5 | Seltsames Verhalten

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A./N.: Wichtig! Ich habe im letzten Kapitel einen Fehler gemacht. Giovanna muss eigentlich noch eine Woche warten, bis sie wieder schwimmen darf, wegen der Gehirnerschütterung. Deswegen ist in diesem Kapitel seit dem Unfall bereits eine Woche und nicht erst drei Tage vergangen.

2.562 Worte

»Giovanna«, höre ich ihn erneut sagen. Diesmal ist es keine Frage mehr. »Hey, warte mal!«

Ich denke gar nicht daran. Reece schwimmt längst neben mir her, aber ich richte meinen Blick stur geradeaus, bemühe mich meine Nervosität in Grenzen zu halten. Er soll gar nicht erst denken, dass ich glaube, er könnte noch irgendetwas Gutes im Sinn haben.

Doch Reece zieht lässig an mir vorbei, schwimmt zwei Meter vor mir in meine Bahn, sodass ich gezwungen bin anzuhalten. Ich zwinge mich dazu, ihn erhobenen Hauptes anzusehen. Er will gerade zu einem neuen Satz ansetzen, als er stockt und hastig den Blick abwendet. So, als wäre ihm in dem Moment etwas Wichtiges eingefallen. »Hat sich erledigt.«

In der nächsten Sekunde wendet er sich bereits wieder ab und verschwindet, steigt am Ende der Bahn aus dem Becken und läuft kopfschüttelnd zurück in die Umkleiden.

Vollkommen verwirrt schwimme ich zum entgegengesetzten Ende der Bahn, um mich dort am Rand festzuhalten und die Situation einzuordnen. Meine Ratlosigkeit steht mir deutlich ins Gesicht geschrieben.

Eigentlich sollte ich mich über den Umstand, dass er so schnell von dannen gezogen ist, freuen, doch ich bin misstrauisch. Er hat irgendetwas gewollt, aber etwas anderes hat ihn davon abgehalten, mir zu offenbaren, was das war. Und ich weiß nicht, ob ich deswegen froh oder unsicher sein soll.

Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass noch acht Minuten übrig sind, ehe meine Trainigsrunde vorbei ist. Fast bin ich geneigt, diese acht Minuten einfach zu unterschlagen und eilig das Schwimmbad zu verlassen. Doch dann besinne ich mich eines besseren und ziehe meine letzten Bahnen. Nur wer sich anstrengt, kann auch etwas erreichen. Von nichts kommt nichts.

Außerdem hält mich der Umstand, dass ich im Bereich der Umkleiden Reece über den Weg laufen könnte, davon ab bereits jetzt aus dem Becken zu steigen. Also ziehe ich vertieft und mit letzter Kraft meine restlichen Bahnen. So vertieft, dass ich gar nicht bemerke, wie Reece wieder das Schwimmbad betritt und sich in dem Moment, in dem ich das Ende der Bahn erreiche, mit einem nicht definierbaren Ausdruck zu mir herunterbeugt.

Ein mich völlig aus dem Konzept bringender Satz verlässt seine Lippen. »Wenn du bei jedem Schwimmzug unter Wasser tauchst, verbrauchst du weniger Kraft und kannst länger durchhalten.«

Erschrocken blicke ich zu ihm auf und öffne den Mund, um zu einer Erwiderung anzusetzen, die sich einem »Ich, ähm, ich« wahrscheinlich sehr ähnlich angehört hätte. Doch Reece hat sich bereits wieder aufgerichtet, ist einen Meter zur Seite getreten und fußwärts wieder im Wasser verschwunden.

Perplex schaue ich ihm einen Moment nach, wie er davonschwimmt, ehe ich aus dem Becken steige und den Weg Richtung Duschen und Umkleiden einschlage. Vor der Tür drehe ich mich jedoch noch einmal herum und schaue zurück.

Was war das bitte?

Erst schwimmt er mir nach und will mir anscheinend irgendetwas sagen, dann verschwindet er im nächsten Moment hastig und fünf Minuten später taucht er wieder auf, um mir so einen Satz an die Stirn zu knallen. Das wollte er mir vorhin garantiert nicht sagen.

Wie soll ich überhaupt bei jedem Schwimmzug untertauchen? Was ist das für eine bescheuerte Aussage?

Kopfschüttelnd öffne ich die Tür und verschwinde im Bereich der Duschen. Sicherlich hat er sich einen Spaß daraus gemacht und stellt sich jetzt vor, wie ich beim nächsten Mal versuche mit jedem Zug unter Wasser zu tauchen, und lacht sich dabei ins Fäustchen.

More than meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt