Im Mungos

251 12 0
                                    

James:

Stumpfe Geräusche drangen an mein Ohr. Stimmen. Ich wollte meine Augen öffnen, doch ich war einfach zu schwach dazu. Also konzentrierte ich mich auf die Stimmen. „...schon seit fünf Tagen! Ich hoffe nur die Heiler haben Recht und er wird wieder aufwachen!" Das war ganz klar die Stimme meiner Lily. Doch sie klang so traurig und hilflos. Ich wollte ihr sagen, dass ich sie hören konnte. Doch ich brachte nicht einmal ein Stöhnen hervor. „Er wird schon wieder, Lily. Er war in der Schule schon mal eine Woche lang bewusstlos gewesen und wie du weißt, ist er wieder aufgewacht. Also sei beruhigt. Er wird schon wieder werden!" Sirius war so ein guter Freund. Er unterstützte Lily sogar in der schwersten Not. Ich war so froh ihn zu kennen! Etwas berührte meine Hand. Ganz klar, es waren Lilys Finger. Die würde ich sogar im Schlaf erkennen. „Ach James...Ich brauch dich doch. Bitte wach auf!", flüsterte sie, doch ich verstand trotzdem jedes Wort. Ihre feinen, schmalen Finger verschränkten sich mit meinen. Doch ich konnte sie trotzdem nicht bewegen. Wie gerne hätte ich ihre Berührung erwidert. Wie gern hätte ich ihr auch nur ein Zeichen gegeben, dass ich sie hören konnte.

Lily:

James zeigte immer noch keine Regung. Es tat mir im Herzen weh. Jedes Mal, wenn ich seine Hand nahm, hoffte ich, dass er die Berührung erwiderte. Doch nie passierte etwas. Schon seit fünf Tagen keine Besserung. Zwar auch keine Verschlechterung, aber trotzdem wusste niemand, wann er wiedererwachen würde. Die Heiler versicherten mir, dass er bald wieder aufwachen würde, doch wann war bald? Heute, Morgen in einer Woche. Es entzog mir sämtliche Kräfte und erneut stiegen mir, wie schon oft in den letzten Tagen, die Tränen in die Augen. Sie liefen mir über die Wange und tropften auf James Hand.

James:

Wassertropfen vielen auf meine Hand. Lily weinte. Ich spürte den Drang sie in den Arm zu nehmen. Sie zu trösten, doch ich konnte nicht. Der Widerstand meines Körpers war zu groß. Aber ich musste Lily doch irgendwie zeigen, dass ich sie hörte. Dass sie nicht weinen brauchte. Ich brachte alle Kraft auf und da passierte es plötzlich. Ich konnte meinen Daumen bewegen und Lilys Hand berühren. Lily schrie schrill auf und ich lächelte innerlich.

Lily:

Sirius zog seine Hand von meiner Schulter erschrocken zurück, als ich aufschrie. Er hatte mich trösten wollen, doch die Trauer war plötzlich verschwunden. „James? Hörst du mich?", fragte ich und knetete seine Hand. „Was ist passiert Lily?", fragte Sirius und ich erklärte ihm, dass James Daumen meine Hand kurz gestriffen hatte. Nun war auch Sirius hellauf begeistert und sprach meinen Freund an. Doch er zeigte keine weitere Regung. „Vielleicht habe ich es mir ja auch nur eingebildet. Schließlich hoffe ich schon so lange auf eine Regung. Da passiert so etwas schnell!", sagte ich enttäuscht und strich James über die Wange. Seine Augen bewegten sich unter den Lidern. Das hatten sie schon die letzten Tage gemacht, aber es wirkte plötzlich so anders. So kontrolliert irgendwie. „Wir sind hier. James. Wir sind hier!", sagte ich und merkte, wie meine Stimme zitterte, während ich über sein Gesicht streichelte. Aber keine Reaktion seitens James. Hilflos blickte ich zu Sirius. „Vielleicht hast du es dir ja wirklich einge...", Sirius hielt inne. „Hast du das gesehen?", fragte er. „Was ist denn?", fragte ich und sah wieder zu James. „Er hat seinen Mund geöffnet!", jubelte Sirius. Ich betrachtete James Mund und dieser bewegte sich tatsächlich. Nur wenig, aber man erkannte, dass er sprechen wollte. Ich beugte mich vor horchte an seinem Mund, was er sagte. Es war jedoch kein richtiges Wort. Mehr ein Röcheln. „Wir sind hier James!", sagte ich und küsste ihn auf die Wange. „Ich hole einen Heiler!", sagte Sirius und rannte nach draußen.

„James. Wir sind da. Wir helfen dir.", sagte ich und Freudentränen traten mir in die Augen als er ganz leise meinen Namen hauchte. „Ja, James ich bin hier!" Ich drückte einen Kuss auf seine Lippen und umarmte ihn sanft. Die Tür flog auf und der behandelnde Heiler trat gefolgt von Sirius in den Raum zu James Bett. „Mr. Potter?", fragte der Heiler und aus James Mund kam ein leiser Ton. „Das ist ein großer Fortschritt!", sagte der Heiler erfreut und ich lächelte erleichtert. Der Heiler führte ein paar Zauber durch und sagte daraufhin: „Ich denke er wird in den nächsten Stunden immer mehr Reaktionen zeigen, bis er dann auch irgendwann gänzlich wiedererwacht." Ich strahlte und streichelte James Hand. „Hast du das gehört? Ich bin so froh James!" Sirius legte seine Hand um meine Schulter. „Soll ich losgehen und Kathleen holen?", fragte er und ich nickte. Er gab mir einen Kuss auf die Wange und meinte, dass wenn etwas passieren sollte, ich ihn einfach über den Zwei-Wege-Spiegel erreichen könnte. Ich nickte und wandte mich wieder meinem Freund zu.

James:

Der Widerstand in meinem Körper wurde immer kleiner. Ich konnte mich immer mehr bewegen und auf Lilys Fragen oder Aussagen eine Reaktion zeigen. Und dann kam Mom. Sie redete mit mir und immer mehr Leben kehrte in meinen Körper zurück. Bis ich endlich auch die Augen öffnen konnte. „James!", rief Lily aus und küsste mich leidenschaftlich. Zum Glück hatte ich wieder so viel Kraft, dass ich den Kuss sogar erwidern konnte. „Chrm...Chrm!", räusperte sich Sirius und ich sah Lily tief in die Augen und lächelte. Doch da sah ich es in ihren Augen glitzern und ich hob vorsichtig die Hand um ihr die Tränen wegzuwischen. Sie lächelte glücklich zurück und küsste mich noch einmal kurz auf den Mund. Dann nahm sie meine Hand in ihre und auch Mom drückte mich glücklich. „Wir hatten solche Angst um dich, Jamesie!", sagte sie mit trauriger Stimme und strich mir mit ihrer Hand über die Wange. Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange und meinte: „Ich wollte euch wirklich keine Sorgen machen." Sirius lachte auf und schlug mit mir ein. „Du hast uns echt erschreckt, Prongs." Dann umarmte er mich brüderlich und ließ sich neben Lily auf einem Stuhl nieder.

„Welchen Tag haben wir heute?", fragte ich und blickte in die Runde. Mir war eingefallen, dass ich ja bald meine Ausbildung beginnen würde. Sirius blickte auf seine Uhr. „Heute ist der 25.August." „Aber dann ist ja bald schon der 1.September. Der Beginn unserer Ausbildung!", empörte ich mich und überlegte schon, was ich machen konnte. „Mach dir da mal keine Sorgen, James. Der Heiler hat zwar gemeint, dass es wahrscheinlich noch etwas dauern wird, bis du hier raus kannst, aber das mit deiner Ausbildung können wir schon regeln." sagte Mom und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Ich hoffe es."

Lily:

James musste noch ein paar Untersuchungen über sich ergehen lassen. Doch der Heiler war der festen Überzeugung, dass es ihm bald wieder richtig gut gehen würde. Er war sich jedoch trotzdem sehr sicher, dass James noch einmal Glück im Unglück gehabt hatte. Es hätte weitaus schlimmer für ihn ausgehen können.

„Ich bin so froh, dass es dir wieder bessergeht!", flüsterte ich und kuschelte mich näher an meinen Freund. Nachdem der Heiler das Zimmer wieder verlassen hatte, hatten auch Sirius und Kathleen sich verabschiedet, um uns etwas Zweisamkeit zu gönnen und allen Freunden und Bekannten über James Wachwerden zu informieren. Ich hatte es mir natürlich nicht nehmen lassen, mich selbst neben meinen Freund zu lesen. Er nahm mich fest in den Arm und ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. „Ich wollte dir nie solche Sorgen bereiten, Lily.", flüsterte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Du kannst ja nichts dafür! Es sind diese dummen Totesser, die dafür die Verantwortung tragen. Niemand anderes. Du glaubst gar nicht, welche Vorwürfe sich Sirius gemacht hat. Oder auch ich. Ich hätte bei dir..." Er legte mir einen Finger auf den Mund und stoppte meinen Redefluss. „Es ganz und gar nicht deine Schuld! Wie du schon gesagt hast, es ist allein die Schuld dieser dreckigen Totesser. Sie sind so dumm und hören auf die Aussagen dieses Massenmörders. Und wenn es so weitergeht, war dies erst der Anfang." Ich sah ihn überrascht an und runzelte die Stirn. „Es wird noch viel schlimmer werden. Es wird ein wahrer Krieg zwischen Gut und Böse ausarten. Das hat Dad schon vor vielen Jahren einmal gesagt und nun sehe ich die Zeichen. Alles deutet darauf hin. Niemand weiß, wann es wirklich losgeht." Seine Stimme war ernst und seine Arme schlossen sich fester um mich. Und in dem Moment wurde mir klar, was ich machen musste. Was ich ihm sagen musste. „James?", fragte ich leise und er sah mir tief in die Augen. Überrascht und Interessiert zugleich lag sein Blick auf meinem Gesicht. „Steht dein Angebot noch?", fragte ich leise und ich sah genau, dass er nicht sofort verstand. Doch dann hellte sich sein Gesicht auf. „Heißt das, du willst bei mir einziehen?", fragte er und seine Augen strahlten plötzlich. Ich nickte und er zog mich in eine feste Umarmung und küsste mich liebevoll auf die Lippen.

„Ich dachte du sollst dich schonen!", unterbrach uns eine Stimme von der Tür.

Another James-and-Lily-StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt