Erster Abschied

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Drei Tage später:

„Wie sieht's bei dir aus, Moony? Kommst du auch zur Silvesterparty von meinen Eltern?", fragte James und sah zu Remus, der uns gegenüber saß. „Ja, ich denke schon. Ich frag mal meine Eltern, ob sie was dagegen haben. Aber ich denke mal nicht, dass das der Fall sein sollte. Ich schreib dir auf jeden Fall, wenn es nicht klappt." James grinste und legte seinen Arm um meine Hüfte. „Und bei unserer Verabredung für die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr bleibt es doch, oder?" Ich tat so als müsste ich überlegen, was ich sagen wollte und unterstrich meine Aussage durch ein lang gezogenes ‚Mhh'. James knuffte leicht mich in die Seite und kitzelte mich durch. Ich kreischte und alle anderen im Abteil lachten. „James, bitte hör auf!", quietschte ich und schnappte nach Luft. Doch er gab nicht nach. Ich versuchte mich aus seinen Händen zu winden, doch er hielt meine Arme fest und sah mich tief an. Er kitzelte mich nicht mehr und kam mir nun immer näher, bis er mich küsste.

Ein Pfiff ertönte und James und ich sagten wie aus einem Mund: „Klappe Black!" Der Angesprochene lachte nur und drehte sich wieder zu Mia, seiner neuen Flamme aus Hufflepuff, und küsste sie. „Sucht euch doch ein eigenes Abteil!", sagte mein Freund zu ihnen und Sirius machte eine abwinkende Handbewegung. „Du, James, wir müssen noch was besprechen! Kommst du mit ins Schulsprecher-Abteil?", fragte ich und zuckte mit dem Kopf Richtung Tür. Er nickte und zusammen gingen wir Hand in Hand aus dem Abteil raus. Sirius tollen Spruch ignorierten wir gekonnt und verzogen uns ohne Umschweife in unser Abteil.

„Und, was wolltest du noch Großartiges mit mir besprechen, Frau Schulsprecherin?", fragte James mit einem ironischen Unterton und legte seine Arme um meine Hüfte. Ich lächelte und sah auch den Schalk in seinen Augen. „An was Sie immer denken, Mr. Potter!" Ich schüttelte gespielt entsetzt mit dem Kopf und schaute ihm tief in die Augen. „Ich wollte eigentlich nur nachfragen, wo du wohnst!" „Aber das hättest du doch auch da drüben machen können!", sagte er und deutete hinter sich auf die Tür. Da hatte er auch Recht. „Mir war es irgendwie...peinlich! Ich wollte lieber mit dir allein darüber reden.", sagte ich und James lächelte. „Ich habe eine gute Idee. Du wirst vorerst nicht erfahren, wo ich wohne." Was wollte er denn jetzt? „Jetzt mach nicht so ein komisches Gesicht, Lily. Es ist ganz einfach. Ich werde dich bei dir zu Hause einfach abholen kommen und dann apparieren wir gemeinsam zu mir." Das war eine gute Idee. Ich war sofort damit einverstanden. Zur Antwort küsste ich James und spürte wie er in den Kuss hineinlächelte.

Nachdem unser Kuss wieder geändert hatte, kam plötzlich leichte Wehmut in mir hoch. Ich wollte ihn eigentlich gar nicht gehen lassen. Ich wollte wie in Hogwarts bei ihm bleiben. Jeden Morgen wollte ich ihn begrüßen. Jeden Abend wollte ich ihm „gute Nacht" zuflüstern. Doch nun waren wir so viele Kilometer von einander entfernt und ich konnte doch wohl kaum von ihm erwarten, dass er immer wieder zu mir kommt. Er hatte schließlich seine Familie schon lang nicht mehr gesehen. Genauso wie ich. Ich ertappte mich dabei, wie ich leise seufzte, als ich an meine durch geknallte Mom dachte. Dieses Seufzen schien auch James mitbekommen zu haben, denn er nahm mich ganz fest in den Arm. Es war so, als hätte er meine Gedanken gelesen und mich verstanden. Aber das glaube ich kaum. Ich denke, er kennt mich einfach zu gut und das sollte er ja auch. Er ist schließlich mein fester und bester Freund.

Der Zug wurde langsamer und James und ich standen immer noch eng umschlungen in unserem Abteil und sagten nichts. Wir genossen einfach die letzten Sekunden, die wir nun hatten. Dann kam erst einmal der allererste Abschied. Mir graute es jetzt schon davor, nachher im Auto zu sitzen und meilenweit entfernt von James zu sein.

Wer hätte das gedacht? Ich trauere einmal James Potter hinterher? Ich glaub, ich hätte es selbst nicht geglaubt, wenn mir jemand am Anfang des Schuljahres dies prophezeit hätte. „Nie im Leben!" hätte ich wahrscheinlich geantwortet. Genau die gleiche Antwort, wie ich sie James immer und immer wieder gegeben hatte. Eigentlich hatte ich ihn gar nicht verdient, nach all den NEINS die ich ihm entgegenschmettert hab'. Die Bremsen des Zugs quietschten und langsam fuhren wir in den Bahnhof ein. Ich spürte, wie James sich aus der Umarmung befreien wollte, doch ich ließ ihn einfach nicht los. Ich wollte hier zusammen mit ihm bleiben. Er lachte und küsste meine Stirn. „Kleine, wir werden uns doch bald wieder sehen! Ich schreib dir doch auch.", sagte er mit seiner sanften Männerstimme und löste vorsichtig meine Hände von seinem Rücken. „Es ist doch kein Abschied für lange Zeit. In einer Woche werden wir uns doch schon wieder sehen! Und jetzt komm, wir müssen unsere Koffer noch holen." Er küsste mich noch einmal und ich spürte ein Kribbeln in meinem Bauch. Wahrscheinlich sollte mir dieses Gefühl einfach zeigen, dass ich ihm vertrauen konnte und ich auch keine Trennungsängste haben musste. Ich packte seine Hand und zusammen gingen wir lächelnd aus unserem Abteil.

Another James-and-Lily-StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt