13 | Schwimmunterricht

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A./N.: Weiter geht es mit Reece und Giovanna. Ich hoffe, ihr seid gespannt, was in diesem Kapitel auf Gio zukommt. Ich sage nur, es gibt Auf's und Ab's.

2.911 Worte

Zögerlich stoße ich mich vom Beckenrand ab und mache zwei, drei Züge ohne Reece' Tipp anzuwenden, der währenddessen mit etwas Abstand an meine Seite schwimmt, um zu beobachten, wie ich mich schlage. Diesmal belässt er seine Taucherbrille auf seinem Haar.

Nachdem ich einmal tief Luft geholt habe, gebe ich mir einen Ruck und tauche unter. Im ersten Moment setzt meine Hand-Fuß-Koordination aus und ich halte mitten in der Bewegung inne, ehe ich mich daran erinnere, wie man schwimmt und einen Zug unter Wasser mache. Dann tauche ich auf und stoße den Schwall verbrauchter Restluft aus, der sich noch in meinem Körper befindet. Zur gleichen Zeit machen meine Arme und Beine schon den nächsten Schwimmzug.

Irritiert stoppe ich. Reece war bei jeder Arm- und Beinbewegung unter Wasser. Aber wie soll ich so schnell ausatmen und neue Luft holen?

Als hätte Reece die Frage in meinem Gesicht gelesen, sagt er: »Du musst die Luft bereits unter Wasser ausatmen. Dann kannst du über Wasser direkt wieder Luft holen und neu untertauchen.«

Ich erinnere mich an die Blasen, die an die Oberfläche gestiegen sind, während er unter Wasser war und setze entschlossen zu einem neuen Versuch an.

Dieses Mal brauche ich nur einen Zug, um mein gewohntes Schwimmmuster zu durchbrechen und, mit den Lungen voll Luft, wieder unterzutauchen. Ich bin so konzentriert darauf, wieder auszuatmen, dass ich darüber völlig vergesse, weiter zu schwimmen und nur ein Stück nach vorne treibe.

Frustriert und beschämt tauche ich wieder auf, in der Erwartung irgendeinen Spruch an den Kopf geworfen zu bekommen. Doch Reece sagt nichts. Ginger hätte längst kommentiert, wie dumm ich mich anstelle.

»Erwarte nicht zu viel von dir. Man braucht ein oder zwei Bahnen, um sich an das neue Schwimmgefühl zu gewöhnen. Mach ganz langsam, du hast Zeit. Ich konnte das auch nicht auf Anhieb.«

Seine Worte geben mir etwas Mut, trotzdem fühle ich mich wie ein dummes Kind, dass die einfachsten Schritte einer Choreographie nicht tanzen kann. Und wer weiß schon, ob er das nicht einfach aus Höflichkeit gesagt hat.

Aber ich lasse mich nicht unterkriegen. Fest entschlossen beim dritten Versuch alles richtig zu machen, hole ich Luft und tauche wieder unter.

Ausatmen, weiterhin schwimmen, auftauchen, neue Luft hol -

Mein Gedankenstrom wird jäh unterbrochen, als ich zu früh Luft hole und mich verschlucke.

Dem Erstickungstod nahe rudere ich wild durchs Wasser in der Hoffnung irgendwas zu finden, an dem ich mich festhalten kann, um wieder zu Atem zu kommen. Doch das Einzige, was ich finde, ist die Schulter von Reece, der erschrocken näher gekommen ist, seine Hände aber, kurz bevor sie meine Hummel-Taille umfassen konnten, gestoppt hat.

Ich bin jedoch zu sehr damit beschäftigt, meine Lungen wieder mit Sauerstoff statt mit Wasser zu füllen, dass ich nicht analysiere, ob er mich nicht angefasst hat, weil er weiß, dass ich das nicht möchte oder weil ihn meine Speckrollen, die auch der Badeanzug nicht verstecken kann, abschrecken.

Kaum habe ich wieder genug Luft, dass ich mich selbstständig über Wasser halten kann, lasse ich peinlich berührt Reece' Schulter los und blicke auf die Wasseroberfläche, unter der sich unsere verzehrten Körper spiegeln.

»Tut mir leid.«

»Ich – Es – Du musst dich nicht entschuldigen.«

Reece gibt mir keinen einzigen Hinweis, ihn mit Ginger in einen Topf zu werfen und trotzdem formt sich in meinem Kopf der Gedanke, dass er ihr diese Story brühwarm erzählen wird, sobald er aus dem Becken raus ist.

More than meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt