15 | Einfach Spaß haben

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2.409 Worte

Eine warme Hand schiebt sich in meine Linke. »Sie redet von Singstar und Just Dance«, flüstert Sammy mir zu und drückt meine Hand. »Es ist Tradition, dass wir das spielen, wenn wir bei Brownie sind.«

»Hättest du mir das nicht vorher sagen können?«, zische ich.

»Dann wärst du nicht mitgekommen.«

»Das stimmt do – « Ein Ich-bitte-dich-Blick von Sammy bringt mich zum Schweigen. Er hat ja recht.

»Du wirst es mögen. Brownie ist ein miserabler Tänzer. Er hat kein bisschen Taktgefühl und dementsprechend mies ist er bei Just Dance. Das Gleiche gilt für mich und Jonah bei Singstar. Aber es geht ja auch gar nicht darum, es zu können, sondern Spaß daran zu haben und den haben wir jedes Mal.«

Trotz Sammys aufmunternder Worte fühle ich mich unwohl. Die vier kennen sich untereinander schon seit Jahren und sind vertraut miteinander. Ich kenne sie erst gut eine Woche. So vertraut, dass ich mich vor ihnen ohne Hemmungen zum Affen machen kann, sind wir noch lange nicht.

Wie immer scheint Sammy mein Unbehagen zu spüren. Wahrscheinlich hat er inzwischen so etwas wie einen sechsten Sinn dafür entwickelt. »Du kannst auch nur zusehen, wenn du möchtest. Hier wird keiner gezwungen.«

Ich nicke. Das ist mir deutlich lieber und vermindert augenblicklich den Druck, der auf mir lag, seit Vero gesagt hat, dass ich mit ihr zusammen singen und tanzen muss.

Die ist in der Zwischenzeit zum riesigen Fernseher gehopst und legt eine CD in die Playstation. »Komm, Gio, ich hab Lust zu tanzen.«

Ich will gerade dankend ablehnen, da springt Sammy mir zur Seite. »Vero, lass Giovanna doch erst mal hier ankommen. Komm, wir tanzen die erste Runde.«

Ich forme ein Danke mit meinen Lippen, während er meine Hand loslässt und zu Veronique geht. Jonah und Etienne haben sich derweil auf die riesige Sofalandschaft gefläzt, je ein Bier in der Hand.

Ich setze mich zu ihnen und ziehe die Beine zu einem Schneidersitz heran.

»Möchtest du auch eins?«, fragt Etienne und hebt sein Bier.

Ich zögere. Ich habe schon Bier getrunken, aber diesmal hat Dad es mir nicht erlaubt und ich war in dieser Hinsicht bisher immer ehrlich zu ihm.

»Meine Eltern haben die zwei Sixpacks gekauft. Für jeden zwei Flaschen. Zwei müssen also übrig bleiben. Oder auch mehr, wenn du deine nicht trinkst. Das ist ein Abkommen zwischen uns. Sie besorgen Alkohol für unsere Partys, erwarten aber im Gegenzug Ehrlichkeit von uns. Es ist also abgesprochen, dass wir hier eins, zwei Bierchen trinken.«

Ich überlege noch einen Moment, dann sage ich »Okay«.

Etienne gibt Jonah sein Bier, um sich zur Seite zu drehen und für mich eins aus dem angebrochenen Sixpack zu angeln. In einer fließenden Bewegung dreht er sich wieder zu mir und öffnet gleichzeitig das Bier mit einem Öffner, der an seinem Schlüsselbund befestigt ist.

»Seine Eltern sind ziemlich cool, deshalb halten wir uns auch alle an die Regeln, die sie aufstellen«, steigt Jonah in das Gespräch mit ein, während Etienne mir mein Bier reicht und Jonah ihm seines zurückgibt.

»Wo sind deine Eltern?«, frage ich und nehme einen Schluck aus meiner Flasche.

»Übers Wochenende weggefahren. Zeit zu zweit verbringen, wie sie es nennen.« Der gutaussehende Junge verzieht bei dem Gedanken, was sie damit meinen, das Gesicht. Das bringt mich zum Lachen.

Sammy und Vero haben sich inzwischen geeinigt, auf welches Lied sie tanzen wollen und bringen sich in Startposition. Interessiert richte ich mich auf.

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