5 | salt

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Louis sitzt wie versteinert auf seinem Platz und hält sich die Wunde, aus der immer noch etwas Blut tropft.

Er bekommt es nicht einmal mit, dass ihm jemand einen Verband und etwas zum reinigen gibt.

Die Wunde darf jetzt nicht sofort verheilt sein, dann wirkt das Telepathienetz nicht, aber da Louis als Omega schmerzempfindlicher ist als die anderen, bekommt er schon einmal etwas Hilfe.

Nick feuert die Schale auf einem kleinen, tragbaren Herd auf dem Tisch an, verrührt das Blut mit einander und schüttet etwas Salz hinzu.

Nach einer Weile schöpft er ein bisschen von der Flüssigkeit in acht Becher.

Für jeden einen.

Schließlich haben also alle Mitglieder des Rudels einen Becher vor sich stehen und auf Eds Zeichen trinken alle den Inhalt auf Ex.

Louis spürt das Schaudern durch seinen ganzen Körper fließen. Er hört ein paar Stimmen und Lachen. Er hört Tränen zu Boden tropfen und Schreie. Er hört Gespräche, die Vergangenheit, Erinnerungen.

Für einen Omega ist diesen Bund einzugehen lebenswichtig, aber auch schrecklich emotional.

Omegas sind sensibler als andere Werwölfe, sie empfinden mehr und stärker. Sie achten auf Details und werden zum Großteil von ihren Gefühlen kontrolliert.

Es ist deswegen so gut wie unmöglich sie zu kontrollieren.

Anders als mit Alphas, die einfach kontrolliert werden können mit ein paar Reizen.

Es scheint vielleicht so zu sein, dass Alphas die stärksten im Rudel sind und das Sagen haben, aber beim nähren Hinsehen liegt doch vieles bei dem Omega des Rudels.

Normalerweise hat ein Rudel nur einen Omega. Sie sind so selten, dass es fast ein Wunder ist, einen bei sich zu haben.

Louis spürt ein Stechen im Nacken und es zieht sich seinen Rücken herunter. Es fühlt sich an als würde er aufgeschlitzt werden.

Er merkt, dass er eine Erektion bekommt und wimmert.

Alles und nichts.

Alles und einfach nichts.

Er spürt alles was die anderen je gespürt haben auf einmal und es scheint alles wie ein Gewicht auf seinen Schultern zu lasten.

Und zur gleichen Zeit ist Louis so taub und abgestumpft, dass er nichts fühlen kann. Dass er vergisst wo er ist und wer er ist. Er vergisst seinen Namen und er vergisst Liam.

Liam.

Liam ist aus seinem Kopf weg. Liam ist nicht mehr vorhanden. Die Beta-Energie, die er spürt ist die von Ed und Perrie.

Und da ist diese weitere Energie, die ihm fast den Verstand raubt: Die Alpha-Energie von Harry.

Dieser sitzt ruhig da und steht über all diesen Gefühlen, die Louis gerade in doppelter Ausführung hat. Sie ziehen an Harry vorbei wie ein kleiner Windstoß und ehrlich gesagt, bekommt er sie nicht einmal wirklich mit.

Harry beobachtet lieber Louis dabei wie er zittert und wimmert.

Er will zu ihm und ihm helfen. Er will ihn auf den Arm nehmen und ihn in Decken einwickeln. Er will sich um Louis kümmern und ihm in den Nacken beißen.

Sich mit ihm vereinen auf diese noch so andere und intimere Art.

„Hilfe", flüstert Louis es plötzlich und da geht es einfach nicht mehr. Da kann Harry sich nicht mehr zurückhalten. Er stürzt sich von seinem Stuhl in Louis' Richtung. Er rennt um den Tisch herum zu ihm und kniet sich vor seinen zitternden, überforderten Körper.

„Bitte", ist das zweite Wort. Louis' Stimme ist hauchdünn, zart und fast nicht hörbar. Er scheint fast nur die Lippen zu bewegen, als er um Harrys Assistenz bittet.

Der Alpha nimmt ihn sich auf den Arm und tut das, was er sich in Gedanken schon gewünscht hat zu tun: Er trägt Louis die Treppe hoch in sein Zimmer und legt ihn unter seine Decken.

Louis' Körper ist schwach und kalt und Harry könnte sich selbst dafür in den Hintern beißen es zugelassen zu haben, dass sie das Ritual heute durchziehen. Er wusste, dass Louis heute zu schwach sein wird und immer noch überwältigt ist von all den Eindrücken und der neuen Umgebung.

Dieser Tag heute war zu emotional und Ed war im Unrecht darüber, dass Louis es schon aushalten würde.

Man kann sich eben doch nicht immer auf das Feingefühl eines Betas verlassen, wie es scheint.

Harry sieht auf Louis' Form hinab und streicht ihm über seine wieder schwitzige Stirn. Louis hat seinen Mund etwas geöffnet und Harry hört irgendwo in seinem Hinterkopf einen kleinen Jungen weinen, der fleht man solle ihn gehen lassen.

Ein kleiner Junge, der gerade erfahren hat, dass er ein Omega ist und sich dem Leben im Rudel verschreiben soll.

Harry weiß, dass der kleine Junge Louis ist und er ist geschockt darüber wie stark und intensiv diese Erinnerung zu sein scheint, wenn er sie mitbekommt.

Harry hört sonst nie etwas von den anderen Erinnerungen, die seine Leute haben. Er hatte das ganze bis jetzt nur bei einer Person erlebt und das ist schon eine Weile her.

Dass er Louis Ängste hören kann, lässt ihn dort sitzen bleiben.

Für eine ganze Weile.

Er weiß jetzt wie viel Angst Louis hat und was er alles hatte aufgeben müssen, um hier her zu kommen.

Harry versteht nun endlich, dass das mit Liam und Louis zwar nicht mehr als eine gute Freundschaft ist, die beiden sich jedoch enger miteinander verbunden gefühlt haben als mit irgendwem anders.

Und da bemerkt Harry was die Zeremonie Louis gebracht hatte: Er hatte nicht nur ein Rudel gewonnen sondern auch Liam verloren.

Denn man kann nur ein Netz haben und das von Louis ist jetzt dieses hier.

Liam ist aus Louis' Kopf verschwunden.

Und das bedrückt Louis so sehr, dass Harry Louis' Gefühle nahezu auf der Zungenspitze schmecken kann.

Das ist etwas neues.

Louis wimmert im Schlaf kurz und dann ist es wieder still im Zimmer.

Harry erhebt sich von der Bettkante, streicht Louis ein letztes Mal über die Stirn und verlässt dann das Zimmer des Neuen.

Er hat immer noch Holzsplitter in seiner Hand hängen und er fühlt nicht einmal diesen Schmerz.

Er zieht sich einige von ihnen heraus und reinigt sich noch einmal seine Wunde in seinem eigenem Badezimmer.

Harry sieht sein Spiegelbild an und fragt sich was das jetzt bedeuten wird. Ein Omega um sich zu haben.

Bei einem zu sein. Ihn zu spüren, sprechen zu hören.

Er hat ein wenig Bammel davor, denn er hat schon viele Geschichten gehört über Omegas und Alphas.

Es scheint als könnten sie nicht miteinander wie auch ohne einander.

Und Harry weiß nicht, ob er das will.

Ob er einen Omega kennenlernen will.

Ja, wenn seine Instinkte die Überhand haben, will er Louis bei sich haben, jeden töten, der ihm zu nahe kommt, aber wenn er klar denken kann, ist er sich nicht sicher.

Er hat Angst davor sich selbst nicht zusammenreißen zu können. Und davor was Louis passieren kann.

Er weiß nicht, ob er es aushält Louis bei sich zu haben.

Denn das er ein Omega ist, ist nur die Kirsche auf der Torte: Harry redet von Louis nicht nur als Alpha sondern auch als Rudelführer und Mensch (oder eben Werwolf).

Louis ist zart und wunderschön. Und Harry weiß nicht, ob er das je noch einmal aushält.

meinungen zu harry? jamie xx

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