Mister X - Teil 2

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Es ist geschafft. Die Szenen aller Szenen ist endlich auf Papier. Ich bin so glücklich darüber! Ich hoffe ihr habt genau so viel Spaß beim Lesen, wie ich beim Schreiben hatte. :) Ich habe übrigens ein kleines Detail im Prolog verändert, damit alles danach einen Sinn ergibt. Ohne viel weiteres Gerede ... Vorhang auf für "Mister X".


Tränen sammelten sich gegen meinen Willen in meinen Augen und verschleierten mir die Sicht. Finnig wäre nicht in der Lage gewesen, es war schlichtweg unmöglich! Warum also liefen die Tränen weiterhin und unaufhaltsam meine Wangen hinunter?

„Du glaubst doch nicht etwa ich hätte dich ...." Seine Stimme bebte – das erste Mal, seit ich ihn kannte – und ich hörte das Entsetzen daraus. Auch, wenn er es nicht ausgesprochen hatte, es war nicht schwer zu erraten, was er hatte sagen wollen. Meine stumme Anschuldigung schien ihn tief getroffen zu haben. Langsam begann ich zu zweifeln an den Gedanken, die mein innerer Schwarzmaler mir aufdrängen wollte.

„Hör' bitte auf, zu weinen, Clara. Es bricht mir das Herz, mitanzusehen, wie du innerlich leidest", mit sanfter Stimme drangen die Worte an mein Ohr, löschten nach und nach die Zweifel in meinem Kopf. Mein Herz – das wusste längst, dass Finnig nicht der Bösewicht war.

Langsam hob ich den Blick und bemerkte erst dann, dass er sich vom Tisch erhoben hatte und nun direkt vor mir stand. Seine Hände hatte er in Brusthöhe gehoben, aber er machte keine Anstalten, mich zu berühren. Als wäre er sich nicht sicher, ob es eine gute Idee wäre. Ob ich seine Berührung zulassen oder ihn von mir wegstoßen würde.

„Du machst es mir wirklich schwer, Clara." Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht, verschwand aber im selben Moment, als er weiter sprach. „Glaubst du wirklich ich wäre in der Lage, dir noch in die Augen zu sehen, wenn wir tatsächlich miteinander geschlafen hätten?", mit gesenkter Stimme kamen die Worte über seine Lippen, als befürchtete er jemand könnte sie hören. Doch ich hörte sie und jedes einzelne davon ließ mein Herz ein bisschen leichter werden. Die Tränen, die vorhin noch so unaufhaltsam einen Weg an die Oberfläche gesucht hatten, versiegten mit jeder weiteren Sekunde.

„Verstehst du es, Clara? Wir haben nicht miteinander geschlafen."

„Wir haben nicht ...?"

Er schüttelte den Kopf und breitete mit einem fragenden Blick seine Arme aus. „Darf ich?"

Ich nickte nur und fühlte die gigantische Welle der Erleichterung, die über mich rollte. Wir hatten nicht miteinander geschlafen!

Finnig legte seine Arme um mich und zog mich an seine Brust. Die Wärme seines Körpers umhüllte mich augenblicklich wie ein schützender Mantel und ließ mich jeden Gedanken in meinem wirren Kopf für einen Moment vergessen. Noch nie war ich für die Leere in meinem Kopf so dankbar, wie in diesem Augenblick. Sie hielt allerdings nur so lange an, bis eine Erinnerung einen Weg zurück in mein Gedächtnis fand.

„Aber ich bin neben dir aufgewacht."

Er verstand meine nicht ausgesprochene Frage und atmete einmal tief aus. Seine Stirn lehnte an meiner Schulter, sodass nur sein aschblondes Haar von ihm zu sehen war.

„Ich würde dich ja um die wahren Umstände aufklären, wie es so weit gekommen ist, aber das ist eindeutig nicht der richtige Ort, um darüber zu sprechen." Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, als er den Kopf hob und zu mir sah. Wie bei unserem gemeinsamen Tanz waren auch jetzt unsere Gesichter nah beieinander, es fehlten nur Millimeter bis sich unsere Nasenspitzen berührt hätten.

„Dann bring mich an den richtigen Ort", forderte ich ihn mit leiser Stimme auf und sah ihm direkt in die blauen Augen. Ebenso wie das hier nicht der richtige Ort zum Reden war, war es nicht die richtige Zeit für einen Kuss.

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