Revierverhalten

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Ist es nicht schön ein neues Objekt sein Eigentum nennen zu können? Es gehört dann nur einem selbst und man möchte es am liebsten nicht mehr hergeben oder teilen. Dies kann man unter anderem bei kleineren Kindern gut beobachten, bei denen diese Eigentschaft allgemein noch recht gut ausgebildet ist (,,Das ist mein Eis.") Jeder Mensch mag es ein Objekt als seinen Eigentum bezeichnen zu können. Dies kann von eigenen Häusern-, über Sitzplätze in der Schule- bishin zum bloßen eigenen Körper gehen. All dies könnte eines Tages zum Eigentum gehören, das man mit Leib und Seele verteidigt. Würdet ihr etwa euer Haus-, euer Grundstück-, oder eure anderen Sachen abgeben, wenn ihr sie noch braucht? Nein, denn es ist ja euer Eigentum, das zu eurem festen Revier gehört.

Eine kurze Geschichte zum Thema Revier, um es besser nachvollziehen zu können: Meine Familie und ich fahren jeden Sommer auf eine bestimmte Insel in den Urlaub. Das tun wir mit der Familie meines Onkels und der Familie eines Freundes. Wir sehen uns dort jeden Tag mehrere Stunden und teilen praktisch alles miteinander. Das geht natürlich, weil wir ein Rudel sind, das eine geregelte Rangordnung hat. Die drei Männer sind am ranghöchsten. Dann kommen die Frauen und anschließend die Kinder. Als Mitglied der Kinder kann ich stolz behaupten, dass ich dort die Ranghöchste bin. Aber wieder zurück zum Strand. Man kann wohl sagen, dass die Urinstinkte in meiner Familie sehr ausgeprägt sind und man sie daher auch gut beobachten kann. Dort wo wir hin fahren kann man ein Phänomen beobachten, das sich dort schon immer abspielt. Der ganze Strand ist frei und nirgens ist ein Mensch zu sehen, weil wir immer sehr weit laufen bis wir unser Lager aufschlagen, da wir lieber unsere Ruhe haben möchten. Aber über den Tag verteilt kommen immer mehr Menschen, die sich überall hinlegen könnten, aber was machen sie? Sie legen sich genau neben uns. Das nervt uns jetzt schon seitdem wir dorthin fahren. Wie auch immer. Das ging soweit, bis wir zu dem Entschluss kamen eine Grenze zu ziehen. Also ist das allererste was ich jedes Jahr mit meinem Onkel mache, dass wir etwa zwanzig Meter um das Lager einen Strich ziehen und an der Grenze entlang im Abstand von drei Metern kleine Häufchen aus dem Sand bauen. So wird unser Revier gekennzeichnet. Jedoch konnte ich auch beobachten, dass unsere Reizschwelle durchaus unterschiedlich ist. Mein Onkel würde die Grenze viel weiter weg machen, um noch mehr Freiraum zu haben. Ich hingegen könnte sie auch näher machen, da ich nicht so empfindlich bin. So unterschiedlich sind die Menschen. Aber auch wenn wir den ganzen Tag zusammen sind und uns super verstehen, gibt es Grenzen. So hat jeder zum Beispiel seine eigene Strandmuschel (Eine Art spezielles Zelt für den Strand), in die er sich zurückziehen kann. Außerdem kann man sich in alle Himmelsrichtungen aus dem Weg gehen. Das ist wirklich optimal. So wird das vorhandene Temperament nicht auf einem engen Raum gehalten. Das ist wirklich wichtig, da es sonst ein großes Explosionsvermögen aufweisen würde.

Man steckt also ganz automatisch seine eigenen Grenzen ab und signalisiert allen anderen wann man seine Ruhe haben möchte. Man kann das Revierverhalten also als eine Art automatisches Verhalten bezeichnen, so wie es die bloße Körpersprache auch ist.

Nun zu einer anderen Art von Revierverhalten: Neulich hatten wir in der Schule das Thema Psychologie (Ich konnte aber nicht sonderlich viel daraus mitnehmen, da wir uns überwiegend mit dem Verhalten von Tieren beschäftigten) Allerdings hatte die Lehrerin in der ersten Stunde noch keine Materalien mit und so unterhileten wir uns bloß darüber. Plötzlich kamen wir auf eine Idee. Wir wollten einen Versuch machen, an dem man die Körpersprache nochmal sehr schön beoachten konnte. Drei unserer Schüler kamen wie immer etwas zu spät. Also beschlossen wir drei andere Schüler auf deren Plätze zu verteilen und ihnen so ihr Revier wegzunehmen. In diesem 'aufgebauten' Zustand ging also der Unterricht weiter, bis die drei die Klasse betraten und dazu aufgefordert wurden sich zu setzen. Jeder einzelne von ihnen reagierte unterschiedlich darauf.

Schüler Nr. 1 reagierte folgendermaßen: ,,Ey, geh' von meinem Platz runterdu Bast***." (Besetzender Schüler macht den Platz frei).

Schüler Nr. 2 reagierte folgendermaßen: Erfasst die Situation. Sieht den besetzten Platz und setzt sich auf den Platz der Person, die den Platz besetzt.

Schüler Nr. 3 reagierte folgendermaßen: ,,Gehst du bitte von meinem Platz runter." (Besetzender reagiert nicht) In einem bestimmteren Tonfall:,,Geh' von meinem Platz runter." (Besetzender zeigt nach wie vor keine Reaktion) Schüler wendet sich kurz zum Lehrer, der aber auch keinerlei Reaktion zeigt. Setzt sich schließlich ebenfalls auf den Platz des besetzenden.

Man sieht also, dass alle drei Schüler unterschiedlich reagieren. Jede Reaktionen kann man vom Charakter der Person-, dem Platz in der Rangordnung- und auch von der bloßen Situation abhängig machen.

Der Schüler mit der Nummer eins war sehr aufbrausend und drückte sein Unbehagen offen aus. Dies kann allerdings davon bewirkt werden, dass der besetzende Schüler rangniedriger ist. Daher möchte er mit seiner Art ein unterwürfiges Verhalten seines Gegenübers bezwecken. Hätte er dieses nicht gezeigt, hätte die Reaktionskette weiter fortgeführt werden müssen, bis zur gewünschten Reaktion einer der beiden Seiten.

Der zweite Schüler wollte durch sein Verhalten eine Außeinandersetzung verhindern. Dies kann auch daran liegen, dass er rangniedriger ist als er besetzende Schüler, also möchte er sich nicht gegen diesen auflehnen. Daher geht er dem Konflikt aus dem Weg und beendet die Reaktionskette.

Die dritte Person versucht durch sein Verhalten zwar sein Revier zurückzuerlangen, tut dies jedoch ohne großes Konfliktpotenzial mitzubringen. Er bleibt sachlich und wird erst etwas gröber, als sein Gegenüber nicht auf ihn reagiert. Schließlich merkt er, dass dies ihm nichts bringt und er wendet sich an den Lehrer, der in diesem Fall mit dem Rückern zu ihm steht und somit neutral ist. Er versteht, dass ihm das nichts bringt und beendet die Situation mit einer unterwürfigen Reaktion.

So sieht man, dass alle unterschiedlich reagieren und sich auch verschiedene Reaktionen von ihrem Verhalten erwünschen. An diesen drei Reaktionsketten sieht man in welche verschiedene Richtungen ein solches "Gespräch" verlaufen kann. Das hängt natürlich von der betreffenden Situation ab...

Menschliche PsychologieWhere stories live. Discover now