog schnell wieder meine eigenen Sachen an. Ein Blick in den Spiegel sagte mir, dass meine Haare aussahen wie eine Löwenmähne und alle Hoffnung auf eine Besserung im Moment aufgegeben ist. Leise schlich ich mich zur Tür und trat auf den Flur. Fast schon hatte ich erwartet, dass die Tür wieder abgeschlossen war, aber anscheinend konnte ich wirklich gehen. Auf dem Flur und auch in der Halle hörte ich keine Geräusche und schlüpfte schnell durch die Eingangstür.

Draußen empfing mich ein kalter Wind und einige Pfützen standen zwischen den Steinen. Ich sah mich um und rannte dann die Auffahrt entlang, durch einen kleinen Park, bis ich vor dem großen eisernen Tor stand, durch welches wir auch mit dem Lamborghini gefahren waren. Noch ehe ich mich fragen konnte, wie ich durch dieses Tor kommen soll, öffnete es sich von ganz allein. Ich warf noch einen letzten Blick auf die Kameras, die neben dem Tor hingen und war dann auch schon auf einer langen Straße, die Mitten ins nirgendwo führte. Keine Häuser weit und breit, also lief ich einfach los. Es gab ja nur zwei Richtungen,eine davon wird schon richtig sein. Vielleicht finde ich irgendwo eine Bushaltestelle und der Busfahrer wäre dann auch noch so freundlich, mich mitzunehmen, da ich ja weder Geld noch mein Handy dabei hatte. Aber als erstes wollte ich so viel Abstand wie Möglich zwischen mich und diese Mafiosi bringen.

An der Straße waren links und rechts Bäume aufgereiht und eigentlich wäre es ein sehr schönes Motiv, um mit der Kamera festgehalten zu werden. Keine Menschenseele auf dieser unendlich langen Straße. Ich dachte daran, ob mich irgendjemand heute morgen vermisste oder vielleicht auch gestern Abend schon. Ich war schließlich einfach so aus Cosimos Café verschwunden. Vielleicht hatte mein Bruder Nait gestern Abend auf mich gewartet. Oder er dachte, dass ich vielleicht bei James übernachte?

Ich konnte ihnen diese Liste nicht bringen! Dann stünden dort auch Nait und Jason drauf und ich wollte nicht, dass ihnen etwas passierte. Wenn ich Federico aber keine Liste brachte, dann waren die zwei trotzdem in Gefahr. Mit beiden Entscheidungen gefährdete ich Leben. Wieso musste ausgerechnet ich in so einem Schlamassel fest sitzen?! Okay okay, schon gut. Ich war eigentlich selber Schuld, weil ich so neugierig war und unbedingt herausfinden wollte, ob Lucius zu der Mafia gehörte. Meine Antwort habe ich jetzt bekommen und leider auch noch viel mehr.

Vielleicht konnte ich die Schuld auch meinem Bruder, Jason und Mr. Walt, dem Vorgesetzten der beiden, in die Schuhe schieben. Schließlich haben sie mich gefragt, ob ich diese Daten abgreifen konnte. Allerdings wäre es ziemlich ungefährlich verlaufen, wenn ich die Daten auch gleich von meinem eigenen Computer gelöscht hätte, was ich aber nicht getan habe.

„Ach man", stöhnte ich. Mittlerweile hatte ich schon ein gutes Stück Straße hinter mich gebracht, allerdings war noch kein Haus oder eine Bushaltestelle aufgetaucht und ich fragte mich, ob überhaupt irgendwann irgendetwas kommen wird.

Aber zurück zu meinen Gedanken. Wie einfach wäre es, einfach Lucius die die ganze Schuld zu geben! Schließlich war er einfach in dem Café aufgetaucht und hat mich angequatscht. Dann kam er immer wieder und irgendwie war er schon geheimnisvoll. Und sah ganz gut aus. Und war ein blödes Arschloch... eigentlich ist er es immer noch! Er hat meine Neugier geweckt. Er war der Grund, wieso ich in dieses blöde Lagerhaus gefahren bin.

Also kann ich abschließend sagen, dass er nicht nur der Bösewicht, in Form eines Verrückten Professors ist, sondern, dass er an meiner jetzigen Lage Schuld ist!

„Er ist einfach Schuld an allem. Fertig. So leicht ist das." Ich war froh, dass ich Lucius beschuldigen konnte und nicht meinen Bruder, Jason oder mich. Er wird noch sein blaues Wunder erleben.

Ich lief etwas schneller, weil ich es jetzt eilig hatte wieder in Albuquerque anzukommen. Schließlich musste ich einen Plan schmieden, wie ich die Cantarini Familie auffliegen lassen konnte, ohne dabei Polizisten zu verraten und ohne meine Freunde und Familie in Gefahr zu bringen. Ich hatte mir etwas Großes vorgenommen, aber ich war mir sicher, dass ich es irgendwie schaffen werde. Die Frage blieb nur, wie ich das anstellen sollte.

Ich hörte ein Motorengeräusch und schaute nach hinten. Ein verbeulter Lastwagen fuhr die Straße entlang. Neben mir hielt der Typ an. Der Mann, der hinter dem Steuer sah, war einfach nur ekelig. Er trug eine Basecap, unter der fettige Haarsträhnen hervor schauten. Sein Arm war tätowiert. Auf dem Armaturenbrett lag ein halb aufgegessenes Sandwich. Ich wollte, dass der Typ einfach weiter fuhr, aber stattdessen ließ er auch noch die Scheibe herunter und musterte mich von oben bis unten. Sein Blick blieb an meinen Beinen hängen.

„Soll ich dich irgendwohin mitnehmen, Süße?", fragte er schleimig grinsend. Ihm fehlte ein Zahn und ich verzog angeekelt das Gesicht.

„Soll ich dir vielleicht die Fresse polieren, du Wichser? Verpiss dich!", ertönte eine bekannte Stimme hinter mir. Ich hatte gar nicht gehört, dass Lucius aufgetaucht war, was schon ein großes Wunder war, denn neben ihm stand ein schwarzes Motorrad. Aber wahrscheinlich war ich zu sehr damit beschäftigt gewesen, diesen komischen Kerl zu mustern, der im übrigen ganz schnell abgehauen ist, nachdem Lucius aufgetaucht war. Um ehrlich zu sein, war ich darüber erleichtert.

"Ich kann schon auf mich selber aufpassen", sagte ich und lief einfach weiter. Lucius stieg auf sein Motorrad und fuhr langsam neben mir her. „Seit wann fährst du denn Motorrad?"

„Schon länger." Ich sah mir die Maschine an. Sie sah schon ziemlich cool aus. „Eine Honda VF 750 Custom", sagte Lucius stolz.

**************

Wow Platz 455! Ich freue mich. Das ist schon ziemlich cool!

Jetzt habe ich noch mehr Motivation weiter zu schreiben :D Vielleicht geht es ja noch höher?! :)

Liebst Troian

Nur Über Meine Leiche, MafiosiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt