🌙Kapitel 2🌙

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Nachdem die eine Stunde um war, klopfte es an der Tür.
"Myraièn, ich bin es. Kann ich reinkommen?" Es war Maya.
Hastig beschwor Myraièn wieder die Illusion des kleinen Mädchens und rief: "Ja, kannst du!"
Das Klacken eines Schlüssels im Schloss ertönte und wenig später trat Maya zu ihr.
"Und? Wie fühlst du dich?", fragte sie.
"Wie neugeboren!" Myraièn strahlte. "Du, Maya?"
"Ja?"
"Darf ich heute in die Bibliothek im Magierviertel?"
Maya überlegte, das sah Myraièn an der tiefen Falte auf ihrer Stirn.
"In Ordnung. Aber geh mit keinen fremden Leuten mit und hüte dich vor dem kopflosen Reiter! Du weißt, die Schlotternächte haben angefangen!" Maya seufzte. "Aber jetzt ziehen wir dich erstmal an und dann kannst du los."
"Ist guuuut..." Myraièn kletterte aus dem mitunter kalten Wasser und wickelte sich in das große Handtuch, während Maya sich mit einem äußerst hilfreichen Zauber an ihren nassen Haaren beschäftigte.
Sekunden später waren ihre Haare trocken und nach einer Weile hatten sie auch ihren Körper abgetrocknet und in Myraièns Alltagskleider gehüllt - einem schlichten Gewand in blau.
"So, jetzt kannst du gehen.", meinte Maya, nachdem sie Myraièn einen Stoffbeutel mit Essen in die Hand gedrückt hatte.
"Vielen Dank!" Myraièn strahlte begeistert, schnappte sich ihren Besen und flog los.
Sturmwind von oben zu sehen war jedes Mal eine neue Erfahrung für die Nachtelfe.
Obwohl sie die Natur Kalimdors und besonders Pandarias bevorzugte, gefiel ihr auch dieses zugebaute Stadtlabyrinth.
Es war ein reines Weiß der Mauern, die die vier Viertel von einander trennten, vermischt mit den bunten Dächern der Viertel.
Doch das Magierviertel mochte sie am liebsten.
Warum?
Nicht nur die violetten Dächer und die Häuser aus Holz gefielen ihr, sie mochte und wertschätzte es, dass das Viertel zum Großteil aus einer Blumenwiese - die sich rund um alle Häuser befand - bestand.
Außerdem war es dort sehr ruhig.
Besonders in der Bibliothek.
Der Ort, zu dem sie gerade gehen wollte.
Ihr Herz klopfte wie verrückt.
Hoffentlich fand sie etwas über Ysera heraus!
Aufgeregt beschleunigte Myraièn den Flug ihres Besens und landete bald vor der Bibliothek.
Die Tür stand offen.
Myraièn trat ein und sah sich um.
Viele Leute, vor allem Nachtelfen, wanderten durch das riesige Gebäude voller Bücher.
War wohl Tag der offenen Tür.
Myraièn atmete tief ein, sie genoss den Geruch von Holz und alten Büchern.
Einer der Bibliothekare ging an ihr vorbei und riss sie aus ihren Träumereien.
"Ah, entschuldigt bitte...wisst Ihr, wo ich Bücher über Ysera, die Herrin der Träume, finde?" Myraièn tippte den Mann zögerlich an.
"Den Turm ganz hoch, das Regal mit dem Y.", erwiderte der Mann knapp.
"Vielen Dank!" Myraièn strahlte und lief los.
Die Treppe nach oben fand sie schnell, aber sie dachte gar nicht daran, zu laufen.
Vielmehr setzte sie sich auf einen fliegenden Folianten und ließ sich nach oben fliegen.
In der Kuppel des Turms angekommen, ließ der Foliant sie fallen und flatterte in ein Regal.
Ein Regal mit einem silbernen Y an der Seite des langen Schrankes.
Myraièn hatte gefunden, was sie gesucht hatte...zumindest teilweise.
Seufzend stellte Myraièn fest, dass es wohl anstrengend werden würde, wenn sie wirklich alle Regale nach Büchern über die mythenumwobene Drachin und Herrin der Träume absuchen wollte.
Aber vor allem die obersten Regale abzusuchen würde in der Gestalt eines kleinen Mädchens schwer werden.
Grinsend ließ Myraièn die Illusion fallen, als niemand in der Nähe war.
Mehr Zeit für sie, Stunden ohne Illusion!
Stunden mit Büchern und Entspannung!
Es erinnerte sie an ihre einstige Arbeit in Val'sharah: Bibliothekarin in der Bibliothek des Tempels der Elune.
Sie hatte ihre Arbeit geliebt.
Sie hatte den Elf aus ihren Träumen geliebt.
Sie hatte Elune geliebt.
Sie hatte ihre Heimat geliebt.
Sie hasste die Dämonen, die sie gewaltsam aus ihrem Leben, das ohnehin schon bescheiden gewesen war, gerissen hatten, hinein in das ärmliche Leben einer vorgetäuschten Waise, die sie gar nicht war.
Umso mehr genoss sie die Zeit, die sie hier verbringen konnte, an einem Ort, der sie an ihre Vergangenheit erinnerte: die Gestalt einer Nachtelfe und ein Teil ihrer Vergangenheit.
Ihr Grinsen wich einem sanften Lächeln, als sie ihre Finger über die Regale streichen ließ und die Buchtitel der vielen Bände mit ihren Augen überflog.
Als sie bei dem dritten Regal von oben - es gab sieben Regale - ankam, trat ein Nachtelf vor sie und stellte ein Buch mit grünem Ledereinband und goldener Schrift in eine Lücke.
Interessiert ging Myraièn zu dem Buch und musterte erst den Buchdeckel.
Alles über Ysera, die Herrin der Träume, und den grünen Drachenschwarm war der Titel.
"Was für ein Zufall...", murmelte Myraièn und ging zu einem leeren Tisch, setzte sich und begann gespannt zu lesen.
Ein Räuspern ertönte über Myraièn.
Sie sah hoch.
Es war der Nachtelf, der das Buch in das Regal gestellt hatte.
"Entschuldigt, dass ich Eure friedliche Lektüre störe...", begann er freundlich lächelnd, als er das Buch erkannte. "...ich wollte Euch nur darauf aufmerksam machen, dass Ihr auf meinem Platz sitzt."
"Was?" Myraièn sah sich um und erkannte mehrere Taschen hinter ihr. Sofort stand sie auf und lief rot an. "Es tut mir leid, das habe ich überhaupt nicht gesehen..."
"Nur die Ruhe.", erwiderte der Elf lächelnd. "Ihr machtet schon von Anfang an einen verträumten Eindruck."
"Oh...echt?" Myraièn dtückte peinlich berührt das Buch an sich.
"Es war sehr eindeutig. Und..." Er zeigte auf das Buch. "Ihr sucht Informationen über Ysera? Vielleicht kann ich Euch weiterhelfen? Ich habe das Buch schon viele Male gelesen."
"Ähm...Ja, also...ich suche nach einer Möglichkeit, Ysera zu sprechen...es ist...nun ja, ich weiß nicht, von welcher Wichtigkeit es ist, aber...das wäre auch ein Grund, weshalb ich mit ihr reden muss..."
"Mit Ysera?" Der Nachtelf runzelte die Stirn. "Ihr seht nicht aus wie eine Druidin. Warum solltet Ihr mit Ysera sprechen wollen?"
"Ein Traum...ein sehr alter...er wiederholt sich jeden Monat..." Nervös strich Myraièn sich ein türkise Strähne aus dem Gesicht. "Heute auch..."
"Tatsächlich?" Der Nachtelf überlegte weiter. "Ein Traum sagst du? Nun, da kann ich dir nur empfehlen, sie in den Träumen zu rufen. Wenn du Druidin wärst, wäre das viel einfacher."
"Ich würde gern eine werden...Heilerin...", sagte Myraièn leise.
"Ja?" Der Nachtelf strahlte. "Das wäre leicht zu arrangieren! Ich bin Druide, Lehrling der Erzdruiden, also kann ich dir sicher einen Platz in unseren Orden besorgen. Aedon Wintertau mein Name."
"Myraièn Windsang, freut mich." Sie machte einen leichten Knicks.
Auf einmal ertönten Rufe.
Bekannte Rufe.
Es waren Lunary und Dyros.

Why the druid can't say Yesحيث تعيش القصص. اكتشف الآن