Kapitel 44 Raevyn

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You're sayin' those words like you hate me now
Our house is burning when you're raisin' Hell
Here in the ashes, your soul cries out
But don't be afraid of these thunderclouds

~Thunderclouds by LSD

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Raevyn Sermanni

Im Polizeiauto

Albuquerque

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Ich fuhr bei meinem Bruder Nait im Polizeiwagen mit zur Polizeistation, während Lucius in einem anderen Auto dorthin gebracht wurde. Er hat mich kein weiteres Mal angesehen und während der Fahrt erschien immer wieder sein Gesicht vor meinem inneren Auge. Dieser Blick, den er mir zugeworfen hatte, bevor Nait ihn festnahm. Eiskalt und voller Hass. Ich hoffe, dass er mir irgendwann verzeihen würde, aber dieser Schritt musste nun mal getan werden. Es kann nur einen Gewinner geben und das war dieses Mal nicht Lucius. Vielleicht werden wir jetzt endlich die Geschichte mit den Mafiosi beenden können.

„Wir brauchen eine Information von Cantarini", sagte mein Bruder Nait. „Einen Hinweis, um den Kopf der ganzen Band endlich fest zusetzten. So langsam gehen die mir auf die Nerven." Nait sagte das ganz ernst, aber ich musste trotzdem lachen. Ich wusste nicht wieso. Auf einmal kam mir alles heute so unglaublich lustig vor. Wahrscheinlich war ich einfach nur überfordert. Überfordert mit der ganzen Situation. Ich hatte heute meinen ersten Kuss mit Lucius erlebt, bin der Schießerei aus dem Weg gegangen und habe die zweite Leiche in meinem Leben gesehen. Und ausgerechnet der Junge, in den ich mich tatsächlich verlieben könnte, sitzt gerade in dem anderen Polizeiauto und ist verhaftet worden.

„Hey was ist so lustig?"

„Eigentlich nichts", antwortete ich Nait. „Absolut gar nichts."

Wir kamen wenige Minuten nach dem anderen Auto an. Lucius hatten sie bereits in die Polizeistation gebracht. Man sagte uns, dass er in dem Verhörraum warten würde. Warten war hier vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck, denn schließlich saß er nicht ganz freiwillig da.

„Du wartest draußen." Nait zeigte auf zwei Sitze, die auf dem leeren Gang standen.

„Ach komm, lass mich wenigstens zuhören", bettelte ich meinen Bruder an.

„Nein!"

„Hey Kumpel, lass Rae zuhören. Ich warte auch mit ihr." Hinter mir erklang eine bekannte Stimme und als Jason neben mir auftauchte, freute ich mich sehr, ein weiteres bekanntes Gesicht zu sehen. Jason war ein guter Freund und Kollege von meinem Bruder und er sah definitiv nicht schlecht aus. Zwar nicht ganz so gut wie Lucius, aber immerhin nicht schlecht. Wenigstens stand er auf der guten Seite und nicht auf der, der Mafiosi, so wie Lucius. Jason würde sicher niemals in die Situation kommen, festgenommen zu werden.

„Oh! Jason schön dich zu sehen! Das ist echt auch schon eine ganze Weile her." Jason umarmte mich und sein Geruch von Wald und Minze stieg mir in die Nase. „Also Bruderherz, jetzt wo Jason da ist und auf mich aufpassen kann", hier malte ich Gänsefüßchen in die Luft, „sollte das Zuhören kein Problem mehr sein." Jason nickte eifrig und Nait seufzte und lief in Richtung seines Büros.

„Das war dann wohl ein ja!", antwortete Jason und zog mich hinter sich her. Wir liefen einen weiteren Gang entlang, der von Neonröhren erhellt wurde. Schließlich blieben wir vor einer Tür stehen, die er aufschloss und mir aufhielt. „Hier entlang."

Dieser Raum war der Raum hinter dem Spiegel. Der Raum, den man in Kriminalfilmen immer sieht. Hier wollte ich schon immer mal rein. Es ist einfach unglaublich, dass man die Person auf der anderen Seite sehen kann, aber sie selber einen nicht. Es war recht dunkel und klein hier. Ein Tisch stand an der Wand gegenüber, aber mein Blick war gefesselt von der Person, die hinter dem Spiegel an einem braunen Holztisch saß und genau in meine Richtung starrte.

„Kann Lucius mich sehen?", flüsterte ich.

„Nein, kann er nicht. Du musst nicht Flüstern. Hören kann er dich auch nicht." Jason stellte sich neben mich und verschränkte die Arme.

Irgendwie sah Lucius gefährlich aus. Ich meine, noch gefährlicher, als normalerweise. Seine schwarzen Haare waren zerzaust und seine Augen leuchteten heller als sonst. Irgendwer hatte seinen Streifschuss versorgt, aber an seiner Jacke klebten immer noch dunkle Blutflecken. Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, wir haben den Mörder der alten Dame vom Sandia Peak Tramway, auf der anderen Seite des Spiegels sitzen. Aber ich glaubte ihm, als er sagte, er hätte sie nicht umgebracht.

Lucius schaute immer noch in unsere Richtung, als würde er ahnen, dass wir ihn von unserem Raum aus ansahen. Aber nach unendlichen Sekunden flog sein Blick zur Tür. Die Klinke bewegte sich nach unten und Nait und Mr. Walt, sein Vorgesetzter, betraten den Raum. Ich war erstaunt, dass Mr. Walt dabei war und Jason war es auch, das sah ich ihm an. Die beiden nahmen gegenüber von Lucius platz.

Nachdem Mr. Walt Lucius über seine Rechte belehrt hatte, bei denen Lucius aber gelangweilt auf den Tisch starrte, fingen die ersten Fragen an.

„Lucius Cantarini, sie gehören der Mafiafamilie Cantarini an?" Lucius sagte nichts und schaute ihn nur an.

„Ihr Vater Federico Enzo Cantarini ist der Kopf dieses Clans und wir sind ihm wegen Drogenschmuggels, Mord und einigen weiteren kleineren Delikten hinter her. Sie können uns Helfen, oder ihre Aussage verweigern, dass ist ihnen überlassen. Aber wenn sie uns helfen, dann wird ihre eigene Strafe wesentlich geringer ausfallen."

Ich verdrehte meine Augen. Das war das, was man immer hört: Du gibst mir Informationen und deine Strafe wird geringer ausfallen, wers glaubt. Also Lucius zumindest nicht, denn er schmunzelte in sich hinein.

„So können sie ihn nie zu irgendetwas bewegen! Er gehört der Mafia an. Familie ist alles, er wird doch nicht seinen eigenen Vater verraten", sagte ich mehr zu mir selbst, als zu Jason, aber er stimmte mir zu.


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Hey ho. 

Ich habe in letzter Zeit so viele Nachrichten bekommen, dass ich doch weiterschreiben soll, dass ich es jetzt wirklich mal tun musste.

Obwohl ich gerade nicht besonders viel Zeit habe, hoffe ich, dass euch das Kapitel natürlich auch gefällt :)

Was denkt ihr? Wie geht es wohl weiter mit Lucius?

Liebst Troian

Nur Über Meine Leiche, MafiosiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt