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Am nächsten Morgen erwachte ich in aller Frühe und bemerkte, dass es viel zu früh für Schule war und ich eigentlich nur aufgewacht war, weil mein Handy klingelte.

Hatte ich das letzte Nacht nicht ausgeschaltet?

Na ja, egal.

Ich tastete blind danach. Irgendwo musste es doch liegen!

Das Erste, wonach ich griff, war definitiv nicht mein Handy, weshalb ich es einfach fallen ließ.

Das Nächste füllte sich verdächtig nach Wecker an, also wieder kein Handy.

Ah, da war es ja!

Triumphierend zog ich es aus dem Gerümpelhaufen.

"Hallo?" War das wirklich ich, die so müde klang?

"Cameron!" Die Stimme meines Vaters ließ mich abrupt hochzucken.

"Dad?", fragte ich überrascht. Mir war ja nicht einmal klar gewesen, dass er meine Handynummer hatte.

"Sí, könntest du mir freundlicher Weise erklären, wo du bist?" Dad klang nicht sehr erfreut, aber ich kannte diesen Unterton.

Er war nur sauer, weil er sich Sorgen machte.

"Ich bin bei einem Freund", erwiderte ich vorsichtig.

"Was für ein Freund?" Alejandro Diaz war Fremden gegenüber kein besonders freundlicher Mann. Und es wunderte mich gar nicht, dass er sich so aufregte.

"Bei Danny", antwortete ich.

"Ach so." Mein Dad klang erleichtert.

Ich runzelte die Stirn. "Was?"

"Na, el chico ist doch schwul, oder?"

Ich blinzelte verdutzt. Wie bitte? Seit wann war Danny bitte schwul?

"Ehm, Dad, ich denke, du verwechselst da irgendetwas", sagte ich zögerlich.

Von der anderen Seite kam erst einmal nichts mehr.

Irritiert sah ich auf mein Handy. Als aufgelegt hatte ich nicht.

"Ehm, hallo?", fragte ich zögerlich. "Ist noch jemand da?"

Am anderen Ende hörte ich Dad tief einatmen.

"Er sollte besser eine Freundin haben." Seine Stimme war sehr viel tiefer geworden und er klang nicht wirklich ... eh, glücklich.

"Also ..." Ich zögerte. Iiiirgendwie hatte Danny ja jetzt schon eine Freundin, nicht wahr? "Er hat eine Freundin."

Dad seufzte. Er klang erleichtert. "Sehr gut. Ich komme heute wieder nach Hause und es wäre sehr schön, wenn wir noch einmal etwas nur zu zweit unternehmen könnten. Meinst du, das ginge?"

"Klar." Ich strahlte regelrecht. Wir hatten schon lange nichts mehr nur zu zweit gemacht. Normalerweise versuchte meine Mutter immer ihn für sich zu vereinnahmen.

Am anderen Ende der Leitung atmete mein Vater noch einmal tief ein. "Cameron, pequeña, es gibt da noch etwas, was ich dir erzählen muss."

Er seufzte noch einmal. "Es geht um deine Mutter und mich."

"Ehm, ok, worum geht es denn?", wollte ich leicht überwältigt wissen.

Dad lachte leise. "Cameron, du musst wirklich an deiner Geduld arbeiten!"

"¡No digas tonterías! Also, worum geht es?"

Er atmete noch einmal tief an. "Wir werden uns höchstwahrscheinlich trennen. Zwischen uns funktioniert es nicht mehr. Aber keine Sorge, cariña, du wirst uns weiterhin beide sehen können."

Dad seufzte kurz. "Ich werde in ein anderes Haus ziehen", eröffnete er mir dann noch.

"¿Qué?", hauchte ich fassunglos. "Du gehst weg?"

"¿Qué? ¡Claro que no! Das Haus ist in Runes! Ich wollte bloß nicht mehr in diesem Haus leben."

"Ach so." Erleichtert atmete ich aus.

Dad lachte leise. "Bis später, cariña."

~

El chico = der Junge

¡No digas tonterías! = Red keinen Quatsch!

¿Que? = Was?

¡Claro que no! = Natürlich nicht!

Cariña = Liebling

Pequeña = Kleine/Kleines

best wishes, CamWhere stories live. Discover now