Kapitel 74

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Meine Angst pulsiert durch meinen gesamten Körper. Jede Sekunde kann etwas Schreckliches passieren, ich habe keine Ahnung was ich machen soll. Zac nimmt mich nicht gleich wahr. Sein Blick ist weiterhin zu dem nassen Boden unter den Klippen gerichtet. Der eiskalte Wind peitscht an unseren Köpfen vorbei und alles wirkt so unrealistisch, als ob ich mir das alles nur einbilde. Ich bewege mich langsam zu ihm und versuche nach seiner Hand zu greifen. Ganz zart berühre ich vorsichtig seine Fingerspitze, doch er zuckt verschreckt zusammen. 

„Was willst du denn hier? Wie hast du mich gefunden?“, sagt er zu mir, als er immer noch in die weite Ferne starrt. 

Dein Vater hat geahnt, dass du hier sein könntest, also sind wir dir gefolgt. Bitte Zac lass uns einfach von hier weg und dann reden wir noch mal vernünftig miteinander. Es gib für alles eine Lösung.“, fordere ich mit sanfter Stimme auf. Doch er reagiert wieder so abweisend und bleibt stur.

„Es ist doch egal was ich mache, keiner wird sich dafür interessieren. Meine ganze Kindheit war eine große Lüge und du versteckst dich auch vor deinen wahren Gefühlen.“, meint er verzweifelt und sieht mir zum ersten Mal richtig in die Augen. So verletzt wie in diesen Moment habe ich ihn noch nie zu vor gesehen. Die Situation geht ihn total nah und ich kann nichts für ihn tun. Ich versuche irgendetwas passende zu sagen und ich stammele seltsame Dinge vor mich hin, damit er merkt, dass ich ihn doch verstehe. 

„Natürlich interessieren wir uns für dich. Dein Vater hat sich solche Vorwürfe gemacht und ich hatte einfach nur Angst, dass du darauf hin etwas sehr dummes machst.“ 

„Denkst du wirklich ich will mich hier runter stürzen? Nein danke, dafür ist mir mein Leben doch etwas zu schade. Ich wollte einfach den Kopf frei bekommen nach der ganzen Sache.“, erwidert er sehr introvertiert. 

Mit ängstlicher Stimme rede ich nochmals auf ihn ein.

„Zac bitte lass uns einfach von hier weg gehen. Egal was passiert ich werde für dich da sein! Ich verspreche es dir!“ 

Er sieht mich so starr an, als ob er durch mich hindurch sieht. Doch seine Augen glänzen vor Freude und ich glaube ein wenig fängt er sogar an zu weinen. Natürlich wie Jungs sind, will er sich hinter seiner großen Kapuze verstecken, damit ich ihn nicht so schwach sehe. Ich finde es berührend, dass er so ergriffen ist von der ganzen Sache und flüstere ihm nur leise zu.

„Komm mit mir mit!“.

Ich strecke ihm erneut meine Hand hin und warte auf seine Reaktion. Er sieht mich immer noch so ausdruckslos an, aber diesmal bewegt er sich einen Schritt weiter. Vorsichtig versucht er sich auf diesem Felsvorsprung zu drehen, aber dann verliert er leicht sein Gleichgewicht und kippt mit seinem Oberkörper nach hinten. Meine Augen springen mir halb aus dem Kopf heraus, als ich ihn so schwanken sehe. Reflexartig greife ich nach seiner Hand und ziehe ihn mit voller Wucht zu mir hin. Ich merke nur wie ich auf dem Boden falle und etwas Schweres auf mich fällt mit voller Wucht. Ich traue mich gar nicht die Augen zu öffnen, doch ich will wissen ob Zac heile ist und ich ihn gerettet habe. Ganz vorsichtig blinzele ich mit meinen Augen und sehe Zac’s blaue Augen vor mir, die noch ganz entsetzt mich an starren. Innerlich atme ich auf, doch sein ganzes Gewicht liegt auf mir, sodass ich kaum richtig atmen kann. Doch das ist mir für diesen Moment total egal. Ich bin erleichtert, dass es ihm gut geht und versuche irgendetwas ihm zu entgegnen.

„Das war knapp!“, röchele ich leise.

„Danke, ohne dich wäre ich jetzt anscheinend tot gewesen Sunny!“, bedankt er sich mit seinem niedlichen Lächeln bei mir. So ganz nah sind wir uns schon lange nicht mehr gekommen. Er visiert meine Augen und meinen Mund an. Er lässt mich gar nicht hoch kommen und küsst mich auf den harten, steinigen Boden. In dem Moment denke ich einfach an gar nichts, ich bin so erleichtert, dass er lebt und bei mir ist. Seine Lippen sind sehr trocken, doch der Kuss fühlt sich trotzdem wunderschön an. Ich wehre mich keinen Zentimeter, weil ich auch kaum eine andere Möglichkeit habe. Er lässt gar nicht mehr von mir ab, deshalb stoße ich ihn etwas weg, auch wenn es etwas groß rüber kommt, doch sonst würde ich keine Luft mehr bekommen.

Und irgendwann ist es zu spätWo Geschichten leben. Entdecke jetzt